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"Meine Taktik für den WM-Slalom bleibt gleich: Vollgas geben"

Walliser mit schottischen Wurzeln. Holt Daniel Yule in St.Moritz eine WM-Medaille?
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Walliser mit schottischen Wurzeln. Holt Daniel Yule in St.Moritz eine WM-Medaille?
Foto: Andreas Münger/swiss-ski

Der Walliser Daniel Yule startet im WM-Slalom in St.Moritz.
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Der Walliser Daniel Yule startet im WM-Slalom in St.Moritz.
Foto: Andreas Münger/swiss-ski

Quelle: RZ 0

Er mischt im Ski-Weltcup mit den Besten mit. Der Walliser Daniel Yule spricht in der RZ über seine schottischen Wurzeln und Ambitionen an der Ski-Heim-WM. Und: Er verrät, weshalb ihm sein Geburtstag wenig bedeutet.

Daniel Yule, Ihre Eltern stammen aus Schottland, Sie sind in Orsières im Wallis aufgewachsen. Wie viel Wallis steckt eigentlich in Ihnen?
Ich denke, in mir steckt sehr viel Walliser Mentalität. Hier bin ich aufgewachsen und wenn ich französisch spreche, ist der Walliser Akzent auch klar hörbar. Zudem habe ich meine ersten Versuche auf den Skiern im Wallis absolviert und besuchte auch die Schulen allesamt im Wallis. Ich darf also sagen, dass ich mich als waschechter Walliser fühle.

Schottische Medien haben kürzlich über Sie als Schweizer Skirennfahrer mit schottischen Wuzeln Berichte verfasst. Wie werden Sie in Schottland als Skifahrer wahrgenommen?
Das ist schwierig zu sagen, denn ich höre nicht allzu viel von schottischen Medienschaffenden. Grundsätzlich glaube ich, dass sich die Briten mehr auf den Slalom-Weltcupfahrer Dave Ryding aus Grossbritannien konzentrieren. Erst kürzlich hat er mit seinem Podestplatz in Kitzbühel das Interesse an seiner Person weiter gesteigert.

Trotzdem freuen sie sich offenbar auch über Ihre Erfolge.
Ja, das weiss ich und das freut mich natürlich sehr.

In Schottland ist Fussball beliebter als Skifahren. Sie selbst spielten früher auch Fussball. War eine Profikarriere jemals ein Thema?
(lacht) Nein, realistisch war eine Fussballkarriere zumindest nicht. Davon geträumt habe ich schon ein bisschen. Doch ich musste mir schnell einzugestehen, dass ich fürs Skifahren mehr Talent habe als fürs Fussballspielen.

Reden wir über die bevorstehende Ski-WM. Nächste Woche geht es los in St. Moritz. Der Männer-Slalom findet als letzter Rennwettkampf statt. Wie verbringen Sie die zwei WM-Wochen?
Das wird eine kurzweilige Zeit. Bestimmt werden wir ein bisschen Konditionstraining einbauen und den einen oder anderen Trainingslauf bestreiten. Doch es wird nun wichtig sein, sich gut zu erholen. Der Januar mit insgesamt fünf Slaloms in weniger als vier Wochen war eine strenge Zeit.

Nutzen Sie diese Zeit auch, um kleine Details zu korrigieren?
Ja. Wir Athleten analysieren jedes Rennen mit den Trainern und entdecken stets neue Details, die es zu korrigieren gilt.
Am 18. Februar – einen Tag nach Ihrem Geburtstag – steigt der WM-Slalom. Sie können sich selbst beschenken.
Ja, das wäre durchaus eine Option, doch Priorität hat das auf jeden Fall nicht, denn ich bin nicht so ein Geburtstagsmensch...

Ach ja?
Die letzten Jahre war ich an meinem Geburtstag meist unterwegs. Grosse Feiern gibt es deshalb nicht. Daran habe ich mich jedoch gewöhnt. Zudem ist ein Geburtstag auch in unserer Familie nicht eine grosse Sache. Ich denke, es gibt Schöneres als eine Erinnerung, dass man ein Jahr älter geworden ist.

An einer WM geht es um Podestplätze. Weltcuppunkte gibt es keine. Was ändert das für Sie?
Das ändert nicht viel. Ich weiss aus den erzielten Resultaten in dieser Saison, wozu ich fähig bin, wenn ich mein Bestes gebe. Es ist möglich für mich, ganz vorne mitzufahren, doch da spielen verschiedene Faktoren mit. Für mich gilt es, am Tag des WM-Slaloms topfit zu sein und mich zu 100 Prozent auf das Rennen zu konzentrieren. Nur
wenn ich meine allerbeste Leistung abrufe, liegt etwas drin.

