Portrait | Supermoto-Pilot Philip Steiner
«30 Meter durch die Luft zu fliegen macht richtig Laune»
Philip Steiner ist einer von wenigen Supermoto-Fahrern im Oberwallis. Sein Ziel für diese Saison lautet – eine Platzierung unter den ersten drei seiner Kategorie.
30 Meter weite Sprünge, Überholmanöver auf Erdhügeln und Spitzengeschwindigkeiten von bis 170 km/h auf dem Asphalt. Das ist Supermoto. «Gefahren wird mit umgebauten Motocross-Maschinen», erklärt Philip Steiner. «Die Federung ist etwas härter als beim Motocross und die Reifen sind normale Strassenpneus, nicht solche mit Profil.» Das hat seinen Grund, denn ein Supermoto-Kurs besteht immer aus einem asphaltierten Teilstück und einem, bei dem der Untergrund aus Erde besteht. «Das Offroad-Stück ist zudem gespickt mit Sprüngen und Wellen», erklärt Steiner. «Rund 70 Prozent des Kurses bestehen aus Asphalt, der Rest aus Dreck.» Er persönlich bevorzuge den Offroad-Teil, sagt Steiner, obwohl er auf dem Asphalt schneller sei. «Über die Sprünge zu heizen ist halt schon spektakulärer», sagt er und lacht. «30 Meter durch die Luft zu fliegen macht richtig Laune.»
Saisonziel Platz 3
Ein Supermoto-Rennen besteht jeweils aus drei Läufen, die mit Punkten bewertet werden. Ein Lauf dauert zehn Minuten plus eine Runde. Zuvor finden ein Training und ein Qualifying statt. Die Fahrer starten, je nach Rennen, entweder von Positionen aus, die ihren Zeiten im Qualifying entsprechen, oder der Start erfolgt wie beim Skicross in einer Reihe. «Kommt es zu einem solchen Start, können sich die Fahrer gemäss den Leistungen im Qualifying ihre Position in der Reihe aussuchen», erklärt Steiner. Steiner startet in dieser Saison in der Kategorie Promo. Auf dem Rennkalender stehen acht Rennen in der Schweiz. Dazu wird Steiner noch ein Rennen in Italien und eins in Belgien bestreiten. «Im ersten Rennen habe ich Rang fünf erreicht», sagt der 24-Jährige. «Mein Saisonziel ist im Minimum Rang drei in der Gesamtwertung.» Die besten acht der Wertung steigen jeweils automatisch in die nächsthöhere Kategorie auf.
Zeitintensives Hobby
Für die Ausübung seines Hobbys nimmt Philip Steiner einiges in Kauf. «Steht ein Rennwochenende bevor, so reist man bereits am Freitag an», sagt er. «Zum Glück habe ich einen sehr kulanten Chef, der mich dann schon am Mittag ziehen lässt.» Am Samstag stehen dann Training und Qualifying auf dem Programm, am Sonntag das Rennen und die Heimreise. Am Montagabend bringt Steiner dann seine Maschine in Ordnung. Auch für Trainings muss Steiner viel Zeit investieren. «In der Schweiz gibt es keinen fix installierten Supermoto-Kurs», sagt er. «Trainieren kann ich daher nur in Frankreich oder Italien.» Sein ganzes Leben sei daher auf sein Hobby ausgerichtet, so der Mann aus Hohtenn. «Der Zeitaufwand, besonders während der Rennsaison, ist sehr hoch», sagt Steiner. Zum Supermoto-Sport kam Philip Steiner über einen Kollegen, der ebenfalls Rennen fuhr. «Ich habe mir daraufhin ein Rennen angesehen und war sofort fasziniert», sagt Steiner. «Das Gefühl, ein solches Rennen zu fahren, ist unbeschreiblich, ich denke an nichts anderes, nur an den Kurs und an meine Maschine. Das Suchtpotenzial ist sehr hoch.» Doch Supermoto ist nicht ganz ungefährlich, wie Steiner am eigenen Leib erfahren musste.
Ein Sturz und ein Sieg
«Vor ein paar Jahren bin ich bei einem Rennen gestürzt», erinnert sich der 24-Jährige. «Ich zog mir einen Leberriss und eine Schulterfraktur zu, lag ein paar Tage auf der Intensivstation des Unispitals Zürich.» Ein Jahr später kehrte Philip Steiner aber an den Ort des Geschehens zurück und gewann das Rennen. «Mein grösster Erfolg», sagt der Mann aus Hohtenn. Ans Aufhören habe er nie gedacht, dafür sei die Faszination viel zu gross. Als Risikosportart sieht Steiner Supermoto-Rennen derweil nicht. «Ich denke, auf der Strasse Motorrad zu fahren ist gefährlicher», sagt er. «Auf dem Kurs weiss man, was kommt, es gibt keinen Gegenverkehr und keine Hindernisse wie Leitplanken oder Laternen, in die man hineinkrachen kann.» Aus diesem Grund besitzt der junge Mann auch keine Strassenmaschine. «Ich habe einen Roller, das reicht», sagt er und lacht.
Martin Meul
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