Frontal | Oberwallis
«Der Wolf wird ohnehin bleiben – unabhängig von einem Abschuss»
Er ist Präsident der Gruppe Wolf Schweiz. Und: Er ist überzeugt, dass es im Wallis Platz für Wölfe hat. David Gerke (30) spricht über das Zusammenleben von Schafen und Wölfen und erklärt, warum ein Wolfsabschuss nicht die richtige Lösung ist.
Herr Gerke, sind Sie schon einmal einem Wolf begegnet?
Ja. In der Schweiz bin ich im Kanton Graubünden einmal einem Wolf begegnet.
Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?
Erstmals nervte ich mich, dass ich meine Fotokamera nicht dabeihatte (lacht). Im Ernst, ich wusste, dass es in dem Gebiet Wölfe gibt, und sah ihn beim Zurücklaufen einer kleinen Tour am frühen Morgen.
Hatten Sie keine Angst?
Ich nicht, nein. Doch der Wolf hatte Angst, deshalb verschwand er kurz darauf.
Das Beispiel aus Eischoll, als ein Wolf ein Schaf mitten im Dorf riss (im Herbst 2014, die Red.), zeigt, dass der Wolf zunehmend die Scheu vor Menschen verliert.
Das Beispiel des Vorfalls in Eischoll zeigt für mich nicht, dass der Wolf die Scheu verliert. Das Ereignis spielte sich auf einer Weide zwischen Siedlung und Wald ab. Das ist es, was den Leuten ein bisschen Angst macht. Dafür habe ich Verständnis. Aber als am nächsten Morgen Menschen kamen, flüchtete das Tier sofort. Aus Angst.
Sie sind Präsident der Gruppe Wolf Schweiz, die im Jahr 1997 gegründet wurde. In einer Zeit, in der der Wolf nur am Rande ein Thema war.
Ich gehöre nicht zu den Gründungsmitgliedern, doch der Auslöser, dass diese Gruppe überhaupt entstanden ist, waren die ersten Wölfe im Unterwallis in den Jahren 1995 und 1996. Einige Gründungsmitglieder flogen daraufhin in einen Wolfspark in die USA, um sich mit dem Thema Wolf auseinanderzusetzen. Dadurch fiel dann der Entschluss, eine entsprechende Gruppe zu gründen.
Und nun, 20 Jahre später, ist er auch im Oberwallis ein Thema. Ein Grossteil der Schäfer fordert vehement den Abschuss. Politiker machen Wahlpropaganda mit der Wolfsdebatte. Ein Zusammenleben von Schafen und Wölfen scheint im Wallis unmöglich zu sein.
Davon gehe ich nicht aus. Im Wallis gibt es einerseits überdurchschnittlich viel Naturflächen und andererseits auch viel Rückzugsfläche für Wölfe. Aber es gibt auch alpwirtschaftliche Flächen, die von Schafen und anderen Nutztieren genutzt werden können. Der Schlüssel zum erfolgreichen Zusammenleben ist der Herdenschutz. Wenn das gelingt, hat es Platz für beide Tiere und ich bin überzeugt, dass es gelingen kann.
Sie haben leicht reden, stammen Sie doch vom Kanton Solothurn. Bei Ihnen ist der Wolf derzeit nicht präsent.
Bezüglich Wolf haben Sie recht. Doch wir haben bei uns im Kanton Solothurn den Luchs. Unsere Luchspopulation ist zudem weit dichter als jene des Wolfes im Wallis. Demnach kann ich bezüglich des Zusammenlebens mit Grossraubtieren mitreden. Wir haben diesbezüglich positive Erfahrungen gesammelt. Wölfe wurden im Jura bereits nachgewiesen, irgendwann werden sie auch in Solothurn sein. Das ist gut so. Mir ist der Wolf im Wallis nicht wichtiger als ein anderer Wolf. Ich will ihn in beiden Kantonen haben.
«Ich bin überzeugt, dass es genügend Platz für Wölfe und Schafe gibt»
Wie sieht die Situation in 10 bis 15 Jahren aus. Wächst die Wolfspopulation an?
