Mainz Martin Schmidt | Naters

«Der FSV Mainz 05 kämpft jedes Jahr um den Ligaerhalt»

Martin Schmidt ist Trainer des FSV Mainz 05.
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Martin Schmidt ist Trainer des FSV Mainz 05.
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Er ist seit drei Monaten Bundesliga-Trainer und gastiert mit dem 1. FSV Mainz am Samstag in der Allianz Arena in München. Martin Schmidt spricht über den Medienrummel um seine Person, den Druck als Bundesliga-Trainer und die Begegnung am Samstag mit Pep Guardiola.

Martin Schmidt, vor rund drei Monaten haben Sie die erste Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 übernommen. Inwiefern hat sich bisher Ihr Leben verändert?

Seit ich Trainer der ersten Mannschaft bin, hat sich von der Arbeit auf dem Platz nicht allzu viel verändert: Natürlich ist das Niveau der Spieler höher, das Trainerteam nun grösser als in der dritten Liga und die Strukturen sind nochmals professioneller. Doch geändert hat sich vor allem die Öffentlichkeit, also die Berichterstattung in den Medien, und die Wahrnehmung der Leute mir gegenüber und dadurch auch meine Wahrnehmung.

Demnach ist abschalten im überschaubaren und fussballverrückten Mainz kaum möglich...
Das ist richtig. Ein Bundesliga-Trainer ist irgendwo auch verpflichtet, mit viel Leidenschaft zu arbeiten und sich entsprechend mit dem Verein zu identifizieren. Für mich bleibt meist der Montagmorgen als einziger freier halber Tag, an dem ich ein bisschen abschalten kann, doch ich möchte auf keinen Fall jammern. Es ist ein Privileg, diesen Job auszuführen und ich mache ihn sehr gern, auch wenn er fast sieben Tage 24 Stunden in Anspruch nimmt.

Sie sind ein Trainer, der mit den Medien gerne über das Sportliche spricht. Doch am Anfang standen der Nacktkalender mit dem FC Raron, Jodeln auf der Alpe oder Ihre Freundin – ein Model – im Vordergrund. Hat Sie das gekränkt?
Nein, gekränkt hat mich das keineswegs. Denn all das, was die Medien publiziert haben, das bin ja ich. Und das ist auch ein Teil meines Lebens, den ich auf keinen Fall missen möchte. Was mich überrascht hat, ist, dass sich sehr viele Medienschaffende um das «Äusserliche» gekümmert haben und nur wenig über das fussballerische gesprochen haben.

Haben die Medienberichte Sie auch ein Stück weit überrollt?
Ja, das kann man so sagen. Wie sich die nationale aber auch internationale Presse auf mich stürzte, das hat mich am Anfang irritiert und forderte viel Konzentration und Kraft von mir. Es war wichtig, dass ich den Fokus auf den Fussball, den Abstiegskampf und das erste Spiel gegen Frankfurt legen konnte.

Haben Sie deshalb noch kein exklusives Interview in den deutschen Medien gegeben?
Ja. Gemeinsam mit dem Verein haben wir beschlossen, zunächst keine exklusiven Interviews zu geben, bis wir das sportliche Minimalziel – den Klassenerhalt – erreicht haben. Das war der richtige Weg, so konnte auch ich mich noch besser auf das Sportliche konzentrieren. Natürlich haben wir in dieser Zeit im Rahmen unserer offiziellen Medientermine trotzdem viel und offen mit den Medien kommuniziert, dabei aber den Fokus auf die sportlichen Fragen beschränkt.

Reden wir über das Sportliche: Was hat Sie in den drei Monaten als Trainer der ersten Mannschaft am meisten beeindruckt?
(überlegt lange) Wirklich beeindruckt hat mich die Wirksamkeit meines Handelns in der Öffentlichkeit oder gegenüber der Mannschaft, die jede Tat mit sich gebracht hat. Ob an einer Pressekonferenz oder stehend an der Seitenlinie während eines Spiels. Richtig begeistert bin ich auch davon, dass wir in den letzten Heimspielen praktisch stets vor vollen Rängen spielen durften. Die Wechselwirkung zwischen unserem Spiel und den Fans ist total faszinierend.

...und zu Hause mit Ausnahme der Spiele gegen Leverkusen und Hamburg immer gepunktet haben.
Ja, das Spiel gegen Bayer Leverkusen haben wir verdient verloren. Doch wir holten gegen Wolfsburg und Gladbach, zwei Teams, die sich für die Champions League qualifiziert haben, einen Punkt. Dann siegten wir gegen Köln, Frankfurt und Schalke 04. Man muss stets in Erinnerung halten, dass ausser Paderborn, Augsburg und dem SC Freiburg jedes Team der Liga deutlich grössere finanzielle Mittel zur Verfügung hat als wir. Mainz ist ein Klub, der sich trotzdem in der siebten Saison in Serie in der höchsten Spielklasse halten kann und auch in der nächsten Saison wieder mit dem Ziel «Ligaerhalt» einen nächsten Anlauf nimmt.

