Frontal | Dieter Zuber, TV Oberwallis
«Wir sind ein nationaler Sender mit regionalem Charakter»
Seit rund zehn Jahren ist TV Oberwallis auf Sendung und produziert eigene Inhalte. Fernsehmacher Dieter Zuber (50) über einen Spartensender mit Potenzial.
Dieter Zuber, Sie sind Fernsehmacher, Unternehmer, Kreativer Kopf, Familienmensch und Vielredner. In dieser Reihenfolge?
Nein. In erster Linie bin ich Familienmensch, dann bin ich Angestellter der bsp Studio GmbH und verantwortlich für das Programm von TV Oberwallis.
Was beinhaltet Ihre Arbeit?
Ich bin Programmverantwortlicher und technischer Leiter des Unternehmens, das heisst, ich realisiere verschiedene Sendungen und plane die einzelnen Formate. Und ich bin verantwortlich dafür, dass der Sender technisch einwandfrei läuft.
Sie verkörpern nicht nur Ihren Fernsehsender, Sie sind auch Ihr eigener Chef und Programmmacher. Vereinfacht das Ihre Arbeit?
Natürlich, ich teile mir meine Arbeit selber ein. Hinter dem Sender TV Oberwallis steht aber die bsp Studio GmbH. Wir sind eine Broadcast-Firma und spezialisiert darauf, von der Sendeproduktion bis hin zum Playout die verschiedensten Sachen zu realisieren.
Sie produzieren allein für den Sender TV Oberwallis zwölf Sendungen. Verraten Sie uns mehr…
Als wir vor zehn Jahren angefangen haben, mussten wir natürlich unsere Erfahrungen sammeln. Inzwischen haben wir uns einen Namen gemacht und betreiben von Brig aus neben TV Oberwallis drei weitere grössere Fernsehstationen, die sonst in Zürich oder sogar im Ausland angesiedelt wären. Auf TV Oberwallis werden nur selber produzierte Sendungen ausgestrahlt. Das geht von Kochsendungen über Ratgeber bis hin zu Talksendungen. Aber wir produzieren auch Sendungen für andere Stationen.
Wie aufwendig sind solche Produktionen?
Das kommt auf jede einzelne Produktion an. Bei grösseren Veranstaltungen, Konzerten oder Theaterproduktionen greifen wir auf sogenannte «Freelancer» – das sind freischaffende Fernsehmacher – zurück, die wir nach Bedarf aufbieten können. Sie helfen uns, diese Produktionen zu realisieren. Im Alltagsgeschäft sind wir ein kleines Team. Neben meiner Tätigkeit ist meine Lebenspartnerin für den Verkauf zuständig und ein Mitarbeiter ist für die Produkt- und Softwareentwicklung verantwortlich. Wir ergänzen uns ideal.
In welchem Segment würden Sie Ihren Sender einordnen?
Wir sind kein Regionalsender, sondern ein nationaler Sender mit regionalem Charakter. Unsere Stärke ist die Authentizität, der Inhalt und die Unabhängigkeit gegenüber Dritten. Wir finanzieren uns ausschliesslich mit Werbegeldern und Produktionen, können dafür aber im Gegenzug unsere Inhalte selber bestimmen. So können wir auch den «kleinen Gewerbetreibenden» schweizweit zahlbare Werbung ermöglichen. Jede unserer zwölf Sendungen spricht eine andere Alters- und Interessengruppe an. Wir sind ein Sender für alle.
Wie kommt eine Sendung in Ihr Programm?
Das ist ganz unterschiedlich. Wir suchen nicht aktiv danach, irgendwelche Sendungen in unser Programm aufzunehmen. Im Gegenteil: Die Ideen dazu werden uns zugetragen. So hat uns beispielsweise der Tierschutz Oberwallis angefragt, eine Sendung zu produzieren, um herrenlose Tiere zu vermitteln und den Zuschauern praktische Tipps für die Tierhaltung zu geben. Bei «Misses Poppins» hat uns Conny Giammarresi für einen Video-Blog angefragt. Daraus ist dann die Idee zur Sendung entstanden. Genauso verhält es sich mit den anderen Sendungen. Eine Idee wird an uns herangetragen und nach und nach entwickelt sich eine Sendung daraus. Natürlich immer im gesetzlichen Rahmen und nach den Richtlinien des Bakom.
Wie gross ist das Echo auf die Sendungen auf TV Oberwallis?
Seitdem wir auf Swisscom TV ausgestrahlt werden, haben wir ein enormes Echo. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass wir in rund 1,3 Millionen Haushalten empfangbar sind. Zudem können unsere Sendungen auch im Internet abgerufen werden. Dabei stellen wir fest, dass unsere Sendungen, je nach Region, sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Volksmusiksendungen beispielsweise sind vor allem in der Westschweiz sehr beliebt, während die Ratgebersendung «Misses Poppins» in der Zentral- und Nordostschweiz gern gesehen wird. Auch auf unsere Gesundheits- und Kochsendung haben wir viele positive Reaktionen. Wir sind ein Spartensender und haben eine gute Akzeptanz.
Die Sendung «Misses Poppins» mit Conny Giammarresi hat einen grossen Wirbel ausgelöst. Nicht zuletzt deshalb, weil der esoterische Ratgeber auch als Humbug abgetan wurde…
Die Sendung ist überhaupt nicht esoterisch angetan, sondern ist ein Ratgeber für alltägliche Anliegen. Dass wir ab und an auch kritische Meinungen über unsere Sendungen zu hören bekommen, ist völlig normal. Wir nehmen diese Kritiken auch ernst. Letztlich kann der Zuschauer aber selber entscheiden, was er sich ansehen will oder nicht.