Ganz bestimmt. In der Gruppe Wolf Schweiz gibt es Leute, die das Gegenteil vermuten, doch ich bin sehr zuversichtlich, dass der Wolf weiter in der Schweiz bleibt und sein Bestand wachsen wird. Schauen Sie die Politik in Italien an: Die Umweltbehörde fordert 1000 Wölfe im Alpenraum, um den Bestand dereinst überhaupt regulieren zu können. Heute gibt es 100 bis 200 erwachsene Wölfe im Alpenraum. Das heisst, dieser Bestand soll mindestens verfünffacht werden. Dagegen kann sich die Walliser Bevölkerung noch so lange wehren und vor allem: Sie kann noch so viele Wölfe zum Abschuss freigeben. Es werden immer wieder neue Wölfe kommen.
Dem Wolf scheint es im Kanton Wallis besonders gut zu gefallen...
Das Wallis ist vom naturräumlichen Aspekt prädestiniert für den Wolf. Es liegt nahe bei den Wolfsrudeln in Italien und Frankreich, woher die Wölfe immer wieder den Weg in die Schweiz finden, und zudem ist die Bevölkerungsdichte im Wallis geringer als zum Beispiel im Piemont in Italien. Dort gibt es eine stabile Wolfspräsenz. Wir Schweizer haben das Gefühl, die Wölfe in Italien würden in der Wildnis leben. Das ist falsch, die Wölfe leben dort in einer Kulturlandschaft, die meist dichter besiedelt ist als jene im Wallis.
Also müssen die Schäfer sowie Wolfsfeinde ihre Einstellung zum Raubtier ändern?
Ja, unbedingt. Es gibt genügend Naturräume im Kanton Wallis. Ich denke an ein Nanz- oder Turtmanntal, die nicht ganzjährlich bewohnt sind. Dort gibt es ein paar Hütten und Alpweiden, jedoch sind sie weit entfernt von einer dichten Besiedlung.
«Die Italiener wollen den Wolfsbestand
verfünffachen»
Der grosse Konflikt mit dem Wolf ist der, dass er unsere Nutztiere erbeutet.
Das ist in der Tat der einzig reale Konflikt. Ein Angriff auf den Menschen ist sehr unwahrscheinlich. Es gibt Angriffe von Wölfen auf Menschen, doch dabei handelt es sich um grosse Ausnahmen. Real ist aber eben der Konflikt mit der Nutztierhaltung. Dieses Problem gilt es ernst zu nehmen. Und dabei kommen wir um den Herdenschutz nicht herum. Wir brauchen Nutztiere sowohl in der Schweiz wie auch im Wallis, doch es gilt diese zu schützen.
Wie soll das aussehen?
Ich denke an Herdenschutzhunde, an Zäune, an Esel oder Lamas. Es gibt eine ganze Palette von Schutzmassnahmen, die zur Verfügung stehen.
So einfach ist das nicht. Bei Herdenschutzhunden interveniert die Tourismusbranche, Zäune verursachen hohe zusätzliche Kosten. Lamas und Esel wirken ein wenig exotisch...
Es gibt sehr gute Beispiele im Kanton Wallis: Ich denke an Walter Hildbrand, den grossen Herdenschutzpionier. Wir haben nun seit 20 Jahren wieder Wölfe im Wallis. Ich vermute, die Walliser haben lange darauf spekuliert, dass man den Wolf wieder wegbringt. Das geschieht nicht. Deshalb müssen Massnahmen zwingend getroffen werden, je nach Region muss entschieden werden, welche Massnahme die effizienteste ist. Herdenschutzhunde können in manchen Regionen problemlos eingesetzt werden. Und auch mit dem Tourismus gäbe es interessante Lösungen.
Was meinen Sie konkret?
Die Städter zeigen meist wenig Verständnis für die ganze Wolfsdebatte in den Randregionen wie Graubünden oder Wallis. Sie haben Freude am Wolf. Konflikte gibt es am Calanda nicht mit Herdenschutzhunden, sondern wegen der ganzen Wolfstouristen. Sie dringen in die ruhigen Wildgebiete vor. Das zeigt, dass die Leute in die Gebiete reisen, um Wölfe zu sehen. Das könnte touristisch reizvoll sein. Hinzu kommt, dass der Herdenschutz einen guten Ruf in der städtischen Bevölkerung geniesst, was das Potenzial dazu zusätzlich unterstreicht.
