Frontal-Interview | Kampf ums Präsidentenamt in Naters
Nationalrat oder Grossrat – Wer hat mehr Wert für Naters?
Am 13. November stellen sich Franz Ruppen (SVP) und Philipp Matthias Bregy (CVP) zu Wahl für das Gemeindepräsidium in Naters. Im Interview sprechen die beiden Vollblutpolitiker, in welche Zukunft sie das grösste Dorf im Oberwallis führen wollen.
Herr Ruppen, Herr Bregy, warum wollen Sie Präsident in Naters werden?
Philipp Matthias Bregy: Das Präsidentenamt in Naters ist eines der schönsten politischen Ämter, die man im Wallis innehaben kann. Ich habe bei den Gemeinderatswahlen ein ausgezeichnetes persönliches Ergebnis erzielt und biete nun der Bevölkerung eine echte Wahl.
Franz Ruppen: Ich bin seit zwölf Jahren Gemeinderat, kenne daher die Dossiers und die Abläufe und kann auf eine grosse politische Erfahrung zurückgreifen. Dadurch, dass ich Nationalrat bin, habe ich Beziehungen in Bern, die auch der Gemeinde nützen können. Ich habe das beste Resultat bei den Wahlen erzielt und will mich darum nun noch verstärkter für Naters einsetzen.
Falls Sie als Präsident gewählt werden, in welche Richtung gedenken Sie Naters zu führen?
Franz Ruppen: Wichtig ist mir, dass sich Naters im Oberwallis stärker positioniert. Das kam in den letzten Jahren etwas zu kurz. Naters muss selbstbewusster werden. Dann ist es sicher wichtig, dass wir die Finanzen in Naters wieder ins Lot bringen, immerhin haben wir über 50 Millionen Franken Schulden. Gleichzeitig müssen wir aber die nötigen Investitionen tätigen, und dies sowohl im Talgrund wie auch in den Dorfschaften am Berg. Dann geht es darum, das Angebot in der Alterspolitik mit dem Zentrum «Rund ums Alter» auszubauen. Zudem ist es aus touristischer Sicht zentral, dass die Gemeinde den Promotoren der Verbindungsbahn Belalp–Riederalp die nötige Unterstützung zukommen lässt, auch wenn diese kaum finanzieller Natur sein wird.
Philipp Matthias Bregy: Naters hat in den letzten Jahren sehr an Strahlkraft gewonnen, das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass wir kürzlich die zehntausendste Einwohnerin bei uns begrüssen konnten. Nun geht es darum, die Attraktivität des Dorfs zu steigern. Schön gestaltete Strassen wie der Briger Saltinaplatz sind attraktiv für Bevölkerung und Gewerbe. Die Furkastrasse beispielsweise ist heute kein Schmuckstück. In diesem Bereich haben wir Nachholbedarf. Auch müssen wir die Freiflächen im Dorf, zum Beispiel jene beim FO-Café, so gestalten, dass Lebensräume für die Menschen geschaffen werden. Eine Grünfläche mit familienfreundlicher Infrastruktur beim FO-Areal steigert die Lebensqualität.
Franz Ruppen: Die Steigerung der Wohnqualität ist nicht zuletzt darum zentral, weil es in ein paar Jahren nur noch in Brig ein Spital geben wird. Viele Angestellte werden dann in den Raum Brig-Naters ziehen. Wir wollen diese guten Steuerzahler als künftige Bevölkerung gewinnen.
Philipp Matthias Bregy: Das reicht aber nicht, wir müssen auch darauf hinarbeiten, dass der Zugang zu Naters verbessert wird. Heute erreicht man Naters quasi nur durch den Hintereingang, die geplante Neugestaltung des Bahnhofs Brig mit der Sperrung einer Spur bringt zusätzliche Probleme. Kurzum, die Erschliessung von Naters muss besser werden.
All diese Pläne kosten Geld, gleichzeitig sollen Schulden abgebaut werden, wie gedenken Sie, diesen Spagat zu schaffen?
Philipp Matthias Bregy: Wir werden in Zukunft weiterhin etwa vier Millionen Franken netto pro Jahr investieren können. Es stehen keine gewaltigen Projekte an, wie zum Beispiel eine Eishalle in Visp. Wir müssen die Projekte etappenweise in Angriff nehmen. Die finanzielle Situation erlaubt es uns aber sicher, laufend im Berg und im Tal die nötigen Investitionen zu tätigen und gleichzeitig die Schulden zu reduzieren.
Franz Ruppen: Wir müssen Schulden abbauen, das ist klar. In den letzten Jahren wurde viel investiert, nun müssen wir das Tempo etwas drosseln. Wir dürfen aber auch in Zukunft nicht auf sämtliche Investitionen verzichten. Das Ziel ist es, in den nächsten Jahren zwei Millionen Franken Schulden pro Jahr abzubauen. Der Handlungsspielraum für Naters, aber auch für alle anderen Gemeinden wird jedoch zunehmend begrenzt, da die Rechnungen, die uns der Kanton stellt und gegen die wir nichts tun können, ständig zunehmen.
Philipp Matthias Bregy: In dieser Angelegenheit werden in den nächsten Jahren alle Gemeinden gefordert sein. Dieser Entwicklung müssen die Kommunen entgegenwirken und auch der Grosse Rat ist diesbezüglich gefordert.
Unter wem von Ihnen beiden wird der Sparhammer härter niedersausen?
Franz Ruppen: Unter Philipp Matthias Bregy.
Philipp Matthias Bregy: Unter Franz Ruppen.
Philipp Matthias Bregy, würden Sie als Präsident in andere Bereiche investieren als Franz Ruppen?
