Frontal | Härz-Sängerin Deborah im Interview

«Es war ein Höhepunkt, im Hallenstadion zu spielen»

Die Band «Härz» mit der Walliserin Deborah Seiler (erste von links).
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Die Band «Härz» mit der Walliserin Deborah Seiler (erste von links).
Foto: zvg

«Härz»-Sängerin Deborah Seiler.
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«Härz»-Sängerin Deborah Seiler.
Foto: zvg

Sie ist die Walliser Stimme der Mami-Band «Härz» und begeistert das nationale Publikum. Deborah Seiler (32) spricht über die Mundart-Musik, ihre Familie und verrät, was sie kürzlich zu Tränen gerührt hat.

Deborah Seiler, wie bescheiden sind Sie eigentlich?

Ich denke, dass ich sehr bescheiden und mit kleinen Sachen und Gesten zufrieden bin. Das zeigt sich unter anderem am Weihnachtsfest und bei Geburtstagsfeiern immer wieder. Da freue ich mich über kleine und persönliche Geschenke wie zum Beispiel eine Zeichnung meines Göttibuben. Ich finde es wichtig, dass wir im aktuellen, schnelllebigen, digitalen Zeitalter die kleinen Sachen wahrnehmen und sie auch schätzen.

Mit der Band «Härz» singen Sie unter anderem das Lied «Bliib bescheidu derbi» – es handelt von Bescheidenheit. Ist es für Sie einfach, im derzeitigen Erfolg bescheiden zu bleiben?

Ja, das fällt mir tatsächlich leicht. Ich bin zwischendurch überrascht, wenn mich Leute auf der Strasse auf die Geschichte mit «Härz» ansprechen und unsere Band hochjubeln. Einerseits bereitet mir das natürlich grosse Freude, andererseits mache ich ja nur das, was mir Freude bereitet. Das ist die Musik. Kürzlich durften wir mit «Härz» im ausverkauften Hallenstadion vor mehreren Tausend Fans spielen, das war ein Höhepunkt, den ich total genossen habe. Doch am folgenden Tag freute ich mich so sehr darüber, wieder nach Hause zu meinem Mann und meinem Sohn zu gehen. Sie sind mein Leben. Sie geben mir Halt. Und bei
ihnen kann ich stets authentisch sein.

Sie haben mit Ihrer «Mami-Band» live in der SRF-Sendung «Happy Day» gesungen. Tausende Tonträger verkauft. Nun der Auftritt im Hallenstadion. Realisieren Sie, was in den vergangenen 12 Monaten alles passiert ist?

Ich muss zugeben, dass manchmal alles surreal wirkt. Es ist dann wie in einem Traum.

Der Traum startete im Jahr 2005 so richtig, als Sie in Brig den Prix Valais gewannen und erste Autogramme geben durften.

Nun gut, es ist ein Autogramm, das ich diesbezüglich in spezieller Erinnerung habe. Ich kritzelte es damals auf eine Serviette. Diese Person sagte mir, dass ich eines Tages auf einer grossen Bühne singen werde.

Dies ist nun definitiv eingetroffen mit dem Auftritt im Hallenstadion.

Ja. Und das Kuriose daran ist, dass der Mann, dem ich das Autogramm im Jahr 2005 gegeben hatte, an diesem Abend auch im Hallenstadion war. Das habe ich nicht gewusst. Er gratulierte mir mit einer Nachricht auf dem Handy und meinte, dass er alles vorausgesagt habe. Als ich die Nachricht gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen. Das hat mich sehr berührt. Glücklicherweise durfte ich ihm und seiner Frau nach dem Konzert noch begegnen.

Was ist Ihr schönster Moment mit der Band?

Da gibt es mehrere: Als ich erstmals das Cover unseres Albums in den Händen gehalten habe, verstand ich die Welt nicht mehr. Dann folgte der Auftritt auf SRF, kürzlich ging es ins Hallenstadion zum Gastauftritt bei der Jubiläumsshow von Trauffer. Ganz ehrlich: Ich hätte nicht gewagt, von so was zu träumen.

Ging Ihnen nicht manchmal alles ein bisschen zu schnell?

Das denke ich nicht. Natürlich löste ein Highlight das nächste ab, doch ich stehe seit meinem neunten Lebensjahr auf der Bühne und habe ja auch die Bühnenerfahrung mit Double D. Doch ich hätte all das einfach nicht jetzt erwartet. Mein Sohn war knapp ein Jahr alt, als ich für das «Härz-Projekt» angefragt wurde. Also zu einem Zeitpunkt, in dem ich ganz andere Prioritäten hatte, als auf einer Bühne zu singen. Deshalb habe ich fortan alles so genommen, wie es gekommen ist, und freue mich einfach, dass wir zurzeit viele Menschen mit unserer Musik begeistern können.

Sie sollen gezögert haben, bis Sie dem Produzenten zugesagt haben…

Das war eine äusserst hektische Situation: Als er mich anrief, hielt ich in einem Arm meinen Sohn, im andern liess ich den Staubsauger fallen – wie eine klassische Hausfrau (lacht). Ich verstand kein Wort zu jenem Zeitpunkt, weil mein Sohn geschrien hat, und entschied mich einfach, den Produzenten später zurückzurufen. Erst dann wurde mir bewusst, wer mich gesucht hat.

