Brig-Glis/Naters | Interview mit FC Oberwallis Naters Trainer Dejan Markovic

«Es ist eine Frage der Zeit, bis wir erstmals siegen»

Dejan Markovic.
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Dejan Markovic.
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Er will mit dem FC Oberwallis Naters zurück auf die Erfolgsspur. Trainer Dejan Markovic spricht über den Fehlstart seiner Mannschaft und rechnet mit der 2. Liga ab.

Dejan Markovic, drei Niederlagen zum Saison­auftakt, das haben Sie sich anders vorgestellt…
Diesen Saisonstart mit drei Niederlagen in Folge hat wohl niemand erwartet. Wie jedes andere Team auch, wollen auch wir stets unsere beste Leistung abrufen. Doch man muss die Spiele differenziert betrachten.

Das heisst?
Manchmal war der Gegner besser als wir, manchmal fehlte uns das nötige Wettkampfglück. Doch grundsätzlich können wir den Auftakt in die neue Saison auch anders betrachten.

Und wie?
Wir wissen nun, dass unser Weg noch sehr lang ist. Wir wissen, was wir zwingend sofort verbessern müssen und vor allem wissen wir, dass nun eine Reaktion von uns allen gefordert ist. Positiv ist, dass es noch genügend Spiele gibt, um den Fehlstart zu korrigieren.

Zahlreiche Spieler haben den FC Oberwallis Naters verlassen. Darunter befinden sich mehrere Leistungsträger. Inwiefern ist die Qualität des Kaders ein Mitgrund für den schlechten Saisonstart?
Als ich den FC Oberwallis Naters im Winter übernommen hatte, kannte ich 99 Prozent der Spieler, weil ich sie früher im Future Team trainiert habe, das war ein grosser Vorteil. Bereits im Frühling habe ich mich dann mit Präsident Hans Ritz unterhalten und den Wunsch geäussert, den Kader zusammenzuhalten und mit ein, zwei Spielern zu verstärken. Das wollte er genauso wie ich. Doch dann erhielten Spieler von uns Angebote aus der 1. Liga Promotion. Ich kann es absolut verstehen, dass sie diese Chance packen wollten.

«Mein Team hat sehr viel stolz»

Mehrere einheimische Spieler haben den Verein verlassen. Viel Identifikation ist dadurch verloren gegangen?
Das ist tatsächlich ein Problem, denn die besten einheimischen Spieler gehören bereits zu unserem Kader. Die Situation ist ja nicht wie in Brasilien, wo ich irgendeinen Spieler mit denselben Qualitäten wie derjenige, der den Verein verlassen hat, auf der Strasse finde.

Im Heimspiel vom vergangenen Wochenende gegen YB II (2:3-Niederlage, die Red.) haben Sie oft mit langen Bällen spielen lassen. Im Frühling sagten Sie, wie wichtig ein gepflegter Spielaufbau ist. Haben Sie Ihre Philosophie geändert?
Nein, auf keinen Fall. Das ist ein Zeichen, dass die Automatismen innerhalb der Mannschaft noch nicht stimmen. Nochmals: Vier bis fünf Leistungsträger haben die Mannschaft verlassen, es braucht Zeit, bis das Team zu­einander findet. Doch für mich ist klar, dass ich auch künftig konstruktiven Fussball spielen lassen will. Mein Team soll dominant auftreten, Chancen kreieren und auf dem Platz «der Chef» sein.

Würden Sie die Mannschaft für die Spiele gegen die Waadtländer und Berner U21 sowie gegen Etoile Carouge nochmals gleich spielen lassen?
Das ist schwierig zu sagen, doch wahrscheinlich würde ich nochmals alles gleich machen.

Sie haben dreimal verloren und liegen am Tabellenende. Was macht Ihnen Hoffnung in der noch jungen Saison?
Ich bin überzeugt, dass wir vom Tabellenende wegkommen werden und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir erstmals gewinnen. Wir müssen die Situation realistisch einschätzen; heisst, wir haben die letzten beiden Spiele nicht unser Leistungsmaximum abgerufen und nicht spektakulär gespielt, aber dennoch konnten wir vier Tore erzielen.

Der FC Oberwallis Naters hat jedoch in den vergangenen zwei Spielen sieben Tore erhalten. Muss die Defensive demnach stabilisiert werden?
Nein, ich finde, unsere Defensive macht einen guten Job. Doch grundsätzlich muss das Defensivverhalten unserer Mittelfeldspieler und Stürmer noch verbessert werden. Dies gilt es zu korrigieren.

Wie angeschlagen ist die Mannschaft mental nach drei Pleiten in Serie?
Primär geht es für uns da­rum, gewillt zu sein, ein Spiel zu gewinnen. Hier beginnt die mentale Stärke. Dass diese vorhanden ist, hat die Mannschaft in der vergangenen Saison eindrücklich bewiesen. Sie stand am Tabellenende, schaffte den Ligaerhalt und war zudem das drittbeste Team der Rückrunde. Das ist ein Ausdruck von einer mentalen Reife.

Am Samstag gehts zum Derby nach Martinach. Kommt das Derby zum richtigen Zeitpunkt?
Ja, warum nicht. Ein Derby ist immer etwas Spezielles. Der Letzte kann zum Beispiel beim Tabellenführer siegen. Meine Mannschaft hat sehr viel Stolz und wird dies am Wochenende zeigen. Davon bin ich zu hundert Prozent überzeugt.

