Fussball | FC Sitten-Captain Pajtim Kasami

«Ich haue nicht einfach ab, wenn es nicht läuft»

Kasami träumt von einer Rückkehr in die englische Premier League.
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Kasami träumt von einer Rückkehr in die englische Premier League.
Foto: RZ

Pajtim Kasami im Training des FC Sitten.
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Pajtim Kasami im Training des FC Sitten.
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Für den Captain ist klar: "Wir brauchen einen guten Start in die Rückrunde."
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Für den Captain ist klar: "Wir brauchen einen guten Start in die Rückrunde."
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Pajtim Kasami ist der Hoffnungsträger im FC Sitten. Der Captain spricht über den Abstiegskampf, Tränen und seinen Traum von England.

Pajtim Kasami, Sie haben am vergangenen Sonntag geweint.
Sie sprechen das Finalspiel von Roger Federer an.

Sie sind ein grosser Fan von Federer und die Augen von manch einem Fan blieben nicht trocken.
Das stimmt. Ich bin mit dem Zug zu meiner Familie gereist und habe währenddessen das Finalspiel von Federer gesehen.

Und zuletzt mit ihm geweint.
Ja, ich bin ein sensibler Mensch, und als ich seine Tränen an der Siegerehrung sah, hatte auch ich Tränen in den Augen. Als Sportler kann ich mir vorstellen, was in ihm in diesem Moment abgegangen ist. Ich bewundere Roger Federer wirklich sehr.

Was bringt Sie zum Lachen?
Da gibt es viele Sachen: Ich lache oft, wenn ich mit den Kindern meiner Schwester telefoniere. Das sind lustige Momente. Mit einem Lächeln übe ich auch mein Hobby und meine grosse Leidenschaft aus – den Fussballsport. Es gibt keinen Grund, nicht fröhlich zu sein.

Das Lachen vergeht manchem Profi des FC Sitten, wenn er die Tabelle sieht, wo Sitten auf dem letzten Platz liegt.
Wir haben genügend Zeit, um das zu korrigieren. Die Mannschaft hat sich im Winter extrem weiterentwickelt.

Was stimmt Sie zuversichtlich, dass der FC Sitten nicht absteigt?
Wir sind nun eine richtige Einheit. Während des Herbstes war es ein bisschen ein Kommen und Gehen, nun sind wir eine eingeschworene Truppe. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns am Sonntag im Heimspiel gegen GC ein optimaler Start in die Rückrunde gelingt.

Der FC Sitten hat viel individuelle Klasse in seinem Team. Wo lag das Hauptproblem, dass die Mannschaft ihr Potenzial im Herbst nicht abrufen konnte?
Ich sehe zwei Punkte, weshalb wir unsere Leistung nicht abrufen konnten: Einerseits sind uns zu viele individuelle Fehler passiert. Hinzu kommt, dass wir nie als Einheit aufgetreten sind. So was geht im Spitzenfussball selten gut.

Sie sind Captain des FC Sitten. Wie wichtig ist nun die Erfahrung in dieser Situation?
Zusammen mit anderen erfahrenen Spielern bin ich nun gefordert. Wir alle wollen schnell aus dieser Situation herausfinden.

Trainer Gabri hat in der Vorbereitung mehrere Spielsysteme getestet. Welches Spielsystem bevorzugen eigentlich Sie als Captain?
Ich denke, unser Trainer weiss, dass er mit unserem Team ein 4-3-3-System spielen muss, um das Optimum herauszuholen. Das kommt der ganzen Mannschaft entgegen.

Macht es Sinn, im Abstiegskampf derart offensiv anzutreten?
Es gibt natürlich Vor- und Nachteile. Das System birgt gewisse Risiken in sich, dennoch sind wir offensiv mit zwei bis drei Stürmern gut aufgestellt und können viel Druck auf den Gegner ausüben. Grundsätzlich fordert der Trainer viel Ballbesitz, um das umzusetzen, spielt das Spielsystem keine entscheidende Rolle.

Pajtim Kasami, Sie kommunizieren meist sehr offen und haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass Sie eines Tages wieder in England spielen möchten.
Ja, das stimmt, das habe ich stets gesagt und davon träume ich auch.

Sie spielten bereits dreieinhalb Jahre auf der Insel bei Nottingham Forrest und bei Fulham in London. Gab es im Winter Kontakt zu englischen Vereinen?
Ja, es gab einen Kontakt zu einem englischen Verein. Doch das interessierte mich nicht, weil ein Wechsel kein Thema ist.

