Frontal | Christoph Oberholzer, Fitnessinstruktor

«Der Körperkult hat sich rasant entwickelt»

Christoph Oberholzer: «Ein Sixpack kann man nicht in sechs Wochen zulegen.»
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Christoph Oberholzer: «Ein Sixpack kann man nicht in sechs Wochen zulegen.»
Foto: RZ

Christoph Oberholzer (l.) an den Schweizer Meisterschaften 2016 in Unterägeri.
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Christoph Oberholzer (l.) an den Schweizer Meisterschaften 2016 in Unterägeri.
Foto: zvg

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Er hat vor 30 Jahren mit dem Kraftsport angefangen und führt als Fitnessinstruktor ein eigenes Fitness­center. Christoph Oberholzer (58) über Trends, ein gutes Körperbewusstsein und Spass am Training.

Haben Sie Ihr Morgentraining schon hinter sich?
Nein, heute habe ich noch nicht trainiert, aber gestern war ich am Biken. Ich mache nämlich nicht nur Krafttraining, sondern auch Ausdauertraining. Ich laufe viel und bin auch oft auf dem Bike unterwegs. In meinem Alter macht es wenig Sinn, jeden Tag Kraft zu trainieren. Vor allem was den Leistungssport anbelangt.

Mit anderen Worten: Sie sind flexibel in der Trainingsgestaltung?
Ich habe schon relativ früh nicht nur auf Krafttraining, sondern auch auf Ausdauersport gesetzt. Damals wurde das von vielen belächelt. Aber ich habe erkannt, dass eine gewisse Ausdauer auch eine ideale Ergänzung zum Krafttraining ist. Ein gutes Herz-Kreislauf-System ist ein Muss für jeden, der Krafttraining betreibt.

Sie selbst haben vor zwei Jahren noch an einem nationalen Wettkampf teilgenommen?
Ich will meine Wurzeln nicht verleugnen und interessiere mich immer noch für die Bodybuilding-Szene. Das Bodybuilding ist auch der Ursprung für den ganzen Kraftsport- und Fitnesstrend. Vor zwei Jahren habe ich als 56-Jähriger in der Seniorenklasse bei den nationalen Meisterschaften teilgenommen. Aufgrund einiger Blessuren konnte ich mich aber nicht ideal darauf vorbereiten und wurde schliesslich Sechster.

Vor über 20 Jahren haben Sie ein Fitnessstudio eröffnet. Hat sich das Fitnessbewusstsein bei den Oberwalliserinnen und Oberwallisern über all die Jahre geändert?
Auf alle Fälle. Der Körperkult und ein gesundes Körperbewusstsein hat sich auch bei uns im Oberwallis rasant entwickelt. Vor allem junge Leute wollen eine bessere Figur und bauen ihr Training entsprechend auf. Dieser Trend hält an, das sieht man nicht zuletzt daran, dass immer mehr Fitnessstudios eröffnen. Das ist momentan ein Riesenboom. Nicht zuletzt auch durch die Shows und Fachzeitschriften, die das Ganze propagieren.

Also steht die körperliche Ertüchtigung klar im Vordergrund?
Ja, aber der Begriff Fitness schliesst viel ein. Fitness heisst Kraft, Ausdauer und Koordination.

Der Frühling steht vor der Tür und viele Leute widmen sich wieder vermehrt dem Fitness­trend. Spüren Sie einen grösseren Zulauf?
Ja. Solange das Wetter und die Temperaturen noch nicht allzu frühlingshaft sind, kommen die Leute ins Fitnessstudio und holen sich die nötige Kondition auf den Laufbändern und Crosstrainern. Vor allem die Jugendlichen frönen diesem Trend.

Was raten Sie jemandem, der fit in den Frühling starten will und zum ersten Mal ein Fitnessstudio besucht?
Das ist individuell. Am Anfang macht man einen kurzen Fitnesscheck, um festzustellen, wie fit die Person ist. Dazu gehören ein Krafttest, ein Beweglichkeits- sowie ein Ausdauertest. Aufgrund dieser Testdaten stellen wir ein individuelles Trainingsprogramm zusammen und vereinbaren persönliche Ziele. Nach circa 20 Besuchen im Fitnesscenter sitzen wir mit der Person zusammen und analysieren die Fortschritte. Aufgrund dessen wird das weitere Trainings­programm bestimmt.

Bedeutet fit sein, sich stundenlang im Fitnessstudio abzumühen?
Wenn sich jemand eine bessere Figur aneignen will, dann muss er dafür etwas tun. Er muss sich zwar nicht zehn Stunden täglich im Fitnessstudio abmühen, aber er muss regelmässig trainieren und auch seine Ernährung anpassen und umstellen. Nur so stellt sich der Erfolg langfristig ein. Es reicht nicht, sich nur auf ein regelmässiges Training zu beschränken, sondern man muss sich auch gesund ernähren. Die Regel «Du bist, was du isst» kommt nicht von ungefähr. In diesem Bereich bieten wir auch ein Ernährungsmodul an. Grundsätzlich kann man sagen, dass eiweisshaltige Nahrung wie Milchprodukte, Fisch oder Eier in Zusammenhang mit einem Aufbautraining eine gute Wirkung zeigen.

Wie viel Zeit sollte man pro Trainingseinheit investieren, damit sich die gewünschten Resultate einstellen?
Wenn jemand zweimal pro Woche ein Fitnessstudio aufsucht, dann merkt er schon eine positive Veränderung. Wie gesagt, das Training allein macht es aber nicht aus. Darum braucht es als Ergänzung eine gesunde Ernährung. Je mehr man trainiert, desto grösser ist der Erfolg. Ganz einfach darum, weil die Fettverbrennung aktiviert wird und der Muskelaufbau gefördert wird.

