Oberwallis | Poststellenabbau geht weiter

18 Poststellen droht das Aus

Gefährdungskarte der Poststellen im Oberwallis.
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Gefährdungskarte der Poststellen im Oberwallis.
Foto: Gefährdungsliste von Syndicom

Quelle: RZ 3

Brig, Visp, Zermatt, Münster und Mörel - sind das die einzigen fünf Oberwalliser Gemeinde, die künftig noch über eine Poststelle verfügen? Glaubt man der Pöstler-Gewerkschaft Syndicom lautet die Antwort: Ja.

Zwischen 2001 und 2016 sank die Zahl der Schweizer Poststellen von 3200 auf 1400. Und der Abbau geht weiter. Nach Angaben der Postchefin Susanne Ruoff sollen in den nächsten drei Jahren 600 weitere Filialen geschlossen werden. Wo genau, lässt der gelbe Riese noch offen. Die Pöstler-Gewerkschaft Syndicom wollte es genauer wissen. Sie sammelte Daten und erstellte im Januar eine Gefährdungskarte, welche die­jenigen Poststellen auflistet, die von einer Schliessung betroffen sein könnten. Von den 23 Poststellen im Oberwallis gelten nur fünf als nicht gefährdet, nämlich diejenigen in Brig, Visp, Zermatt, Münster und Mörel. Den übrigen 18 Postfilialen droht in den nächsten Jahren das Aus.

Post kritisiert Vorgehen von Syndicom

Vonseiten der Post zeigt man sich erstaunt ob des Vorgehens der Gewerkschaft Syndicom. «Zum heutigen Zeitpunkt existiert bei der Post keine Liste mit denjenigen Poststellen, die in Postagenturen umgewandelt werden sollen. Es entzieht sich unserer Kenntnis, auf welcher Grundlage die Gewerkschaft Syndicom ihre Liste erstellt hat. Wir befürchten, dass damit bei Mitarbeitenden und Bevölkerung vor allem Unsicherheit und Angst geschürt werden sollen. Diese falschen Angaben zum künftigen Poststellennetz der Post sind nicht zielführend», sagt Jacqueline Bühlmann, Mediensprecherin der Post.

Nach Kriterien der Post erstellt

Nach Auskunft von Syndicom-Mediensprecher Christian Capacoel wurde die «Gefährdungskarte der Poststellen» auf der Grundlage der öffentlich einsehbaren Bewertungskriterien der Post sowie den Forderungen des Gesetzgebers erstellt: Eine Poststelle garantiert haben Gemeinden mit mindestens 20 000 Einwohnern sowie Kantons- und Bezirkshauptorte. Zudem gelten die Regeln aus dem Postgesetz, wonach 90 Prozent der Bevölkerung innert 20 Minuten zu Fuss oder per öffentlichen Verkehr die nächste Poststelle erreichen müssen. Nicht berücksichtigt ist die wirtschaftliche Komponente einer Poststelle, da die Post diese Zahlen nicht zur Verfügung stellt. Dass die Gewerkschaft Syndicom beim Zusammenstellen der Liste ihre Angaben nicht völlig aus der Luft gegriffen hat, beweist die Tatsache, dass in der Zwischenzeit die Post die Schliessung von drei aufgelisteten Poststellen offiziell bekannt gab: Die Poststellen in Ried-Brig, Turtmann und Wiler werden durch Postagenturen ersetzt.

Post ist schwierig umzustimmen

Ihre eigene Liste, wie das zukünftige Poststellennetz aussehen wird, will die Post voraussichtlich im zweiten Quartal 2017 präsentieren. Nach Auskunft von Mediensprecherin Bühlmann sucht die Post den Dialog mit den Kantonen, Gemeinden und der Bevölkerung vor Ort und diskutiert die künftige Gestaltung des Poststellennetzes. Laut Capacoel habe man aber bisher die Erfahrung gemacht, dass diese Gespräche selten Wirkung zeigten: «Die Post lässt selten mit sich reden, wenn sie eine Filiale schliessen will.» Diese Erfahrung durften kürzlich auch der aktuelle Gemeindepräsident von Turtmann, Marcel Zenhäusern sowie sein Vorgänger Christian Jäger machen.

Postagenturen nicht gleichwertiger Ersatz

Als Ersatz für die geschlossenen Poststellen wurden seit 2001 rund 800 Postagenturen eröffnet, in denen private Unternehmen postalische Dienstleistungen erbringen. Die Post preist Post­agenturen oftmals als gleichwertigen Ersatz für Poststellen. «Das ist falsch», betont Capacoel. Die angepriesenen Angebote ersetzen jeweils nur einen kleinen Teil einer Poststelle. «Wenn Bedürfnisse von Kunden über das Empfangen und Versenden von Briefen hinausgehen, kommt eine Postagentur schnell an ihre Grenzen.» Agenturen können beispielsweise keine Nachnahmesendungen bearbeiten, Ein- und Auszahlungen seien nur beschränkt möglich und der für das Gewerbe zentrale Münzwechsel gar nicht.

1200 Schalterangestellte weniger

Die Post schliesst aber nicht nur Filialen und streicht Stellen; nach Auskunft von Syndicom werden durch die Restrukturierungswelle in den nächsten Jahren von 4500 Schalterangestellten der Post 1200 abgebaut. «Die Post lagert zunehmend Dienstleistungen an Subunternehmen aus, mit deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen und tieferen Löhnen; zum Beispiel an den Lebensmittelhändler Volg», sagt Capa­coel. Im Jahr 2016 erzielte die Post einen Gewinn von 558 Millionen Franken.

Frank O. Salzgeber

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Kommentare

  • Markus Imbodu, Visp - 3817

    Man kann die Post kritisieren keine Frage, aber aus meiner Sicht ist das ganze auch sehr einfach und Stammtisch Niveau: Der 0815 Walliser Konsument hat selber in den Händen, genau die gleichen Leute die oft jammern gehen in Domo, Bern etc... einkaufen und jammern wenn alles im Dorf wegsstribt...

  • Elvis Millius, Eggerberg - 349

    Das ist doch kein Problem, unsere neue Politikgarde wird das ganz sicher richten, zumindest mit dem Mund. Laut ihren grossen Worten im Vorfeld haben die ja schon wahre Wunder vollbracht.
    Der grossen Worte müssen Taten folgen, was ich aber bezweifle.

  • Peter Fux, St. Niklaus VS - 548

    Und was machen unsere Politiker? Scheinbar ist es leichter über Wolfsprobleme zu streiten,
    als die Post umzustimmen!

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