Sind die Walliser Schäfer zu wenig offen?
Ein Teil davon sicher. Doch es gibt auch sehr offene Schäfer im Wallis. Diese verzeichnen auch keine Wolfsangriffe auf ihre Herde.
«Das Wallis ist nahezu prädestiniert für einen Wolf»
Sie haben den Herdenschutz in der Augstbordregion, wo kürzlich mehrere Schafe gerissen wurden, als fahrlässig bezeichnet. Damit attackieren Sie die Schäfer in der Region frontal.
Ich finde keine besseren Worte. Seit 20 Jahren gibt es Wölfe im Wallis. Der erste Wolf im Turtmanntal wurde vor 15 Jahren identifiziert. Er wurde damals abgeschossen. Nun – einige Zeit später – wissen alle, dass sich derzeit ein Wolf in der Augstbordregion aufhält, und dennoch weiden ihre Schafe in dieser Region. Mit mangelnden Schutzmassnahmen. Das ist einfach
nur fahrlässig.
- Sie waren als Schafhirt auch auf verschiedenen Oberwalliser Alpen. Welche Erfahrungen haben Sie dort mit dem Wolf und den Schäfern gemacht?
Der Wolf war immer präsent im Hintergrund. Während dieser Zeit wurde ein Wolfsabschuss im Goms bewilligt, natürlich habe ich mich dabei auch mit Schäfern über die Problematik unterhalten. Wäre der Wolf damals in unsere Herde gekommen, hätten wir kurzfristig ein Problem gehabt, denn die Herde wäre nicht geschützt gewesen. Wir hätten Massnahmen ergreifen müssen.
Sie sprechen den bewilligten Wolfsabschuss im Goms an. Manch ein Schäfer und Politiker fordert, den Wolf auch jetzt abzuschiessen. Was würde das auslösen?
Gar nichts. Ein Abschuss löst das Problem nicht. Das zeigen praxisnahe Beispiele und wissenschaftliche Untersuchungen. Ein Wolfsabschuss bringt nur dann etwas, wenn der Wolf komplett aus dem Gebiet entfernt wird und wenn er sich an der Expansionsfront einer Population befindet. Ansonsten bringt ein Abschuss nichts zur Schadensminderung.
Herr Gerke, Sie sind selber auch Jäger. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie einen Wolf während der Jagd sehen würden?
Ich würde mich freuen, so wie ich mich freue, wenn ich bei uns einen Luchs sehe. Natürlich wäre kein Reiz da, ihn abzuschiessen. Wolf und Luchs sind für mich Jagdkameraden und keine Konkurrenten.
Artikel
Kommentare
jemand der es weiss - ↑1↓3
@Wolfs Freundin schade habe ich ihren Kommentar erst jetzt gelesen!! Zu dem Schafhirte der den Wolf vertrieben haben sollte kann ich nur eines sagen eine grosse Lüge, der Hirte hatte einen grossen Mund und nichts dahinter
antworten
S. Schweizer - ↑18↓20
Herr Gerke, wenn ich das Interview mit Ihnen lese kommt mir die Gallo hoch, solche Aussagen können nur von einem Unterländer stammen, der aus der Ferne dirigieren will was in den Bergregionen geschehen darf und muss.
In diesen Ausführungen findet man kein Herz für Tiere, denn jede Person die sich mit dem Wolf beschäftigt sollte heute wissen, dass der Wolf nicht für sein Fressen tötet sondern aus Lust zum töten.
Wenn auf der Weide in einer Nacht vom Wolf 20 Schafe angegriffen aber nicht gefressen werden und die Hälfte der Schafe am Morgen elend zugerichtet noch lebt und die andere Hälfte getötet wurde, dann könnte man sich vorstellen, dass von ein Wolfsliebhaber bei einer Besichtigung, folgende Aussage über die Lippen kommt:
na ja der liebe Wolf hat seine Lust befriedigt!!!
