Frontal | Eishockeyspieler
«Unsere Fasnachtszeit kommt noch – beim Titelgewinn»
Visp | Er ist Captain des EHC Visp und heiss auf Playoffhockey. Alain Brunold will mit Visp den NLB-Meistertitel erfolgreich verteidigen. Als erste Hürde wartet im Viertelfinal Olten auf die Lonzastädter. Brunold erwartet einen Kampf auf Augenhöhe.
Alain Brunold, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Was wünschen Sie sich zum 30. Geburtstag?
Primär wünsche ich mir gute Gesundheit. Sportlich gesehen natürlich eine erfolgreiche Titelverteidigung mit dem EHC Visp.
Es ist Fasnachtszeit im Oberwallis und die Playoffs beginnen. Ein ungünstiger Zeitpunkt.
Ja, das ist richtig, doch ich denke, unsere Fasnachtszeit könnte noch bevorstehen, falls wir den Titel erfolgreich verteidigen.
Sind Sie denn ein Fasnächtler?
Nein, ich bin überhaupt kein Fasnächtler. Obwohl ich bereits seit neun Jahren das Dress des EHC Visp trage und im Oberwallis lebe, fand ich nie wirklich Gefallen an der fünften Jahreszeit. Maskiert oder verkleidet umherzulaufen ist nicht mein Ding. Deshalb spielt es für mich persönlich auch keine Rolle, wenn der Playoffstart am Freitag mitten in die Oberwalliser Fasnachtszeit fällt.
Der EHC Visp lässt meist in der Playoffzeit seine Maske fallen und zeigt sein wahres Gesicht. Visp ist ein Playoffteam. Was liegt in der Serie gegen Olten drin?
Das ist eine gute Frage vor dem Playoffstart. Es ist alles möglich. Die Qualifikation hat einmal mehr gezeigt, dass in der Nationalliga B wirklich jeder gegen jeden gewinnen und verlieren kann. Deshalb sind wir auch für die Serie gegen Olten gewarnt. Das gibt ein Duell auf Biegen und Brechen und wird für uns alles andere als einfach. Denn eines ist sicher: Olten ist der stärkste Gegner, den eine Top 4-Mannschaft erhalten kann.
Demzufolge wird man sofort sehen, wo man steht.
Genau. In dieser Serie wird uns aufgezeigt, wozu wir heuer fähig sein werden.
Ist Olten mehr Wunsch- oder Angstgegner?
Ein Angstgegner ist es sicher nicht, denn ich spiele lieber gegen den EHC Olten als gegen den Tabellenachten Thurgau.
Ach ja?
Ja. Denn in den Spielen gegen Olten sind sowohl daheim wie auch auswärts stets viele Emotionen mit im Spiel. Das ist für uns sehr wichtig. Wenn in unserem Spiel keine Emotionen sind, haben wir einen Nachteil. Der EHC Visp hat gegen jeden Gegner Mühe, gegen den er seine Emotionen während des Spiels nicht aufbauen kann. In den Spielen, in denen es viele Emotionen gibt – so vor allem gegen Langnau, Olten oder Langenthal – zeigen wir meist unser bestes Eishockey.
Gegen Olten siegte Visp zum Saisonauftakt gleich mit 10:5 Toren. Anschliessend gab es Heim- und Auswärtssiege, aber auch Heim- und Auswärtspleiten gegen die Solothurner. Was entscheidet die Serie?
Das werden Details sein, denn ich erwarte eine Begegnung auf Augenhöhe. Wichtig wird für uns jedoch sein, dass wir nicht zu viele Strafen nehmen werden, denn Olten spielt ein gutes und effizientes Powerplay. Hier gilt es, die offensiv starke Mannschaft nicht zu oft in Überzahl agieren zu lassen. Andererseits müssen wir viel laufen und kämpfen, um selber Strafen herauszuholen.
Was ändert eigentlich bezüglich Trainingseinheit auf die Playoffs hin? Wo liegen die grössten Unterschiede zur Meisterschaft?
Die Trainingseinheiten sind während den Playoffs in der Tat viel kürzer als sonst. Wir hatten bereits im Dezember und im Januar eine Zeit, in der vermehrt Spiele auf dem Programm standen, dabei konnten wir die Playoffzeit schon ein bisschen simulieren.
Worauf wird denn in einem Playoff-Training der Fokus gelegt?
Während dieser intensiven Zeit legt der Trainer den Fokus vermehrt auf Details. Das heisst, wir analysieren zum Beispiel Videos von unserem Spiel. Generell fallen die Trainingseinheiten bei drei Spielen in der Woche kürzer aus.
