Zermatt | Frontalinterview: Die Hauptdarsteller vor der Premiere der Zermatter Freilichtspiele

«Privat werden wir nie im Leben ein Paar»

Romaine Müller und David Taugwalder als Jakob und Maria im Stück Romeo und Julia am Gornergrat.
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Romaine Müller und David Taugwalder als Jakob und Maria im Stück Romeo und Julia am Gornergrat.
Foto: z-arts

Romaine Müller.
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Romaine Müller.
Foto: RZ

David Taugwalder.
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David Taugwalder.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Sie spielen an den diesjährigen Freilichtspielen mit Jakob und Maria die Hautprollen im Stück «Romeo und Julia am Gornergrat». Die beiden Zermatter David Taugwalder (25) und Romaine Müller (22) sprechen über die intensiven Vorbereitungen und gefärbte Haare.

Die Proben befinden sich auf der Ziellinie. Wie gross ist die Vorfreude auf die Aufführungen?
Romaine Enorm gross. Jetzt, kurz vor der Premiere (am 6. Juli, Anm. Red.), steigt aber auch die Anspannung und es fängt an zu «kribbeln». Aber nach den intensiven und langen Proben wird mit dem Beginn der Aufführungen auch ein neues Kapitel aufgeschlagen.
David Riesig. Wenn ich mich zurückerinnere, wie vor gut einem halben Jahr alles begonnen hat, so bin ich auch froh, dem Publikum endlich zu zeigen, was wir geprobt und einstudiert haben. Darauf freue ich mich.

Sie sprechen an, wie alles begann. Wie bekamen Sie beide eigentlich die Hauptrollen?
Romaine Ich war bei den vor zwei Jahren erstmals ausgetragenen Freilichtspielen («The Matterhorn Story», Anm. Red.) bereits dabei und spielte im Stück bereits die Freundin von David. So kam für uns beide die Zusammenarbeit mit Regisseurin Livia Anne Richard auch für dieses Jahr zustande.

Haben Sie für die Zusage lange überlegt?
David Nein. Vor zwei Jahren hat es mir so gut gefallen, dass ich nicht lange überlegen musste. Ich musste einzig einige Dinge abklären, wie ich alles unter einen Hut bringen würde.
Romaine Wir beide sind offiziell Amateure. So musste auch ich einige Dinge abklären, schliesslich aber stand mein Entscheid recht schnell fest.

Wie also bringen Sie alles unter einen Hut? David, Sie arbeiten bei Ihrem Vater im Treuhandbüro, machen eine Weiterbildung zum Betriebswirtschafter, spielen beim FC St. Niklaus Fussball und sind beim Theater engagiert. Und Sie Romaine haben daneben sicher auch weitere Verpflichtungen. Wie geht das?
David Das ist eine Frage der Einteilung. Bis Ende August muss ich meine Diplomarbeit abgeben. Während dieser Zeit sind an fünf Tagen pro Woche Aufführungen. Weil ich bei meinem Vater arbeite, kann ich dort meine Zeit flexibel gestalten. Trotzdem muss ich mich gut organisieren.
Romaine Da ich zurzeit nirgends fest angestellt bin, kann ich es mir gut einteilen. Aber trotzdem reicht es diesen Sommer nicht für Ferien. Auch ein Festivalbesuch wird nicht drinliegen. (lacht)

Sprechen wir über Ihre Rollen. Im Stück spielen Sie ein Liebespaar. Wie gehen Sie mit dieser Rolle um?
Romaine (lacht) David ist ein super Typ. Wir haben ein enges Verhältnis und sind mittlerweile sehr gute Freunde geworden. Unsere Zusammenarbeit ist unkompliziert.
David Wir kennen uns von Kindesbeinen an und so wissen wir genau, wie der andere funktioniert. Unter diesen Voraussetzungen fällt es natürlich leichter, ein Liebespaar zu spielen. Und wir haben auch lange genug dafür geprobt. Ich nehme es aber gleich vorweg. So gut wie es zwischen uns auch läuft, privat werden wir nie im Leben ein Paar.

Warum nicht?

David Wir sind Grossvetter und -base. (beide lachen)

Ich möchte aber noch etwas mehr über Ihr Rollenspiel wissen. Wie schaffen Sie beide als Laien den Spagat zwischen Realität und Theater?
David Mit rund 80 Probetagen und 38 Aufführungen (vom 6. Juli bis 27. August, Anm. Red.) kommen wir nahe an einen Profi-Aufwand heran. Sicher aber ist, dass es während dem Spielen wichtig ist, den Alltag zu vergessen und hinter sich zu lassen. Auch das zu lernen ist Teil des Theaterspielens.
Romaine Dabei hilft die Freilichtbühne auf dem Riffelberg beim Gornergrat. So kann man sich bereits während der Fahrt mit dem Zug nach oben auf die bevorstehende Aufführung vorbereiten. Oben angekommen, fühlt man sich in Anbetracht der wunderschönen Kulisse im Freien bereits in einer anderen Welt und schlüpft so einfacher in eine andere Rolle.

