Kurzinterview | Gottlieb Guntern
«Die Leute haben ein Bedürfnis nach echtem Brot und Korn»
Brig-Glis | Der Kreativitätsforscher und Psychiater Gottlieb Guntern (75) hat seinen dritten Teil der Walliser Balladen fertiggestellt. Wir haben nachgefragt.
Herr Guntern, was hat Sie motiviert, einen dritten Teil Ihrer Balladen zu texten?
Ich habe vor ein paar Jahren auf der «Lüsga» in einer alten Hütte die Idee gehabt, einen Roman über meine Jugendzeit zu schreiben. Später hatte ich das Bedürfnis, über die ländliche Welt, die am Verschwinden ist, eine Trilogie zu schreiben. Die ersten zwei Teile sind schon länger fertig und den dritten Teil stelle ich am kommenden Samstag im Zeughaus Kultur vor. Damit ist die Walliser Trilogie abgeschlossen.
Was beinhaltet der dritte Teil Ihrer Walliser Balladen?
Jeder Song erzählt eine eigene Geschichte. So zum Beispiel vom «Hewwer», einem meiner Grossväter, der über den Furkapass ins Urserental gegangen ist, um Heu einzubringen. Eine andere Geschichte erzählt von meinem anderen Grossvater, der als letzter Postillon an der Furka tätig war. Aber auch sarkastische Töne sind zu hören, so etwa im Titel «Reduit-Rock»...
...in dem Sie das Klischee der Landesverteidigung im 2. Weltkrieg hinterfragen.
Der ganze Heimatkitsch geht mir voll auf den Wecker und ist total verlogen. Diese Verlogenheit und Scheinheiligkeit ist vulgär. Eine Sprache, die die Dinge beim richtigen Namen nennt, ist dagegen nobel.
Warum finden Ihre Texte so grossen Anklang?
Ich glaube, die Leute werden von den Massenmedien plattgewalzt und haben ein Bedürnis nach echtem Brot und Korn. Auch die jungen Leute suchen wieder das Einfache, Urtümliche. Darum ist es eine Verpflichtung jedes Einzelnen, seinen Beitrag dazu zu leisten und wertvolle Dinge weiterzugeben. Kultur darf nicht archiviert werden, sondern muss lebendig bleiben und von Generation zu Generation erneuert werden. Mit meinen Balladen trage ich meinen Teil dazu bei.
Walter Bellwald
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