Sie lassen ein Angebot aus England sausen wegen des FC Sitten, der Tabellenschlusslicht in der Schweiz ist?
Ich habe eine Verantwortung beim FC Sitten. Ich bin nicht jemand, der abhaut, wenn es einmal nicht läuft. Der FC Sitten liegt mir am Herzen, und ich sage ganz offen: Die aktuelle Situation als Tabellenschlusslicht belastet mich sehr. Ich will helfen, dass die Mannschaft wieder schnell auf die Siegerstrasse zurückfindet. Wir haben das Potenzial dazu, und die Fans haben es verdient, dass der FC Sitten seine grossen Möglichkeiten auch auf dem Platz ausspielt.

Haben Sie es nie bereut, dass Sie zum FC Sitten gekommen sind?
(überlegt lange) Bereut habe ich es nicht, aber ich habe mir vieles anders vorgestellt.

Sie wollten bestimmt auch in der vorderen Tabellenhälfte mit­spielen.
Natürlich, wir haben die Ambi­tion, mit den Besten mitspielen zu wollen. Das ist mein Anspruch und auch derjenige unseres Präsidenten. Deshalb hat er mich zum FC Sitten geholt.

Was hat FC-Sitten-Präsident Christian Constantin Ihnen vor Ihrem Engagement im Wallis erzählt?
Er sagte, dass er hohe Erwartungen in mich habe und viel von mir verlange. Ich will ihn nicht enttäuschen und mit der richtigen Einstellung in der Rückrunde noch einiges bewegen.

Was pflegen Sie heute für ein Verhältnis zu Constantin?
Wir verstehen uns sehr gut, denn wir wollen beide dasselbe: den Erfolg.

Sie haben chaotische Tage im Wallis hinter sich: Christian Constantin erhielt eine Stadionsperre, der FC Sitten ist Tabellenschlusslicht und das Trainingslager wurde mit einem Militärcamp gestartet. Was hat Sie am meisten überrascht?
Das kann ich so nicht sagen. Fakt ist, dass all das ein Mitgrund ist, weshalb wir Letzter der Super League sind. Das Team konnte nicht mehr in Ruhe arbeiten. Doch das liegt nun hinter uns.

Wie sehr fehlte Constantin dem FC Sitten an den Heimspielen?
Seine Stadionsperre war eine Strafe für das ganze Team. Wir alle wünschen uns, dass er an den Spielen in unserer Nähe ist und uns im Stadion unterstützt. Persönlich hoffe ich sehr, dass er bald wieder dabei sein kann. Denn seine Präsenz ist für uns enorm wichtig, das motiviert uns zusätzlich.

Ist das so?
Natürlich. Er strahlt viel Seriosität aus und seine Auftritte sind wirklich motivierend.

Wie wichtig ist Motivation für Sie im Spitzensport?
Das ist extrem wichtig. Ohne Motivation gewinnst du heute nichts. Das Schöne in unserem Sport ist, dass wir dazu jede Woche eine neue Gelegenheit erhalten.

Aus den Reihen des Trainerteams war zu vernehmen, dass aus den ersten fünf Spielen zehn Punkte herausschauen müssen. Ist das ein realistisches Ziel?
Ja, durchaus. Die ersten Spiele geben uns eine grosse Chance, aus dem Tabellenkeller herauszufinden. Wir spielen dreimal zu Hause und zweimal auswärts. Zehn Punkte aus diesen fünf Spielen müssen her.

Ein guter Start in die Rückrunde ist aufgrund der Tabellensituation umso wichtiger…
Dadurch könnten wir das Momentum auf unserer Seite haben. Es geht in einem ersten Schritt wirklich darum, schnell aus dem Tabellenkeller herauszufinden.

Sie lebten in London und Athen und zogen nun nach Montreux, um beim FC Sitten im Wallis zu spielen. Das tönt nach einem Kulturschock.
Es war ein grosser Unterschied. Gerade der Wechsel von Griechenland ins Wallis war doch sehr speziell. Doch ich bin Schweizer und kannte die Region am Genfersee, deshalb wusste ich, was auf mich zukommt.

Was mögen Sie am Kanton Wallis am meisten?
Da muss ich nicht lange über­legen, am besten gefällt mir das Klima im Wallis mit den vielen Sonnentagen.

Das hatten Sie in Athen wohl auch?
Ja. Und das gefällt mir. Denn Sonne bringt viel Positives in unser Leben, das schätze ich im Wallis sehr. Nicht vergessen möchte ich die Mentalität der Leute im Kanton Wallis. Sie sind offen und äusserst nett. Zumdem kann ich während meiner Zeit beim FC Sitten mein Französisch auffrischen.

Simon Kalbermatten

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Infos

Zur Person

Vorname Pajtim
Name Kasami
Geburtsdatum 2. Juni 1992
Familie ledig
Beruf Fussballprofi
Hobbies Basketball, Tennis
   

Nachgehakt

Ich werde meinen Vertrag beim FC Sitten bis ins Jahr 2020 erfüllen. Joker
Walliser Wein schmeckt mir besser als 
Griechischer Wein.
Nein
Die Fussball-WM 2018 bleibt weiterhin mein grosses Ziel. Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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