Frontal | Eyholz/Berlin

«Ich liebe es, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern»

Stefanie Heinzmann bringt ihr neues Album auf den Markt.
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Stefanie Heinzmann bringt ihr neues Album auf den Markt.
Foto: Universal Music

Stefanie Heinzmann bringt ihr neues Album auf den Markt.
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Stefanie Heinzmann bringt ihr neues Album auf den Markt.
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Stefanie Heinzmann bringt ihr neues Album auf den Markt.
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Stefanie Heinzmann bringt ihr neues Album auf den Markt.
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Quelle: RZ 0

Stefanie Heinzmann (26) veröffentlicht morgen ihr viertes Album unter dem Titel «Chance of Rain». Im RZ-Frontalinterview spricht sie über die schwerste Zeit ihres Lebens, ihr Verhältnis zu Jungs und über musikalische Veränderungen.

«Chance of Rain» ist die Erkenntnis, dass alles seinen Sinn hat und in jedem Hindernis auch neue Chancen stecken. Welche negativen Erfahrungen haben Sie in letzter Zeit gemacht?

Ich habe in letzter Zeit keinen Mega-Gau erlebt, aber es gibt Tage, an denen man aufwacht und nicht weiss, wer man ist und wohin man will. Ich bin ein Mädchen, bei mir spielen die Hormone manchmal verrückt! Aber ich habe in mir auch einen Teil entdeckt, der sich über Chaos freut.

Zum Beispiel?

Ich hatte bereits zwei Bandscheibenvorfälle. Als Kind bin ich viel herumgeturnt, vielleicht hat es dabei ja die Bandscheibenflüssigkeit rausgehauen. Mit 17 wurde ich das erste Mal operiert und dann noch einmal mit zwanzig. Am Tag, an dem ich die Castingshow gewonnen hatte, verspürte ich wieder Schmerzen in meinem rechten Bein. Das war nicht leicht. Ich hatte vier Jahre lang 24 Stunden am Tag Schmerzen und musste viele Medikamente nehmen. Trotzdem habe ich viele Gigs gespielt. Ich lebte zwischen Erfolg und Schmerzen. Damals schwor ich mir, dass das für irgendwas gut sein muss. Einen Monat nach der Rücken-OP musste ich mich dann auch noch einer Stimmband-OP unterziehen.

Wieso das?

Wegen Knötchen. Wenn man längere Zeit total gestresst und überfordert ist, ist die Stimme irgendwann durch. Zum Glück hatte ich einen tollen Arzt.

Hatten Sie Angst, Ihre Stimme zu verlieren?

Das war mir in dem Moment egal, ich wollte nur nicht querschnittsgelähmt sein! Mein Arzt sagte mir im Nachhinein, wenn ich ein halbes Jahr mit der OP gewartet hätte, könnte ich heute nicht mehr gehen. Ich muss auf meinen Rücken aufpassen, weshalb ich regelmässig Übungen mache. Das geht zum Glück in jedem Hotel.

Wie war das erste Konzert nach Ihren Operationen?

Spannend! Meine Stimme war da noch ziemlich schwach und ich klang wie jemand, der so klingen will wie Stefanie Heinzmann. Aber mit der Zeit kam die Kraft zurück.

Wie haben Sie den Sound für Ihr aktuelles Album «Chance of Rain» gefunden?

Das passierte in London, wo ich mit den Jungs des norwegischen Produzentenduos Electric in einer unfassbar schäbigen Wohnung eine Session machte – mit Laptop, Gitarre, Bass und einem Mikro. Der Sound dieser Demos war genau so, wie ich ihn für mein Album wollte. Am Ende haben Electric fünf Songs produziert, darunter die erste Single.

Sie haben sich musikalisch verändert. Wie kam es dazu?

Meine letzten Platten waren an den Motown Sound angelehnt. Ich wollte mit dieser Platte einen Schritt weitergehen, aber es ist immer noch Popmusik. Ich liebe Bässe und Vibrationen in der Musik. Deshalb wollte ich, dass mein Album mehr «Eier» hat. Wir haben dann mit elektronischen Sounds experimentiert und zudem ein paar funky Nummern und Balladen gemacht. Die Texte sind hundert Prozent ehrlich.

Waren Sie das vorher nicht?

Vorher waren es Geschichten, in die man vieles hineininterpretieren konnte. Diesmal habe ich meine Seele ausgepackt und autobiografischer geschrieben.

Die neuen Songs haben Sie unter anderem in Nashville, Los Angeles, London und Berlin geschrieben. Welche Abenteuer haben Sie dort erlebt?

Eigentlich wollte ich gar nicht in Amerika Songs schreiben, denn ich hatte ein bisschen Angst davor. Aber mein Manager meinte, ich sollte diese Erfahrung auf jeden Fall machen. Am Ende hatten wir in Nashville in sieben Tagen acht Songwriting-Sessions. Diese Akkordarbeit ist eigentlich nichts für mich, weil ich eine emotionale Künstlerin bin.

Wie ging das Schreiben mit anderen genau vonstatten?

Ich habe immer mein Notizbuch dabei, in das ich Ideen, Gedanken und Bilder hineinschreibe. Wenn ich mich mit einem Songschreiber das erste Mal treffe, spüre ich sofort, ob wir uns verbinden können. Dann suche ich mir ein Thema aus. Zum Beispiel wollte ich gern eine Ballade für meinen Bruder machen. Das ist das Stück «Thank You». Ein anderer Song aus den Nashville-Sessions heisst «Little Universe» und ist meiner besten Freundin gewidmet.