Bleiben Sie in der Stadt und lassen Sie bitte den Bergregionen ihre Entscheide selber fällen.
Jede Person muss doch erkennen, dass in der Schweiz für solche Wildtiere zu wenig Platz vorhanden ist, wer mit mit solchen Tieren leben will, der soll im Osten Europas leben, denn in diesen riesigen Wälder gibt es genügend Platz für Wölfe oder Bären aber NICHT BEI UNS.
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wolfs freundin - ↑8↓2
Herr S. Schweizer,
so wie es Ihnen mit Herr Gerkes Worten geht, so geht es mir mit Menschen, die so denken wie Sie, da kommt bei MIR die Galle hoch!!
Wir als Menschen sind nur eine kleine Geschichte in der langen Existenz der Erde und der Natur.. In dieser relativ kurzen Zeit hat der Mensch in seinem Grössenwahn so viel von unserem Planeten und unserer Umwelt zerstört, nur schon die Schweiz verbraucht alleine Ressourcen von 6 ganzen Erden in einem Jahr!! Durch unsere zerstörerische und egoistische Art zu leben, Alles-Billiger-Aber mehr Profit-Wegwerf-Comfortzonen-Gesellschaft mit unserem super Sozial- und Pharmasystem, gibt es die natürliche Selektion bei uns Menschen gar nicht mehr, wir leben immer länger und unsere Population ist immer wieder explosionsartig angestiegen.. Die Natur hat sich nämlich schon ein paar mal mit Epidemien oder Naturkatastrophen "gewehrt", doch dank unserer Lebensart haben wir uns zu einem Parasiten, zu einer Krankheit für die Erde, entwickelt, die nur nimmt und die Erde aussaugt.. Eine Mistel oder auch Pilze leben z.B in Symbiose mit den Bäumen, sie sind in einem ständigen Austausch und helfen sich gegenseitig..
Und nun kommen solche Menschen wie Sie und sind tatsächlich der Meinung, dass sie die Schweiz zu klein ist und es hier keinen Platz für Wolf und Bär hat!! Wollen Sie und Ihresgleichen denn jedes Lebewesen ausrotten, das unserer super tollen Zivilisation gefährlich werden könnte? Die Natur war vor uns Menschen da und wird auch nach uns Menschen noch da sein, wenn wir den Planeten nicht schon vorher zerstört haben!!
Also wenn Sie sich ein wenig mehr mit den Wölfen befasst hätten, würden Sie wissen, dass ein Wolf nicht aus Lust am töten so viele Schafe auf einmal tötet, sondern eben wegen dem Blutrausch, da das Angebot ja wie auf dem Goldteller vor ihm steht.. Der Schafhirt hat die Situation sehr treffend und logisch erklärt im Kommentar.. Somit trägt der Mensch hier die Eigenverantwortung für den Blutrausch des Wolfes, wenn man es ganz genau nehmen möchte.. Der Wolf war schon früher in der Schweiz, bis er ausgerottet wurde, das ist noch gar nicht lange her, der letzte Wolf steht im Naturmuseum in Chur.. Man konnte nun freien Weidegang anwenden, was natürlich Arbeitskräfte, Zeit und Geld gesparte..
Nun ist der Wolf aber wieder da und man müsste wieder mehr Einsatz zeigen und aus seiner Komfortzone heraustreten, wenn man nicht möchte, dass etwas passiert, also soll der Wolf lieber abgeschossen werden!!
Dass es aber mit dem RICHTIGEN behirten und Herdenschutz funktioniert, hat der Schafhirte vom Rappental, der den Wolf zweimal hintereinander vertrieben hat, bewiesen, das ist gar noch nicht so lange her.. Es wurde sogar in den Medien darüber berichtet.. Die Walliser hatten aber gar keine Freude daran und gingen richtig fies mit dem Hirten um, was mir meine Meinung nur noch mehr bestätigte, dass sie sich zu sehr an ihre Komfortzone gewöhnt haben.. Würden nun die Nutztiere, auf jeder Alp sowie auf jeder Weide in Waldesnähe, wieder richtig behirtet werden, würden das die Wölfe auch sehr schnell lernen und nicht mehr so viel angreifen, da es sehr intelligente Tiere sind..