Was gibt den Ausschlag, ob eine Sendung im Programm bleibt oder nicht?
Einerseits tauschen wir uns regelmässig mit unseren Fernsehmachern aus und versuchen, hilfreiche Inputs in die Sendung einfliessen zu lassen. Wir machen aber keine Zensur. Ein zusätzliches Hilfsmittel sind die sogenannten viralen Messungen, gestützt auf unser Online-Archiv, die wir regelmässig machen. Bei Swisscom TV kann jeder Zuschauer zusätzlich über die Home-Funktion jederzeit ein Ranking der meistgesehenen Sendungen nach Sparten einsehen. In diesem Ranking sind wir regelmässig mit bis zu neun Sendungen weit vorne vertreten. Das spricht für uns.
Was macht gutes Fernsehen aus?
Ein gutes Fernsehprogramm muss sich von den Mainstream-Formaten abheben und regionale Inhalte liefern. Das machen aber leider nur die wenigsten. Eine löbliche Ausnahme ist zum Beispiel Arte. Ein Sender, der innovative Formate ausstrahlt und sehr spannende Reportagen zu bieten hat. Das hat auch damit zu tun, dass diese Sendungen völlig anders konzipiert werden als bei den staatlich-rechtlichen Sendern. Auf vielen Sendern laufen teilweise die gleichen Formate wie beim Nachbarsender. Das ist mit der Zeit sehr eintönig.
Finden Sie überhaupt Zeit, sich durch den Fernsehdschungel durchzuzappen?
Ich schaue jeden Tag sieben bis acht Stunden fern. Das mag auf den ersten Blick überraschen, gehört aber zu meiner Arbeit. Wobei ich mich nicht nur auf die Inhalte konzentriere, sondern vielmehr auf die Machart. Bei anderen läuft das Radio im Hintergrund, bei mir der Fernseher. Ich nutze aber nicht nur das Fernsehen, um spannende Inhalte abzurufen, sondern auch den Laptop und das Handy.
Haben Sie eine persönliche Lieblingssendung?
Nein. Ich mag gerne Reportagen, schaue mir aber auch gerne Serien an. Eine eigentliche Lieblingssendung habe ich aber nicht.
Sie arbeiten praktisch jeden Tag allein im Erdgeschoss. Ist das auf die Dauer nicht eintönig?
Nein, unser Studio ist wie ein Bienenhaus. Wir machen regelmässig viele Live-Produktionen. Entsprechend sind immer viele Leute im Haus. Darum bin ich zwischendurch auch froh, wenn ich mal alleine bin und mich auf meine Arbeit konzentrieren kann (lacht).
Machen Sie lieber Studioproduktionen oder filmen Sie lieber vor Ort?
Das ist ganz unterschiedlich. Im Studio haben wir die grösseren technischen Möglichkeiten, um die Stars und Sternchen ins rechte Licht zu rücken. Aber auch ein Dreh auf einem Schauplatz hat seinen Reiz. Wichtig ist für uns, dass wir unsere Ressourcen möglichst optimal nutzen und wenn möglich mehrere Sendungen produzieren können.
Sie sind bei Ihren Produktionen vor allem auch im Schlager- und Volksmusikbereich tätig. Mögen Sie solche Schunkel-Veranstaltungen?
Das gehört zu meiner Arbeit. Die grosse Fangemeinde in diesem Business zeigt, dass die Leute gerne Schlager oder Volksmusik hören. Persönlich habe ich es lieber, wenn ich eine klassische Veranstaltung filmen kann. Ganz einfach darum, weil es eine grössere technische Herausforderung ist, ein klassisches Konzert so in Szene zu setzen, dass der Dreh am Schluss mit der Musik im Einklang steht.
Sie haben bei Ihrer Arbeit auch viel mit prominenten Gesichtern wie Francine Jordi, Andreas Gabalier, Nik P., Bo Katzman, Mike Shiva u.a. zu tun. Wie schwierig ist der Umgang mit diesen Stars?
Sehr einfach. Die meisten dieser Künstler sind sehr pflegeleicht und ich habe bisher auch noch niemanden erlebt, der irgendwelche Starallüren hatte. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir einen sehr kollegialen Umgang pflegen. Das vereinfacht die Aufgabe um einiges.
Während andere Fernsehstationen auf Gebührengelder zurückgreifen können, finanziert sich TV Oberwallis ausschliesslich mit Werbegeldern. Ist Fernsehmachen ein lukratives Geschäft?
Ja, wenn man es richtig anpackt. Wir verdienen unser Geld mit dem Broadcasting von anderen Fernsehstationen, mit Produktionen und mit Werbung, die wir selber generieren. Was uns von anderen Regionalsendern unterscheidet ist die Tatsache, dass wir eine sehr schlanke Struktur haben und kein aufgeblähter Apparat sind.
Leidet darunter nicht die Qualität?
Nein. Ganz einfach darum, weil wir bei Bedarf auf freischaffende Mitarbeiter zurückgreifen können. Zudem ist es ein Vorteil, dass diese Leute viel Erfahrung haben und sich bei Aufnahmeproduktionen in mehreren Bereichen einbringen können. Das wiederum verhindert, dass man zu viele Leute aufbieten muss und das Projekt nicht mehr finanzierbar ist.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Wir haben ganz viele Ideen, die wir umsetzen wollen. Mehr will ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten. Nur so viel: Seit wir auf dem Swisscom-Netz senden, eröffnen sich uns ganz andere Möglichkeiten. Die wollen wir nutzen. Und in naher Zukunft wird TV Oberwallis auch auf dem Netz der Barinformatik empfangbar sein.
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