Philipp Matthias Bregy: In den vergangenen Jahren haben wir stark in den Tourismus investiert. Das war richtig. Jetzt müssen auch Investitionen im Talgrund erfolgen. Wir müssen uns fit für die Zukunft machen, zum Beispiel mit der Glasfasererschliessung.
Franz Ruppen: Wir müssen das Projekt der Verbindungsbahn Belalp–Riederalp vorantreiben, davon wird die ganze Destination profitieren. Zudem denke ich, dass wir die Infrastruktur im Tal und in den Dorfschaften auf einem guten Standard halten müssen.
Philipp Matthias Bregy: Für mich reicht Standard nicht. Es muss auch ästhetisch sein. Nur wenn wir auch in die Optik investieren, schaffen wir es, die Lebens- und Wohnqualität nachhaltig zu verbessern.
Die Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Brig-Glis wird auch in Zukunft wichtig sein. Wer von Ihnen beiden hat den besseren Draht ins Schloss?
Franz Ruppen: Ich.
Philipp Matthias Bregy: Ich.
Gehen wir ein bisschen ins Detail. Wird Naters näher an Brig-Glis heranrücken müssen?
Franz Ruppen: Wir müssen selbstbewusster auftreten, das wurde in den letzten Jahren vernachlässigt. Nicht nur gegenüber Brig, sondern allgemein im Oberwallis. Aber einen Konflikt mit Brig-Glis sehe ich nicht. Es gab da in der Vergangenheit ein paar Misstöne, aber wir müssen davon wegkommen, in der Nachbargemeinde einen Gegner zu sehen. Dafür sind die Herausforderungen im Kanton und auch im ganzen Land zu gross. Das Motto lautet: «Zusammenarbeiten, aber unabhängig bleiben und uns als Naters positionieren.»
Philipp Matthias Bregy: Die Zusammenarbeit in der Agglomeration wird zunehmend wichtiger. Nicht nur jene mit Brig-Glis und Visp, sondern auch die mit den kleineren Gemeinden. Aufgrund meiner Arbeit im Bereich Feuerwehr und Polizei weiss ich, dass wir auf einem guten Weg sind. Wenn mich jemand anruft und fragt, was der Briger Hubretter in Naters verloren hat, dann sage ich: «Er hilft.» In dieser Art müssen wir weiterarbeiten.
Liebäugelt jemand von Ihnen mit dem Gedanken an eine Fusion mit Brig-Glis?
Philipp Matthias Bregy: Nein, die für Naters wichtige Fusion mit Birgisch und Mund liegt hinter uns, alles andere müssen wir über interkommunale Zusammenarbeit lösen.
Franz Ruppen: Eine Fusion ist kein Thema. Wir müssen aber zusammenarbeiten.
Der Konsens zwischen Ihnen beiden ist gross. Warum sollte das Natischer Stimmvolk Franz Ruppen beziehungsweise Philipp Matthias Bregy zum Präsidenten wählen?
Franz Ruppen: Ich sollte der neue Gemeindepräsident werden, weil ich seit zwölf Jahren im Gemeinderat sitze und die Politik kenne. Auf kommunaler, kantonaler und auf eidgenössischer Ebene. In Bern werden in den nächsten Jahren wichtige Dinge entschieden, die auch auf Naters einen grossen Einfluss haben werden. Ich denke da zum Beispiel an die Abgeltungen für die Wasserkraft. Es ist sicher ein Vorteil, wenn ich mich als Nationalrat und als Gemeindepräsident in Bern direkt für die Belange von Naters einsetzten kann.
Philipp Matthias Bregy: Auch ich verfüge über viel politische Erfahrung, auf Gemeindeebene und als Fraktionschef der CVPO in Sitten. Für mich spricht sicher der Faktor Zeit und die Tatsache, dass ich vor Ort bin. Zudem denke ich, dass ich bewiesen habe, dass ich Projekte aufgleisen und umsetzen kann, eine Eigenschaft, die ein Gemeindepräsident haben muss.
Franz Ruppen: Selbstverständlich bin auch ich vor Ort. Bern ist kaum weiter weg als Sitten und notwendige Zeit beschaffe ich mir durch die Reduktion meiner beruflichen Tätigkeit.
Philipp Matthias Bregy: Ich sitze im kantonalen Parlament, wo die Entscheide getroffen werden, welche die Gemeinden betreffen und wovon Franz Ruppen einmal selbst gesagt hat, dass dies für einen Gemeindepräsidenten nötig sei.
Franz Ruppen: Ich sagte damals, es sei ein Vorteil gegenüber Manfred Holzer, der nicht im Grossen Rat sass, ich hingegen schon.
Wie beurteilen Sie die Ausgangslage für die Wahl vom 13. November zum jetzigen Zeitpunkt?
Philipp Matthias Bregy: Die SVP hat drei Sitze bei den Gemeinderatswahlen erreicht, ist stärkste Partei. Meine Kandidatur ist eine Alternative zur SVP, meine Wahlchancen sind intakt. Präsidentenwahlen sind Kopfwahlen. Das Natischer Stimmvolk erhält mit meiner Kandidatur eine echte Auswahl.
Franz Ruppen: Ich bin sehr zuversichtlich, was die Wahl betrifft. Entgegen der Behauptung von Philipp Matthias Bregy bin jedoch ich die Alternative, denn schliesslich hatte immer die CVP das Präsidentenamt inne. Und ich denke, dass viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger den Kuhhandel der CVP mit der CSP und SP nicht goutieren werden.
Philipp Matthias Bregy: Das ist kein Kuhhandel. Politik ist das Beschaffen von Mehrheiten und das Schmieden von Koalitionen. Es ist legitim, dass CSP und SP zum Ausdruck bringen, dass ihnen die CVP inhaltlich näher liegt.
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