Und dann kam die Bedenkzeit.

Ganz ehrlich; ohne den Rückhalt meines Mannes und meiner Familie hätte ich das Ganze nie gemacht und auch nie machen können. Die ganze Familie ermöglicht es mir, dass ich mir einen Lebenstraum erfüllen darf. Doch wissen Sie, was das Lustigste ist?

Erzählen Sie.

Die Einzige, die sich schlecht gefühlt hat, als die
erste Probe anstand, war ich. Ich hatte als Mutter ein wirklich schlechtes Gewissen. Alle anderen
haben sich offensichtlich sehr für mich gefreut. Mein Mann hat mich darin immer bestärkt und er hat mir auch erklärt, dass diese Chance im Leben wohl einmalig ist.

Stimmt es eigentlich, dass Ihr zweijähriger Sohn applaudiert, nachdem er auf der CD einen Song von Ihnen gehört hat?

Ja, das stimmt. Mittlerweile sagt er auch «d’Mama singt».

Sie haben jahrelang mit der Band Double D englische Covermusik gemacht. Nun singen Sie Mundart und Wallissertitsch. Das ist ein Widerspruch, einverstanden?

Natürlich war es komisch, mich am Anfang in Mundart singen zu hören. Es war einfach anders. Doch es wäre auch speziell gewesen, wenn ich auf einmal auf Englisch meine eigenen Lieder gesungen hätte. Für mich liegt darin der grösste Unterschied. Ich singe nun über Dinge, die mich beschäftigen und mich faszinieren. Über Familie, Glück und die wichtigen Dinge in meinem Leben.

Wie haben das die Leute aufgenommen, die Sie noch als Rock-Lady bei Double D kennen?

Ich habe diesbezüglich viele tolle Rückmeldungen erhalten. Viele Menschen freuen sich zum Beispiel darüber, dass sie nun den Textinhalt von meiner Musik verstehen.

Die «Härz»-Bandmitglieder singen in unterschiedlichen Dialekten. Sie begleiten Ihre Kolleginnen auch in deren Dialekt. Welcher bereitet Ihnen die grössten Probleme?

Der Bündner Dialekt mit der Betonung auf den «K’s» ist nicht immer ganz einfach. Doch auch der Aargauer Dialekt ist eine Herausforderung. Es gilt jedoch zu sagen, dass es mittlerweile mit den Dialekten ganz gut geht. Wenn ich gut zuhöre, kriege ich es glaub nicht so schlecht hin.

…schwieriger wirds wohl, wenn die anderen Wallissertitsch singen müssen?

Das ist richtig. Doch ein grösseres Problem ist es meist, dass sie erst gar nicht verstehen, was sie überhaupt singen. Natürlich leiste ich dann Hilfe. Denn jede Sängerin muss spüren, was sie singt, das ist sehr entscheidend bei der Musik.

Haben Sie aus der Deutschschweiz viele Rückmeldungen bezüglich Walliser Dialekt?

Also ich werde einfach gleich als «d’Wallisseri» bezeichnet. Damit kann ich gut leben (lacht).

Vermissen Sie auf der Bühne zwischendurch den Rock ’n’ Roll?

Nein, denn das eine schliesst ja das andere glücklicherweise nicht aus. Ich darf weiter Musik machen mit Double D. Es sind zwei unterschiedliche Musikrichtungen, die beide ihren ganz speziellen Reiz
haben.

Welche CD läuft eigentlich gerade bei Ihnen zu Hause?

Das ist schwierig zu sagen und kommt auch auf die Stimmung an, ich bin offen für alles. «Härz» läuft regelmässig in unserem Haushalt, vor dem Auftritt im Hallenstadion habe ich die Musik von Trauffer gehört. Zudem mag ich irische Musik. Und nun in der Adventszeit hören wir bestimmt zwischendurch auch weihnachtliche Musik.

Mit dem Lied «Sonä Momänt» hat «Härz» den nächsten Hit herausgegeben. Dieser wird von Coop für einen SRF-Spot genutzt. Wie sieht die Zukunft der Band «Härz» aus?

Ich hoffe, der Moment mit unserer Band dauert noch lange an. Doch dabei spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle: Im Frühling starten wir mit unseren Konzerten und sind gespannt, wie diese beim Publikum ankommen. Das Allerwichtigste ist der Konsument, er entscheidet quasi mit, wie lange wir noch zu hören sind. Zudem muss die Freude immer an erster Stelle stehen.

Im Mai ist erstmals ein Konzert im Wallis geplant. Im La Poste in Visp.

Darauf freue ich mich riesig. Es ist nicht bloss ein Konzert, sondern auch ein Auftritt, an dem wir alle ein paar Worte zu unseren Liedern sprechen. Das wird ein weiterer spezieller Moment für mich, vor allem hier im Oberwallis.

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Infos

Vorname Deborah
Name Seiler
Geburtsdatum 23. März 1986
Familie Verheiratet, ein Sohn
Beruf Fotofachfrau, Journalistin
Funktion Härz-Sängerin
Hobbies Familie, Musik
«Härz» wird irgendwann ein englisches
Lied singen.
Nein
Mundart gefällt mir besser als Rock ’n’ Roll. Joker
Nur meine Familie ist mir wichtiger als Musik Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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