Als Visp letztmals den NLB-Pott gewann (2011 und 2014, die Red.) startete die Mannschaft von Platz 6 und Platz 5 aus. Hat das Team nun einen Heimnachteil?
Nein, das würde ich so nicht sagen. Wir sind froh, dass wir die Serie zu Hause in Angriff nehmen können. Gerade im neuen Jahr haben wir in der Litternahalle mit wenigen Ausnahmen gutes Eishockey gespielt und gingen meist als Sieger vom Eis. Für mich ist klar, dass es für uns ein Vorteil ist, zu Hause in die Serie starten zu können. Denn es ist für keinen Gegner einfach, in Visp in eine Playoffserie zu starten. Die Stimmung in der Halle ist während den Playoffs meist gut und die Kabinen sind kleiner als sonstwo. Deshalb haben wir gewiss einen Vorteil.
Stichwort Kabine. Wie treten Sie als Captain während den Playoffs in der Kabine auf? Was ändert sich?
Das ist schwierig zu sagen, soviel ändert sich für mich nicht. Das Wichtigste ist darauf zu achten, dass die Mannschaft immer fokussiert ist. Die Jungs sollen sich nach einem Spiel gut erholen, sich anschliessend wieder entsprechend seriös vorbereiten und für die nächste Begegnung bereit sein. Darauf will ich auch als Captain ein Auge halten, doch unter dem Strich ist jeder für sich selber verantwortlich.
Was ist während dem Spiel. Wie nehmen Sie dann Einfluss?
Läuft ein Spiel gegen uns, gibt es die Möglichkeit, das Team von der Bank aus zu motivieren und wenn es nötig wird, kann man sie auch einmal in der Kabine wachrütteln.
Sie wirken sehr ruhig und gelassen, können Sie in der Kabine auch mal richtig laut werden?
Ja, das gibt es. Natürlich bin ich eher diskret, doch sowas kann gerade in den Playoffs durchaus einmal vorkommen.
Sie spielen seit neun Jahren beim EHC Visp. Wie wichtig ist Erfahrung in den Playoffs?
Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir mehrere sehr playoff-erfahrene Spieler in unseren Reihen haben. Das ist enorm wichtig. Wir übertragen diese Erfahrung automatisch auf die jüngeren Spieler.
Ihr Vertrag läuft bis Saisonende 2016/17. Sehen Sie auch Ihre nächsten Jahre im Oberwallis?
Bestimmt werde ich meinen Vertrag beim EHC Visp erfüllen, anschliessend kommt es auf meine berufliche Zukunft an (Brunold studiert Wirtschaftsingenieur in Bern, die Red.). Wenn alles passt, kann ich mir vorstellen, hier zu bleiben, denn es gefällt mir im Wallis sehr gut. Ganz ehrlich: Als ich vor neun Jahren hierher kam, dachte ich nicht, dass ich solange bleiben würde (lacht).
Alain Brunold, die Siege in den letzten beiden Meisterschaftsspielen haben eine Art Playoff-Euphorie ins Oberwallis gebracht. Spüren Sie davon etwas?
Ja. Unmittelbar vor und auch während den Playoffs werden wir Spieler öfters auf der Strasse angesprochen. Eishockey ist dann in aller Munde. Vermehrt finden Fans den Weg ins Stadion und die Leute wissen dann, dass es definitiv um etwas geht.
Welches ist eigentlich Ihr persönliches Playoff-Highlight mit dem EHC Visp?
Das sind die beiden Meistertitel, doch ich wüsste nicht, welcher der Schönere war, denn beide waren auf ihre Art speziell und kamen total unerwartet.
Die Gemeinde und der Club sind bemüht, eine neue Halle in Visp zu realisieren. Gute Playoffspiele könnten eine allfällige Abstimmung entscheidend beeinflussen. Ist das teamintern ein Thema?
Direkt darüber geredet haben wir nicht. Primär fokussieren wir uns aufs Sportliche und lassen die zuständigen Leute anderes regeln. Aber natürlich wäre es toll, wenn es mit dem Hallenbau klappen würde.
Aber die Mannschaft weiss schon um die Wichtigkeit einer neuen Eishalle?
Natürlich. Gerade kürzlich als in den Medien über einen Neubau diskutiert wurde, haben wir in der Kabine nach den Trainings darüber gesprochen. Wir wissen, dass die Planung im Hintergrund läuft und sind gespannt, was dabei heraus schauen wird.
Apropos Eishalle und Fans. Was wünschen Sie sich von den Fans während den Playoffs?
Sie sollen hinter uns stehen. Bedingungslos. Wir brauchen die Fans in guten und vor allem auch in schlechten Zeiten.
Simon Kalbermatten
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