Frontal | Bea Zenhäusern, Mutter von Olympiasieger Ramon Zenhäusern
«Wenn es meinen Liebsten gut geht, gehts auch mir gut»
Sie ist die Mutter des Olympiasiegers Ramon Zenhäusern und Geschäftsführerin der Vispexpo. Die zweifache Mutter Bea Zenhäusern (53) über ihren berühmten Sohn, die Familienidylle und den Muttertag.
Bea Zenhäusern, Sie sind Hausfrau, Mutter und Geschäftsführerin. In dieser Reihenfolge?
Nein, zuerst bin ich Mutter, dann Geschäftsführerin und schliesslich Hausfrau.
Was verbinden Sie mit dem Muttersein?
Eine Mutter hat eine sehr starke Bindung zu den eigenen Kindern und ist immer und jederzeit für sie da. Ich sehe das bei meiner eigenen Mutter, die einen sehr wichtigen Stellenwert in meinem Leben einnimmt. Das Befinden meiner Kinder ist morgens der erste und abends der letzte Gedanke für mich. Wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch mir gut.
Wie wichtig ist Ihnen der Muttertag?
Der Muttertag ist für mich ein spezieller Tag und dieses Jahr umso mehr, weil ich nicht an der Vifra eingespannt bin. In den letzten Jahren habe ich immer meine Eltern, meine Kinder und die Schwiegereltern zum Mittagessen an die Vifra eingeladen. Dieses Jahr lasse ich mich einladen (lacht).
Feiern Sie diesen Tag in einem speziellen Rahmen?
Mit meinen Liebsten, genauso wie die Geburtstage. Alle Geburtstage werden bei uns daheim gefeiert. Das gehört für mich zur Familientradition und das möchte ich auch so beibehalten.
Was war das rührendste Geschenk, das Sie am Muttertag bekommen haben?
Wenn mir die Kinder eine Karte geschenkt haben, auf der sie ihre Gefühle für mich aufgeschrieben haben, war das für mich etwas vom Schönsten, was man sich vorstellen kann. Solche Sachen berühren mich. Ich brauche kein grosses materielles Geschenk, damit ich mich freuen kann, sondern etwas, was ans Herz geht.
Ihr Sohn Ramon hat mit Olympiasilber und der Goldmedaille im Mannschaftswettkampf sich selber, aber auch Ihnen ein schönes Geschenk gemacht. Hat sich Ihr Alltag mit dem Olympiasieg Ihres Sohnes Ramon verändert?
Ich bin seither ein bisschen mehr eingespannt. Sei es, was die Fanpost angeht, aber auch das Beantworten von Medienanfragen oder sonstige Sachen. Aber ich mache das gerne. Aber an der innigen Beziehung zu meinem Sohn hat sich nichts geändert. Ich hoffe auch, dass ich mich nach aussen nicht verändert habe. Ich bin noch immer die Bea, die ich vorher war. Und ich könnte meine Hand ins Feuer legen, dass sich auch Ramon nicht ändert.
Wie haben Sie die Erfolge Ihres Sohnes an den Olympischen Spielen miterlebt?
Es war eine verrückte Sache. Wenn ich die Medaille daheim sehe, kommt es mir manchmal vor wie ein Traum. Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass wir als Familie das erleben können. Ich war vor den Rennen auch nie angespannt oder nervös und habe gar nichts erwartet. Umso überraschter und glücklicher war ich, als Ramon aufs Podest gefahren ist. Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn er ein Diplom eingefahren hätte.
Haben Sie die entscheidende Phase des Slaloms tatsächlich nicht vor dem Fernseher miterlebt?