Und dazu kommt noch, dass die Wölfe sehr gut für das Gleichgewicht im Wald sind, denn es muss z.B nicht mehr so viel Rotwild nachgeschossen werden, weil die Population zu gross ist..
Es gibt auch ein sher schönes Video das zeigt, wie die Wölfe ihre Umgebung verändert und wieder ein Gleichgewicht hergestellt haben, als sie in den Yellowstone-Park zurückkehrten.. Dank ihnen sind viele Tierarten wieder zurückgekehrt.. Link zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=ysa5OBhXz-Q
Machen Sie, und alle anderen die so denken wie Herr Schweizer und das lesen, sich doch bitte mal darüber Gedanken, stellen Sie doch mal Ihr Ego zurück und betrachten die ganze Sache aus dem Blickwinkel der Erde.. Sie holt sich nach und nach zurück was wir Menschen ihr entrissen haben und das mit gutem Recht, wie ich finde.. Denn wir können nicht mehr lange so weitermachen wie bisher, denn sonst kollabiert die Erde und unsere Nachkommen haben so gut wie nichts mehr zum leben..
Wir haben jetzt noch die Chance, wieder zu lernen im Gleichgewicht mit der Natur und der Erde zu leben, also nutzen wir sie doch, denn wir haben nur diese EINE!!
Schafhirt - ↑18↓9
Werter S.Schweizer, kein Tier tötet aus Lust - es ist immer die notwendige Nahrungssuche.
Für Raubtiere ist es extrem schwierig ein Wildtier erlegen zu können, für Einzelraubtiere noch viel schwieriger als für Rudel. Nun verhält sich das domestizierte Schaf total anders als ein Wildtier, ein Wildtier flüchtet, die Schafe drängen sich zu einem Haufen zusammen und warten ab was geschehen wird, dieser Umstand irritiert den Wolf, er ist sich nicht gewohnt, dass seine Beute vor ihm stehen bleibt, er greift nochmals zu und kommt so in einen Blutrausch mit den bekannten fatalen Folgen. Es kann dann auch sein, dass die Schafgruppe in panischer Angst flüchtet, dann hat man versprengte Schafe, eventuell sogar Abstürze. Soviel zur Sache Wolf gegen Schaf. Das Verhalten der Schafe hat für uns Hirten eine gute Seite. Mit ein zwei guten Hunden können wir problemlos ein grosse Herde Schafe zusammenhalten. Die Hunde müssen nur aussenherum die Schafe umkreisen und schon gehen die Schafe zusammen, nicht aus Herdentrieb wie fälschlicherweise immer wieder gesagt wird, sondern aus reinem Egoismus, weil es in der Mitte der Gruppe am sichersten ist. Das Hüten der Herde wäre schon mal ein grosser Teil des Herdenschutzes, ein Nachtpferch und Herdenschutzhunde gehören zwingend dazu. Im Wallis wurde/wird seit Jahrzehnten der freie Weidegang praktiziert. Die Umstellung auf Hütebetrieb ist deshalb nicht einfach, weil A) die Schafe sich nicht daran gewohnt sind und weil B) der Wille dazu fehlt. Und zuletzt noch dies: viele Schafhirten sind Unterländer oder Ausländer, die Einheimischen scheinen an dieser Arbeit keinen Gefallen zu finden ...
Brigitte Wolf - ↑17↓21
Danke, David Gerke, für dieses Interview. Sie bringen die Sache mit Fakten auf den Punkt, ohne die Problematik zu beschönigen.