Muss «Fit sein» zwingend mit Trainings­einheiten im Kraftraum gekoppelt werden?
Ja, das geht Hand in Hand. Man kann nicht eine gesunde Muskulatur haben und ein schwaches Herz-Kreislauf-System. Ebenso wenig kann man nicht nur die Ausdauer trainieren und sich dabei gezielt Muskelmasse aneignen. Das eine braucht das andere.

Auch im Internet finden sich viele Seiten mit vielen Tipps und Tricks. So wird unter anderem gezeigt, wie man sich ein Sixpack in sechs Wochen zulegen kann– geht das?
Nein. Wer eine gute Fitness hat, kann sich in kurzer Zeit ein Sixpack antrainieren, aber nicht in sechs Wochen. Ich würde sagen, dass man mindestens ein halbes Jahr trainieren muss, damit man überhaupt feststellen kann, wie der Körper auf das Training und die Ernährung reagiert. Ein Sixpack in sechs Wochen ist genauso surreal wie die Werbung, die verspricht, dass man auf sogenannten Power-Playplatten in zehn Minuten genauso viel erreicht wie jemand, der eine Stunde trainiert. Das ist absoluter Unsinn. Innerhalb von zehn Minuten kann man unmöglich so viele Fettkalorien verbrennen.

Wie kann man sich selbst motivieren, damit man nicht schon nach wenigen Trainings­wochen aussteigt?
Man sollte sich realistische Ziele setzen, die man erreichen kann. Wer in ein Fitnessstudio kommt, hat die Möglichkeit, sich innert kürzester Zeit sinnvoll Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit mit relativ wenig Zeitaufwand antrainieren zu können. Zudem sollte man sich Zeit lassen. Viele der Vorzeige-Models und -Athleten trainieren seit Jahren an ihrem Körper. Das darf man nicht ausser Acht lassen.

Neben dem eigentlichen Kraft- und Ausdauersport werden heute in den Fitnesscentren auch verschiedene Alternativkurse angeboten. Sind Yoga und Pilates ein Ersatz zum Fitnessstudio?
Die verschiedenen Kursangebote sind eine gute Alternative zum Fitnessstudio. Vor allem, wenn man nicht gerne alleine trainiert. Es ist aber kein eigentlicher Ersatz zum Fitnessstudio, sondern eher eine Ergänzung. Aber es gibt viele Leute, die nur die Kurse besuchen und sich dabei fit halten.

Wie sehr verändert ein sportlicher Lebensstil den Alltag?
Ein regelmässiger Fitnessbesuch verändert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Man ist wacher, konzentrierter und vifer. Durch die körperliche Ausstrahlung ist man auch selbstbewusster und die Lebensqualität steigt.

Mittlerweile schiessen Fitnessstudios wie Pilze aus dem Boden. Wie erkennt man das richtige Studio?
Grundsätzlich erkennt man ein gut geführtes Studio daran, wenn jemand als Betreiber der Anlage anwesend ist. Als wesentliches Kriterium für eine gute Qualität gilt zudem eine offizielle Anerkennung als Gesundheitsanbieter durch eine «QualiCert»-Auszeichnung.

Viele Jugendliche entdecken den Fitnesslifestyle für sich. Wie gesund oder gefährlich sind solche Trends?
Wenn sich jemand daran orientiert, sich auf eigene Faust möglichst schnell viel Muskel­masse anzutrainieren, dann kann er sein blaues Wunder erleben. Das ist nicht nur ungesund, sondern auch gefährlich. Darum würde ich empfehlen, immer einen Fachmann beizuziehen, der ihm auch seriös aufzeigt, wie und was er trainieren soll, um zu einer guten Form zu kommen. Eine Fachzeitschrift kann zwar die Motivation steigern, aber sie ersetzt nicht eine gute Beratung.

Wie stehen Sie zu leistungssteigernden Substanzen im Amateurbereich?
Das wird im Sport leider immer ein Thema bleiben. Das haben auch die vergangenen olympischen Winterspiele wieder gezeigt. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen sogenannten Supplementen oder Nahrungsergänzungsprodukten und hormonellen Präparaten, die praktisch nur als Medikamente eingenommen werden. So ist ein Proteins­hake zum Beispiel nichts anderes als eine Ergänzung zu bereits körpereigenem vorhandenem Eiweiss.

Wie sehen Sie die Entwicklung im Fitnessbereich?
Der Markt im Oberwallis ist gesättigt. Momentan entstehen vermehrt sogenannte «24 Stunden Studios», die rund um die Uhr geöffnet sind. Das gab es allerdings schon vor 30 Jahren. Grundsätzlich ist der Besucher in solchen Studios auf sich allein gestellt und wird nicht beaufsichtigt. Das wiederum beinhaltet ein gewisses Risiko, sollte bei einem Besucher ein gesundheitliches Problem auftreten. Ich bin der Meinung, dass man als Betreiber eines Fitnessstudios seine Verantwortung wahrnehmen sollte und den Besuchern bei Fragen oder Ratschlägen zur Seite steht.

Walter Bellwald

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Infos

Vorname Christoph
Name Oberholzer
Geburtsdatum 1. Dezember 1960
Familie verheiratet, eine Tochter
Beruf Fitnessinstruktor
Funktion Mitinhaber ChrisTopPark
Hobbies Sport
«The Biggest Loser» schaue ich mir regelmässig an. Nein
Übermässiges Training macht krank. Ja
Die Jugend von heute ist zu sehr auf das Äussere fixiert. Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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