Was ändert es für Sie als Trainer, dass der FC Oberwallis Naters als Schlusslicht in Martinach zum Derby antreten muss?
Eigentlich ändert das gar nichts. Für uns geht es einzig darum, schnell zu Punkten zu kommen. Auf welchem Terrain und gegen welchen Gegner wir die Punkte holen, spielt keine Rolle. Aber es ist insofern ein spezielles Spiel, weil es eben das Kantonsderby ist und dabei gilt es, Charakter zu zeigen. Ich weiss, was es heisst, ein Derby zu spielen und habe das in Belgrad bei den Spielen Partizan gegen Roter Stern mehrere Male miterlebt. Der Wille und die Motivation werden sehr entscheidend sein.

Dejan Markovic, Sie kennen das Oberwallis und den Oberwalliser Fussball als Trainer des FC Oberwallis Naters sowie des FC Visp. Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen klappt auch nach mehreren Jahren noch nicht wunschgemäss. Wo sehen Sie die Gründe?
Da ich nie in einem Verwaltungsrat gesessen bin, kann ich das nur von aussen oder vom Hörensagen beurteilen. Ich denke, in dieser Hinsicht besteht auch ein Problem der Mentalität. Doch Fakt ist, dass die Vereine im Unterwallis grundsätzlich um einiges besser zusammenarbeiten als diejenigen im Oberwallis.

Erzählen Sie.
Das ist ganz einfach: Wenn ein Unterwalliser Team Punkte braucht, um in der Liga zu bleiben, und eine Direktbegegnung mit einem Unterwalliser Verein hat, der bereits gerettet ist, dann siegt das Team, welches die Punkte benötigt, eigentlich immer. Im Oberwallis freut man sich hingegen, wenn man einen anderen Oberwalliser Verein hinunterschiessen kann. Das erschwert eine Zusammenarbeit in unserer Region. Persönlich habe ich jedoch einen sehr guten Kontakt zu den Trainern in der 2. Liga.

Sie haben sich oft über das unprofessionelle Verhalten der Schiedsrichter in der 2. Liga beschwert, demnach müssen Sie glücklich sein, wieder in der 1. Liga zu trainieren?
Natürlich bin ich das, obwohl ich mich auch gerne an die Zeit in Visp zurückerinnere. Doch das Verhalten der Schiedsrichter in der 2. Liga und auch dasjenige des Walliser Fussballverbandes verstehe ich nicht.

«Was in der 2. Liga abgeht, ist unfassbar»

Was meinen Sie?
In der 2. Liga habe ich unfassbare Dinge erlebt. Darunter zahlreiche erfundene Elfmeter oder gegebene Offside-Tore. Ein Schiedsrichter pfiff einmal in einem Meisterschaftsspiel von A bis Z gegen uns. Nach dem Spiel sahen wir ihn mit dem Gegner Bierchen trinken und erfuhren, dass er seit Jahren ein guter Kumpel des Teams ist. Das geht auf 2.-Liga-Niveau nicht. Oder einmal haben circa 40 Leute bei einem Auswärtsspiel im Unterwallis vor unserem Mannschaftsbus gewartet und wollten uns verprügeln. Dass der FC Termen/Ried-Brig in St-Maurice nach zahlreichen Provokationen in der letzten Saison das Spielfeld verlassen hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Das musste endlich einmal eine Mannschaft machen. Leider haben sie für dieses durchaus richtige Verhalten viel zu
wenig Support aus dem restlichen Oberwallis erhalten. Das Lächerlichste ist, dass der Verband dieses inakzeptable Verhalten noch toleriert, indem er die Klubs daraufhin erst gar nicht sanktioniert. Und: Wenn du dann als Trainer noch den Mund aufreisst, wirst du bestraft.

Reden wir noch über Ihre Fussballverrücktheit. Sie sind Gründer der Dejan Markovic Fussballakademie, welche mit Barcelona Football Training zusammenarbeitet. Was sind dabei Ihre mittelfristigen Ziele?
Ich geniesse die Zeit, wenn ich mit den Kindern in den Camps zusammenarbeiten kann. Das ist für mich die schönste Erholung. Wenn ich dann noch sehe, dass die Kinder Freude daran haben und im besten Fall auch ihre Eltern, dann macht mich das total glücklich. Ziele gibt es diesbezüglich zurzeit keine, denn viel mehr muss ich das Programm wegen meines Traineramts beim FC Oberwallis Naters anpassen. Das heisst, obwohl das Camp derzeit wirklich super läuft und ich im Frühling in Bern auf sehr viele tolle Reaktionen gestossen bin, muss ich es in diesem Jahr in Zürich mangels zeitlichen Ressourcen absagen.

Sie trainieren nach wie vor mehrere Jugendliche, sind Cheftrainer beim FC Oberwallis Naters und dann ist da noch die selbst gegründete Fussballakademie. Dadurch stehen Sie unzählige Stunden auf dem Fussballplatz. Was ist für Sie wichtiger als Fussball?
Das ist ganz klar die Gesundheit. Denn: Ohne Gesundheit kann ich den Fussballsport nicht ausüben.

Simon Kalbermatten

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Infos

Vorname Dejan
Name Markovic
Geburtsdatum 26. Mai 1973
Familie verheiratet, drei Kinder
Beruf Fussballtrainer
Hobbies CrossFit
Der FC Oberwallis Naters ist zurzeit der 2. Liga Inter näher als der 1. Liga Promo. Ja
Brig-Glis gefällt mir besser als Naters. Joker
Das Wallis ist meine zweite Heimat. Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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