Nein. Als Ramon im Ziel war und noch acht Rennfahrer am Start standen, habe ich mich in die Waschküche verzogen. «Das hed mi nid gidolläd.» Meine Tochter hat mir dann immer die Zwischenrangliste durchgegeben. Erst nach dem Rennen habe ich mir die entscheidende Rennphase angeschaut. Zwischen den zwei Slalomläufen wollte ich mich noch kurz hinlegen. Aber ich konnte nicht schlafen, weil ich in Gedanken immer bei Ramon war. Zudem hat das Telefon ständig geklingelt oder es kamen WhatsApp-Nachrichten und SMS. Die ganze Nacht waren wir nicht alleine (lacht).
Ihre erste Reaktion nach Olympiasilber?
Ich habe es erst gar nicht richtig gecheckt. Ich habe mich auch nie mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass Ramon aufs Podest fahren könnte. Erst nach und nach habe ich realisiert, was mein Sohn für eine Leistung gezeigt hat.
Haben Sie mit ihm nach dem Rennen telefoniert?
Ja, nach dem Rennen hat er uns kurz angerufen. Ich habe ihm dann gesagt, geniesse den Moment. Nicht zuletzt darum, weil er viel Zeit und Fleiss geopfert hat, und diese Medaillen sind jetzt der Lohn dafür.
Gab es auch einen Moment, wo Ihnen der Rummel zu viel geworden ist?
Wir wurden anfangs ein bisschen überrannt. Es gab viele Medienanfragen und wir standen auf einmal im Mittelpunkt. Das ganze Interesse hat sich erst nach und nach gelegt.
Fiebern Sie auch live an den Rennen von Ramon mit?
Mein Mann und ich fahren regelmässig an Weltcuprennen. Wenn ich vor Ort bin, dann bin ich weniger aufgeregt als daheim vor dem Fernseher. Und es gibt mir eine Art Sicherheit. In Wengen hat sich Ramon vor dem Rennen eine Magen-Darm-Infektion geholt. Da konnte ich ihm dann direkt vor Ort ein paar gute Ratschläge geben und ihm helfen. Sonst sind wir einfach als Zuschauer dabei und wenn es die Zeit erlaubt, gehen wir mit Ramon auch mal etwas trinken. Eigentlich wollten wir auch an die Olympischen Spiele nach Pyeongchang fliegen. Weil mein Mann arbeiten musste, konnten wir leider nicht gehen.
Nicht nur Ihr Sohn, auch Ihre Tochter Romaine ist sportlich unterwegs und war auf dem Sprung in den Tenniszirkus. Wie erlebt sie die sportlichen Erfolge ihres Bruders?
Vor ein paar Jahren war Romaine eine sehr gute Tennisspielerin. Leider musste sie verletzungsbedingt ihre Karriere abbrechen. In dieser Zeit stand sie mehr im Rampenlicht als ihr Bruder. Die beiden haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander und Romaine freut sich mit Ramon über den Erfolg.
Sie sind eine sehr sportliche Familie. Wie halten Sie sich fit?
Ich bin im Damenturnverein und fahre gerne Ski. Aber das sportliche Talent haben die Kinder von ihrem Vater. Ich stehe ihnen mehr mit Rat und Tat zur Seite und bin für das körperliche und seelische Wohl zuständig.
Wie kann man Ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern?
Wenn es meiner Familie gut geht, dann geht es auch mir gut. Wir haben viel Glück, dass es meinen Eltern und den Schwiegereltern gut geht und wir alle gesund sind. Das ist die Hauptsache. Ich brauche kein Geld, ich habe lieber Zeit für meine Liebsten.
Wann haben Sie das letzte Mal geweint?
Das war bei den Siegerehrungen in Pyeongchang. Das hat mich berührt, nicht zuletzt deshalb, weil ich nicht vor Ort war. Da habe ich eine Träne verdrückt.
Sie wirken nach aussen hin sehr ausgeglichen. Können Sie auch mal auf den Tisch schlagen?
Ich lasse mich ungern aus der Reserve locken. Aber wenn mich was nervt, dann kann ich auch ungeduldig werden und den Tarif durchgeben.
Was treibt Sie zur Weissglut?
