Eischoll | Interview mit Musicalproduzent Raban Brunner

«Von vielen Kulturkennern werde ich teils belächelt»

Raban Brunner.
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Raban Brunner.
Foto: RZ

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Er arbeitet derzeit intensiv an der Produktion des Musicals «Umbra», das im September aufgeführt wird, und blickt gleichzeitig voller Vorfreude auf sein baldiges Studium in den USA voraus. Raban Brunner (21) über ein Leben voller Hingabe und Passion für die Musik.

Raban Brunner, Ihr bisheriges Leben haben Sie voll und ganz der Musik verschrieben. Ihre Biografie erscheint schon fast als einzige Komposition. Von wem haben Sie das geerbt?

Meine Eltern haben schon früh Wert auf musikalische Ausbildung gelegt und entsprechend habe ich Klavierunterricht erhalten. Zu meiner Schwester Sarah (mehrfache Orgel-Preisträgerin, Anm. Red.) unterhalte ich eine enge Bindung und sie war diesbezüglich für mich auch immer ein Vorbild. So gesehen bin ich familiär «vorbelastet» und mit Musik aufgewachsen.

Reden wir über das Musical «Umbra», das im September aufgeführt wird. Dieses haben Sie zusammen mit Emmanuel Amacker als Co-Produzenten von Grund auf selbstständig auf die Beine gestellt. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Seit dem Kindergarten bin ich mit Emmanuel befreundet und so ist die Idee, einmal etwas Gemeinsames, Grosses auf die Beine zu stellen, entstanden. Er hatte immer schon ein grosses Organisationstalent und ich von Kindesbeinen an ein Flair für Musik, Tanz und Musicals. So ist eines Tages einmal die Idee von «Umbra» entstanden und wir waren uns rasch einig. Schon von Anfang an setzten wir uns aber nicht unter Druck und gaben uns selbst die nötige Zeit für die Kompositionen, die Zusammensetzung des Teams und das ganze Drum und Dran. Wir wollten etwas Professionelles organisieren und ich bin überzeugt, dass uns das gelungen ist.

Seither arbeiten Sie schon fast sieben Jahre am Projekt und sind 21 Jahre alt. Schon fast eine Art Lebenswerk…?

(überlegt eine Weile). Mit 21 von einem Lebenswerk zu sprechen, ist etwas verfrüht. Aber es stimmt schon. Rein rechnerisch gesehen habe ich mich ein Drittel meines bisherigen Lebens mit der Produktion des Musicals beschäftigt. Die Vorfreude, den Zuschauern zu zeigen, was ­daraus geworden ist, ist riesig. Auch weil der ­Zuspruch mit bereits zum jetzigen Zeitpunkt komplett ausverkauften Aufführungen gross ist.

Sind Sie in all den Jahren auch auf Schwierigkeiten gestossen?

Wir haben von Anfang an versucht, Profis für uns zu gewinnen, was uns gelungen ist. Trotzdem ist das eine oder andere Problem aufgetaucht, wofür aber immer eine Lösung gefunden werden konnte. Auch die Sicherstellung des Budgets von rund 600 000 Franken haben wir im Griff. Am Schluss rechnen wir mit einer Nullrechnung.

«Ich unterhalte
Kontakte zum New Yorker Broadway»

Für das Projekt sind Sie auch ins Ausland ­gereist, um sich davon inspirieren zu lassen. Wie haben Sie davon profitiert?

Dafür muss ich ausholen…

Bitte…

Während des Kollegiums bin ich nach London gereist und habe verschiedene Musicals besucht. Nach den Aufführungen habe ich bei den Hintereingängen auf Darsteller und Produzenten gewartet, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dabei wurden wir mehrheitlich belächelt. Ich blieb aber hartnäckig, was sich schliesslich ausbezahlt hat. Das Produktionsteam des in unseren Breitengraden eher unbekannten Musicals ­«Wicked» fand unsere Idee toll und versprach uns seine Unterstützung.

Haben sie Wort gehalten?

Und wie. Wir unterhalten intensiven Kontakt und sie unterstützen uns in verschiedenen ­Bereichen. Sie geben uns wertvolle Tipps, die es für eine derartige Produktion braucht. So ist es auch ihr Verdienst, dass ich in der Zwischenzeit ebenfalls guten Kontakt zu verschiedenen Leuten am Broadway in New York habe. Das ­«Wicked»-Team hat die nötigen Kontakte hergestellt. Auch davon profitieren wir enorm und sie stehen uns mit Rat und Tat zur Seite.