«Wir sind froh dass es endlich losgeht»

Übrigens David. Ihre Haarfarbe fällt auf. Sie sind doch sonst blond und jetzt sind Sie plötzlich schwarz gefärbt. Was ist passiert?
(beide lachen). David Das hat mit der Rolle zu tun. In den ersten Szenen des Stücks werden wir beide von zwei jüngeren Darstellern als Kinder gespielt. Da mein «Kinderdarsteller» dunkle Haare hat, musste ich meine färben. Im Gegenzug musste er seine natürlichen langen Haare abschneiden. Mit den gefärbten Haaren sehe ich jetzt übrigens einem meiner Brüder viel ähnlicher. (Romaine fällt ihm ins Wort) David gefällt mir mit schwarzen Haaren besser. (lacht)

Sprechen wir über den Inhalt des Stücks «Romeo und Julia am Gornergrat». Der Klassiker wurde von der Berner Regisseurin Livia Anne Richard etwas umgeschrieben und auf die historischen Zermatter Begebenheiten adpatiert. Trotzdem bleibt das Stück dem roten Faden mit Liebe, Leidenschaft, Missgunst und Familienstreit treu. Was fasziniert Sie beide an der Geschichte?
Romaine Das Stück ist eigentlich ein Sinnbild des normalen Lebens. Ein ständiges Auf und Ab. Schönes wird plötzlich unangenehm und umgekehrt. Auf Hochs folgen wieder Tiefs. So wie das Leben halt spielt. In diesem Wechselbad der Gefühle wird sich auch der Zuschauer während der 1½-stündigen Aufführung befinden und zweifellos vieles aus seinem eigenen Leben nachvollziehen können.
David Genau diese Spannungsfelder machen die Geschichte spannend. Aber auch als Darsteller befindet man sich die ganze Zeit darin und erlebt ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Das haben wir während den Proben hautnah erfahren.

So etwas authentisch und glaubwürdig spielen zu können, braucht sicher viel Vertrauen zueinander…
Romaine und David Ja, und das haben wir.

Auch zwischen Ihnen und der Regisseurin braucht es zweifellos viel Vertrauen. Vor dem Hintergund der langen und intensiven Proben, verlief die Zusammenarbeit immer reibungslos?
Romaine Mit ihr geht es in erster Linie immer menschlich zu und her. Sie hat so viel Geduld und ist sich immer bewusst, dass sie es trotz dem grossen Aufwand aller Beteiligten mit Laien zu tun hat. Hilfreich für die gute Zusammenarbeit ist auch, dass David und mir die Rollen sehr gut liegen. Sie hat die Fähigkeit, sehr viel aus uns herauszuholen. Manchmal sogar so viel, dass man selber überrascht ist.
David Unsere Regisseurin findet eine gute Mischung zwischen Fordern und Entfaltung jedes Einzelnen. Dabei gilt es zu erwähnen, dass sie sehr gerne mit Laien zusammenarbeitet. Wir gehen viel unbekümmerter und unvoreingenommener an die Aufgaben heran. Nichtsdestotrotz trägt sie eine grosse Verantwortung. Die Freilichtspiele haben eine internationale Ausstrahlung und das Publikum hat gewisse Erwartungen. Diesen will sie schliesslich gerecht werden.

Hand aufs Herz. Gab es wirklich nie Auseinandersetzungen?
Romaine Das ganze Team verbringt so viel Zeit miteinander, dass es vielleicht die eine oder andere Reiberei gab. Wir aber haben nicht Sonderlich viel mitbekommen.

Das Publikum wird international sein. Auch Sie beide tragen eine grosse Verantwortung. Haben Sie Versagensängste?
David (überlegt kurz) Nein, Angst nicht, aber Respekt. Wir haben uns jedoch intensiv auf den Sommer vorbereitet und packen die Aufführungen mit grosser Freude an.
Romaine Obwohl David und ich die Hauptrolle spielen, sind wir nur ein kleiner Teil eines grossen Teams mit den anderen Darstellern und den Mitarbeitern im Hintergrund. Wir brennen alle darauf, dass es bald losgeht.

Peter Abgottspon

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Infos

Vorname Romaine
Name Müller
Geburtsdatum 17. Oktober 1994
Familie vier Geschwister
Funktion Darstellerin Maria (Julia) Freilichtspiele Zermatt
Hobbies Musik, Skifahren, Windsurfen, Reisen
Vorname David
Name Taugwalder
Geburtsdatum 3. Juli 1992
Familie drei Geschwister
Beruf kaufmännischer Angestellter
Funktion Darsteller Jakob (Romeo) Freilichtspiele Zermatt
Hobbies Fussball, Tennis, Skifahren

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