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P. Wittwer - ↑18↓10
Vielleicht haben die vergangenen schönen Sommertage Sie auch eingeladen, eine Wanderung mit ihren Kindern in den schönen Schweizeralpen zu unternehmen. Aber was, wenn Sie dabei wie ein italienisches Ehepaar von einem Bären angegriffen und verfolgt worden wären? Oder Sie übernachten in einem Ferienhaus und hören, wie ein Bär die Glastüre zertrümmert, in die Speisekammer eindringt und sich an Kartoffeln und Brot gütlich macht? Dies ist leider nicht blosse Angstmacherei, sondern im vergangenen Winter in der Schweiz tatsächlich geschehen. Nun berichtete das Schweizerradio SRF1 in den 8:00-Nachrichten von heute morgen einmal mehr von dem Konflikt zwischen der Bergbevölkerung und den Stadtbewohnern bezüglich der Frage, ob Wölfe und Bären in der Schweiz überhaupt ihren Platz haben sollen. Viele Bergbauern wehren sich gegen das Akzeptieren von Wölfen und Bären, sind sie doch immer wieder damit konfrontiert, dass Tiere ihrer Herden gerissen werden. Der eidgenössische Jagdinspektor Reinhard Schnidrig berichtet im Interview von SRF1, dass damals vor 15-17 Jahren, als der Wolf wieder in die Schweiz zurückkam, nicht nur viele Tiere getötet wurden, sondern es zu „regelrechten Massaker in den Schafherden“ kam. Dennoch rügt der Jagdinspektor einzelne Bergkantone, dass sie - Zitat: „immer noch von der Vorstellung ausgehen, dass „keine Wölfe“ eine Option sei. Das ist aber nicht mehr möglich. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir mit diesen Wölfen und Bären in Zukunft leben müssen und wollen.“ Zitatende. Da stellen sich dem Bürger ganz klar 2 Fragen: Weshalb eigentlich hat man in der Vergangenheit nie etwas von diesen Massakern gehört? Und wer sind wohl diese Vereinigungen, die solches wollen und Massaker an Tieren und auch Menschen dem Leben vorziehen? Oder glauben wir allen Ernstes, dass sich Wölfe dahingehend verändert haben, dass sie sich heutzutage nur von Gras und Heidelbeeren ernähren? Denn wenn die von besorgten Bauern geforderten Schutzmassnahmen für die Tiere breitflächig umgesetzt werden und greifen, bleibt den hungrigen Wölfen und Bären doch nichts anderes übrig als über Menschen herzufallen. Wer schon erfahren hat, dass sich gewisse Menschen am Tod ergötzen, kommt nicht um die Frage herum, ob hinter all diesen Bemühungen, die Eingliederung von Wölfen und Bären zu fördern, Satanssekten stecken könnten.
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Hansi - ↑7↓2
Herr Wittwer
Ich bin fassungslos über Ihre Ausführungen. Besonders Ihre Schlussbemerkung betreffend Satanssekten ist gegenüber jedem sachlich denkenden Menschen eine Beleidigung. Ihre Aussagen sind bis ins letzte Detail reine Spekalutation . Man muss sich an Fakten halten: Die bisherigen Wolfsrisse sind allesamt auf ungenügenden Herdenschutz zurückzuführen. Da könnte man sich doch mal ein wenig anstrengen. Was man liebt, schützt man doch, oder etwa nicht? Zudem ist bisher noch kein einziger Mensch angegriffen worden. Und Herr Gerke hat doch sehr sachlich und anständig argumentiert. Nehmen Sie sich ein Beispiel daran. Und wenn die Italiener die Population ausbauen wollen, bringt ein Abschuss überhaupt nichts. Wer jung ist weiss, dass man sich halt heutzutage den Zeiten auch mal anpassen muss. Und das Argument wegen den Touristen, das Sie erwähnen, ist völlig aus der Luft gegriffen: Die Leute kommen nicht mehr ins Wallis, weil wir alles mit der Knarre aus dem Weg räumen, was uns nicht passt. Und bei dem starken Franken sollten wir den "Üssuschwiizern" lieber Sorge tragen. Die bringen mehr Geld in unseren Kanton als Sie denken.
Ich bin zwar kein Grüner oder ungeheurer Wolfsliebhaber. Aber bei solchen Kommentaren muss man sich distanzieren und lieber für die Gegenseite Partei ergreifen. Denn Anstand und Sachlichkeit sind immer noch sehr bedeutsame Tugenden, auch in Wolfsreichen Zeiten ...
Herzlichst
Z Hansi usum Wallis