Wenn man immer wieder das Gleiche sagen muss. Damit habe ich Mühe. Manche Leute haben den Kopf nie bei der Sache. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe gerne, wenn man lösungsorientiert arbeitet, und erwarte das auch von meinem Umfeld.
Was macht Sie zur besten Mutter der Welt?
(überlegt lange) Ich glaube, alle Mütter haben ein spezielles Gen in sich. Das geht vom Beschützerinstinkt bis zum «Rundum-Versorgungspaket» für die Liebsten. Dazu gehört auch der erste und letzte Gedanke des Tages. Ich habe eine Bindung zu meinen Kindern, die man rational gar nicht erklären kann. Ich verwöhne sie gerne und sie verwöhnen mich.
Ein Wort zu Ihrem beruflichen Alltag. Ihr Name ist untrennbar mit den beiden Visper Frühjahrsausstellungen Neuwa und Vifra verbunden. Wie aufwendig sind die Vorbereitungsarbeiten?
Nach den Ausstellungen ist vor den Ausstellungen. Nach einer kurzen Sommerpause fangen schon wieder die Vorbereitungsarbeiten an. Die Aussteller müssen angefragt werden, die Standplätze eingeteilt und die Reservationen gemacht werden. Die Arbeit verlangt auch eine gewisse Flexibilität. Erst kürzlich hat mir ein grosser Gewerbetreibender für die Vifra abgesagt. Dann muss man improvisieren und nach einem geeigneten Ersatz Ausschau halten.
Wie wichtig sind diese Ausstellungen fürs Oberwallis?
Dass sich das Oberwalliser Gewerbe in der Region präsentieren kann, ist sehr wichtig. Es ist eine wichtige Werbeplattform, um sich in kurzer Zeit einem grossen Publikum vorzustellen. Das gibt es sonst nirgends. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. In so kurzer Zeit hat ein Gewerbetreibender nirgends so viele Kundenkontakte wie an der Neuwa und der Vifra.
Würden Sie es begrüssen, wenn die OGA in Brig wieder stattfinden würde?
Ich bin der Meinung, für den Raum Oberwallis reicht eine Gewerbemesse. Wir sind ein überschaubares Einzugsgebiet mit vielen kleinen Unternehmen. Da können wir uns nicht noch gegenseitig die Aussteller abwerben. Das wäre fatal. Die Alternative wären zwei grosse Ausstellungen mit vielen Deutschschweizer Unternehmen. Das aber schadet wiederum dem Oberwalliser Gewerbe. Darum bin ich der Meinung, dass eine Ausstellung mit Oberwalliser KMU ausreicht. Zudem können wir mit der Neuwa und der Vifra auch gegenseitig Synergien nutzen.
Freuen Sie sich darauf, wenn die Ausstellungen ab 2020 in der neuen Lonza Arena stattfinden?
Das wird sicher eine gute Sache. Allerdings wird ab 2020 der Geschäftsführer der Lonza Arena die Geschicke übernehmen.
Das heisst, Sie werden also nach 17 Jahren Ihr Amt abgeben?
Ja, ich werde die Verantwortung der beiden Ausstellungen Neuwa und Vifra abgeben. Es war eine spannende und aufregende Zeit und ich freue mich darauf, mich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen.
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Kommentare
Markus Imbodu, Visp - ↑8↓1
Frau Zenhäusern macht sicher einen ordentlichen Job bei der Vifra & Neuwa und den 4 Märkten... Aber meine liebe Dame: Konkurrenz ala OGA belebt das Geschäft! Die Vifra verkommt aus meiner Sicht wie viele Visper und Oberwalliser Events immer mehr zum "Fress und Laff" Konsum-Event die "armen" No-Food Aussteller betrachten viele als Deko... Oder wer kauft heute noch einen Staubssauger an einer Messe?
PS: Diese Lokale-gesülze: auch die Vifra hatte bereits zig Deutschschweizer und sogar deutsche Händler vor Ort...
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