Demnach gibt es für Sie keine spezielle WM-Taktik?
Die Taktik bleibt immer dieselbe und lautet: Vollgas geben. Bei der Besichtigung gilt es, die Stellen, welche den Weltmeisterschafts-Slalom entscheiden könnten, sehr genau anzuschauen. Aber taktieren an einem WM-Lauf ist meiner Meinung nach nicht das richtige Rezept. Jeder Fahrer verfolgt dasselbe Ziel und träumt von einer Medaille. Dafür muss man Vollgas geben.

Sie sind der Teamleader des jungen Schweizer Slalomteams. Wie viel Druck spüren Sie vor der WM im eigenen Land?
Druck spüre ich keinen vor der WM. Während dem Winter hat auch Luca (Aerni, die Redaktion) bewiesen, wie schnell er fahren kann. Zudem habe ich mich daran gewöhnt, dass mich die Leute in der Leaderrolle des Slalomteams sehen. Die Rennen in Adelboden und Wengen waren für mich diesbezüglich ein wichtiger Erfahrungswert. Doch ich bin überzeugt, dass mehrere Schweizer Fahrer an der WM etwas reissen können. In den Trainings bin ich nämlich nur selten der Schnellste.

Sie haben die Rennen in Wengen und Adelboden angesprochen. Inwiefern spürten Sie einen Heimvorteil?
Es ist bestimmt eine grosse Motivation, im eigenen Land zu einem WM-Slalom zu starten. Die vielen Schweizer Fahnen im Publikum sind immer eine Augenweide. Trotzdem: Primär müssen wir uns nicht auf das Drumherum, sondern auf unsere persönliche Leistung konzentrieren. Obwohl die Rennen in der Schweiz sind, startet kein Schweizer mit einer halben Sekunde Vorsprung (lacht). Die Entscheidung fällt schluss­endlich auf der Piste.

Daniel Yule, Sie bringen konstant gute Leistungen, waren bei den Rennen in Kitzbühel und Zagreb nahe am Podest. Was fehlt noch für den Sprung in die Top 3?
Diese Frage höre ich immer wieder: Ich weiss, dass mir sehr wenig fehlt. Doch hoffe ich auf den Tag, an dem es mir gelingt, mein Potenzial in zwei Läufen zu hundert Prozent abzurufen. Und dann bin ich überzeugt, dass ich eine reelle Chance habe, auf dem Podest zu stehen. Trotzdem ist es wichtig, einen vierten, fünften oder sechsten Platz auch als gute Leistung anzusehen und nicht nur als eine verpasste Chance, aufs Podest zu fahren.

Der Norweger Henrik Kristoffersen und der Österreicher Marcel Hirscher dominieren den Slalom-Weltcup. Wie ist Ihr Verhältnis zu den beiden?
Ich verstehe mich mit beiden Athleten gut. Natürlich begegnet man sich im kleinen überschaubaren Skiweltcup immer wieder und grüsst sich. Bei Marcel Hirscher weilen immer mehrere Personen, deshalb hat er nur wenig Zeit, sich voll auf sich und seine Leistung zu konzentrieren. Doch er ist immer sehr freundlich zu mir. Kristoffersen ist ein Wettkampffahrer durch und durch.

Wer von den beiden Topfavoriten wird denn Slalom-Weltmeister?
(überlegt lange) Ich hoffe, es wird keiner von beiden...

Sondern?
Ein Schweizer. Vielleicht.

Wie viel würden Sie denn an der WM auf einen eigenen Podestplatz wetten?
Vor einem Jahr beim Weltcup-Slalom in St. Moritz ist mir ein sehr guter erster Lauf gelungen, deshalb gehe ich mit einem guten Gefühl an den Start. Von dem her weiss ich, dass alles möglich ist. Doch man sieht es immer wieder bei einem Weltcup-Slalom oder bei anderen Weltcup-Rennen auch, wie nahe beisammen mehrere Fahrer sind.

Noch mal: Wie viel würden Sie wetten?
Ich sage es mal so: Ein Podestplatz ist möglich, aber er darf nicht erwartet werden.

Sie sind in Interviews stets ruhig und analysierend. Was bringt Sie eigentlich in Rage?
Für mich ist der gegenseitige Respekt etwas vom Wichtigsten im Leben. Ich will in meinem Umfeld immer fair behandelt werden, und das ist auch, was mein Umfeld von mir erwarten kann. Ist dem nicht so, kommt es schon vor, dass ich in Rage gerate. Doch Sie haben recht, das kommt wirklich sehr selten vor.

Simon Kalbermatten

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Infos

Zur Person

Vorname Daniel
Name Yule
Geburtsdatum 18. Februar 1993
Familie ledig
Beruf Ski-Weltcupfahrer
Hobbies Lesen, Surfen, Golf
   

Nachgehakt

Ich bevorzuge schottischen Whisky gegenüber dem Walliser Wein. Nein
Die Schweiz gewinnt an der WM in St. Moritz mindestens vier Medaillen. Ja
Wenn ich eine WM-Medaille gewinne, halte ich die Walliser Fahne hoch. Joker
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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