Warum wollten Sie Ihrem Bruder Claudio einen Song widmen?

Aus purer Dankbarkeit! Er ist sieben Jahre älter und seit 25 Jahren an meiner Seite, obwohl er selbst Sänger und Gitarrist ist. Erst in letzter Zeit hat er wieder mehr Musse für seine eigene Band gefunden. Sie heisst Taken By Giants, macht Alternative Rock und sitzt in Los Angeles.

Es gibt wohl keine Geschwister, die noch nie miteinander gestritten haben. Was für ein Verhältnis haben Sie zu Ihrem Bruder?

Ich bin für ihn die kleine nervige Schwester. Wir können uns extrem in die Haare kriegen über irgend­welchen Kleinkram. Wenn es um wichtige Dinge geht, sind wir uns hingegen immer einig. Geschwister sind stets ehrlich zueinander. Das Gute an uns beiden ist, wir sind nicht nachtragend.

Wie motiviert Ihr Bruder Sie?

Indem er lustig und einfach mein Bruder ist. Sobald bei mir alles läuft, wird er wieder nach Los Angeles gehen. Ich selbst habe dort mit dem Team Harlan Silverman und Mighty Mike den funky Song «Glad To Be Alive» geschrieben. Mighty Mike ist der Bassist von Pharrell Williams. Auf der anderen Seite hatten wir dort auch eine abstruse Session in einem Studio mit einem ganz merkwürdigen Typen, der extrem dunkle Ringe unter den Augen hatte. Den Song haben wir aber bis heute nicht bekommen. Super strange!

In der introspektiven Ballade «Stranger in this World» kommen Sie ungewöhnlich leise und nachdenklich
daher. In welcher Situation haben Sie den Song geschrieben?

Der Song ist das Resultat einer Session mit Laila Samuels sowie Hannes Büscher von den Beatgees in Berlin. Ich wollte ein Stück machen über ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Der Song ist einerseits ein Zwiegespräch mit mir selbst und drückt andererseits die Angst aus, die man manchmal vor fremden Leuten hat. Dabei ist man für den anderen ja genauso fremd.

Wie begegnen Ihnen die Menschen auf Ihren Reisen?

Ich bin aus der Schweiz, ich bin klein, habe Sommersprossen und trage eine Brille. Ich wirke auf niemanden böse. Obwohl ich gerne auf Leute zugehe, erwische ich mich manchmal dabei, dass ich gegenüber anderen misstrauisch bin.

Die Musikbranche ist von Männern dominiert. Wie gehen Sie damit um?

Ich war schon immer eher der Kumpel-Typ. Ich zocke auch gern. Mir macht es nichts aus, mit Jungs die Garderobe zu teilen, während meine Backing-Sängerinnen immer eine eigene wollen.

Hat Sie das durchsetzungsfähiger gemacht?

Ich verstehe auch, meine Ellenbogen einzusetzen, aber fast lieber bin ich die kleine Maus, die man
gerne mal in den Arm nimmt. Ich denke da gar nicht viel drüber nach, weil ich zu allen in meinem Team ein gutes Verhältnis habe. Wenn ich wirklich etwas will, haue ich auch schon mal auf den Tisch, aber in den letzten Jahren war das nie nötig. Es ist eher so, dass die Jungs sich für mich einsetzen.

Wird man schneller erwachsen, wenn einen der Erfolg in sehr jungen Jahren erwischt?

Das ist schwer zu sagen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht erwachsen werde, weil ich immer in einer Blase bin. Ich habe gar nicht diese Verantwortung, die andere haben, sondern ich reise rum und spiele Gigs. Klar habe ich Verantwortung für meine Gigs, aber mein Leben ist ohne festen Rhythmus und ich habe Spass an wirklich allem, was ich tue. Deswegen werde ich wohl nie so richtig erwachsen. Zudem erlebe ich andere Dinge als Leute in meinem Alter.

Wie alt sind Ihre Freunde?

Die meiste Zeit hänge ich mit älteren rum, aber ich habe noch immer zwei Freundinnen aus meiner Schulzeit. Wenn wir uns sehen, gucken wir Horrorfilme und essen Chips. Das tun wir, seit wir 14 sind. Ich gehe nicht gern aus, weil ich beruflich so viel unterwegs bin.

Sie haben mit Joss Stone, Lionel Richie und Ronan Keating zusammengearbeitet. Wie haben Sie diese Weltstars erlebt?

Als ich anfing zu singen, wollte ich klingen wie Joss Stone. Denn sie singt wie eine Göttin. So jemanden so nahe zu erleben, ist einfach magisch. Joss Stone ist super entspannt und immer nur am Kichern. Auch Lionel Richie habe ich als sehr nett erlebt.

Würden Sie gern in Amerika durchstarten?

Dieses Land ist einfach so gross und ich habe hier noch so viel zu tun. In Europa gibt es noch ein paar Städte, wo man mal hingehen könnte. Das reizt mich ehrlich gesagt mehr als Amerika. Ich würde niemals Nein sagen, aber ich glaube nicht, dass ich unbedingt dorthin muss.

Was treibt Sie auf die Bühne?

Dieses Album habe ich vor allem gemacht, damit ich auf der Bühne mit meiner Band neue Songs singen kann. Ich liebe es, Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das ist wie eine Sucht. Auf der Bühne kann ich alles rauslassen, was mich beschäftigt.

Olaf Neumann

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