Apropos Erfahrung. Zusammen mit ­Emmanuel Amacker sind Sie in früheren Jahren als ­Komikerduo unterwegs gewesen. Dabei sind Sie verschiedentlich in der Region aufge­treten. Auch dabei haben Sie die Gags teils selbst ­geschrieben und das Programm eigenständig zusammengestellt. Hat Ihnen diese Erfahrung auch geholfen?

Das war tatsächlich eine tolle Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte. Trotz der vielen positiven Aspekte würde ich das zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr machen und mich eher auf Projekte wie «Umbra» konzentrieren. Da fühle ich mich wohler und kann mich breiter entfalten.

Stimmt es, dass Sie den Erlös der damaligen Auftritte gespendet haben?

Das stimmt. Insgesamt haben wir bei den Auftritten 30 000 Franken gesammelt, die wir für zwei Projekte in Südamerika gespendet haben. Darauf sind wir noch heute sehr stolz.

Als Produzent eines Musicals sind Sie Teil der hiesigen Kulturszene. Wie erleben Sie den ­Zuspruch zu Kultur im Oberwallis?

Auf unser Projekt bezogen gibt es nach meiner Einschätzung zwei Gruppen. Von vielen erfahrenen Kulturkennern werden wir teils belächelt. Obwohl sämtliche geplanten Aufführungen bereits ausverkauft sind, hat man uns gegenüber Vorbehalte. Nur weil es allen gefalle und der Zuspruch ja offenbar gross ist, wird der kulturelle Aspekt grundsätzlich hinterfragt. Und dann gibt es die weniger Kulturerfahrenen, die ebenfalls kritisch sind. Doch aus einem anderen Grund. Für sie sei diese Art von Aufführung schon ­wieder zu elitär, ist oft zu hören. Oder sie stellen sich etwas zu Intellektuelles vor. Letztendlich aber bestätigt uns die grosse Nachfrage nach Tickets doch irgendwie, dass wir etwas machen, was die breite Öffentlichkeit anspricht.

Nach so langer und intensiver Vorbereitungszeit wird das Projekt mit den angesprochenen Aufführungen zu Ende gehen. Wird es eine Fortsetzung geben oder aber ist «Umbra» ein ­einmaliges Projekt?

Es wird ein solches Projekt mit meiner Mitarbeit im Oberwallis kaum mehr geben. So gesehen wird es ein einmaliges Projekt bleiben. Aber vielleicht später an irgendeinem anderen Ort der Welt schliesse ich das nicht aus.

«Das Musical wird ein einmaliges
Projekt bleiben»

Reden wir doch über die Zukunft. Derzeit arbeiten Sie in einem Teilpensum bei der Lonza, um etwas Geld zu ver­dienen. In Anbetracht Ihrer Leidenschaft für Musik, Ihrer bisherigen musikalischen Er­folge (Preis für beste Musikmatura 2018, Anm. Red.), wird Ihre berufliche Zukunft aber wohl eher in diesem Bereich zu finden sein, oder?

Als ursprünglicher Plan A für meine berufliche Zukunft stand ein Ingenieurstudium an der ETH Zürich im Raum. Parallel dazu als Plan B habe ich mich bei verschiedenen Universitäten im Ausland für ein musikalisches Studium beworben, ohne aber ernsthaft mit einer Zusage zu rechnen. Nach einem längeren Auswahlverfahren und Prüfungen vor Ort habe ich eines Tages Post des «Berklee College of Music» aus Boston mit einer Zusage für einen der elf Studienplätze für meinen Studiengang erhalten. Darauf freue ich mich natürlich.

Wann gehts los?

Nächsten Januar.

Und das ETH-Studium?

Das war wie gesagt mein ursprünglicher Plan A, der mittlerweile zu Plan B wurde. Das vierjährige Studium für Film- und Theaterkomposition in den USA ist recht teuer und ich greife zur Finanzierung auf Stipendien und Stiftungen zurück. Ich will es trotzdem versuchen, auch weil mir viele Bekannte der Musikszene gesagt haben, ich sei ein Idiot wenn ich es nicht versuche.

Raban Brunner als Profimusiker. Wie klingt das?

Gut natürlich. Das ist mein Ziel, dafür fühle ich mich berufen. Wo es mich dann nach dem Studium verschlägt, lasse ich zum jetzigen Zeitpunkt offen. Ich versuche einfach, meine Träume zu leben.

Peter Abgottspon

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Infos

Vorname Raban
Name Btrunner
Geburtsdatum 19. Mai 1998
Familie glücklich verliebt
Beruf Student
Hobbies Musik
Ich bin der bessere Musiker als meine Schwester Sarah. Nein
Meine Komikerauftritte waren ein Rohrkrepierer. Nein
Eines Tages werde ich am Broadway für Furore sorgen. Joker
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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