Positiv ist Ihre Bilanz: Ihr Vorgänger Kasper Hjulmand holte 1,04 Punkte pro Spiel mit einem Torverhältnis von –3 Toren. Sie holten 1,5 Punkte pro Spiel bei +3 Toren. Sie haben alles richtig gemacht.
Diese Statistik ist natürlich mit Vorsicht zu geniessen, denn nach zwölf Spielen ist sie nicht ganz aussagekräftig. Am Samstag spielen wir bei den Bayern: Bei einem Sieg würde die Quote deutlich steigen, bei einer Niederlage sinkt sie. Vor mir arbeiteten Fussballgrössen wie Thomas Tuchel und Jürgen Klopp in Mainz, die über mehrere Jahre und mit mehr als 100 Spielen einen Punkteschnitt von 1,4 bis 1,5 Punkte erreichten. Das wird für mich eine massgebende Richtlinie und zugleich grosse Herausforderung sein.

Trotzdem: Sie holten 18 Punkte aus 12 Spielen. Das Team kletterte von Rang 14 auf 10. Das ist ein bemerkenswerter Leistungsausweis als Newcomer in der Bundesliga.
Ja, natürlich bin ich damit zufrieden. Wir haben in den vergangenen Monaten auch solid gearbeitet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Der Ligaerhalt ist für Mainz gesichert. Entspricht die Klassierung den Leistungen?
Grundlegend gilt zu sagen, dass es für uns in jedem Jahr und in jeder Spielzeit aufs Neue einzig und allein darum geht, den Klassenerhalt zu sichern. Der FSV Mainz 05 weiss, dass der Ligaerhalt jedes Jahr ein grosser Erfolg ist. Wir stehen derzeit vor Vereinen wie Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Hannover oder Köln. Sie alle haben teilweise deutlich grössere finanzielle Mittel als wir. Mainz verfügt für einen Spieleretat von gut 20 Millionen Euro und liegt damit im untersten Viertel der gesamten ersten Bundesliga. Auch künftig ist es unser Ziel, grössere Vereine hinter uns zu lassen und diese mit Begeisterung und Leidenschaft zu bezwingen.

Ihre Arbeit wird im Rheinland geschätzt. Vor einem Monat gab es eine Vertragsverlängerung bis Saisonende 2018. Ein wichtiges Zeichen.
Als ich das Amt im Februar übernommen hatte, war klar, dass es sich nicht um eine interimistische Lösung handelt. Beim allerersten Gespräch am Fasnachtswochenende sagten mir die Verantwortlichen, dass sie langfristig mit mir planen. Der Fokus war dann klar auf den Ligaerhalt gerichtet, weshalb die definitive Vertragsverlängerung erst nach dem Sieg in Freiburg kommuniziert wurde. Doch die Verlängerung ist ein grosser Vertrauensbeweis, den der Verein meiner Arbeit und mir als Mensch gegenüber bringt.

Am Samstag folgt der Saisonabschluss beim Auswärtsspiel in München. Ist die Begegnung gegen Pep Guardiolas Bayern Ihr bisheriger Höhepunkt als Bundesliga-Trainer?
Natürlich ist das kein ganz alltägliches Spiel, aber ein absoluter Höhepunkt ist es nicht. Ein absolutes Highlight war es, in der proppenvollen Arena in Mainz stehen zu dürfen und das Derby gegen Eintracht Frankfurt zu gewinnen. Ebenfalls imponierend waren die Begegnungen gegen den Europa-League-Viertelfinal-Teilnehmer Wolfsburg und Favres Mönchengladbach. Dort spielten wir ebenfalls gegen Weltklassespieler. Ein Höhepunkt ist für mich nicht ein schönes grosses Stadion oder eine grosse Persönlichkeit an der Seitenlinie. Viel mehr die Herausforderung, die das gegnerische Team und der gegnerische Trainer mir stellt. Am vergangenen Samstag war das Peter Stöger vom 1. FC Köln. Dieses Wochenende ist es eben Pep Guardiola vom FC Bayern München.

Speziell wird es dennoch sein, gegen den grossen FC Bayern zu spielen.
Was die ganze Sache natürlich speziell macht, ist die Tatsache, dass den Bayern die Meisterschale nach dem Spiel überreicht wird. Für mich persönlich ist es aber eher ein weiteres Spiel in der Bundesliga, indem unser Team versucht, die bestmögliche Leistung abzurufen. Deshalb will ich der Begegnung auch nicht eine höhere Bedeutung geben. Nur bei Amtsübernahme bereitete mir dieses Spiel ein bisschen Kummer.

Warum das?
Ich habe den Spielplan angesehen und bemerkte das letzte Spiel in München. Was ist, wenn wir in München noch einen Zähler brauchen? Was, wenn wir auf das Torverhältnis schauen müssen? Ich bin deswegen sehr froh, dass wir die nötigen Punkte in den letzten Spielen sammeln konnten.

Bayerns Kapitän, Philipp Lahm, hat gesagt, dass man sich nur schwer motivieren kann, wenn es um nichts mehr geht. Auch am Samstag geht es für beide Teams um faktisch nichts mehr.
Was Philipp Lahm mit dieser Aussage gemeint hat, habe ich bei meinem Team bei den Niederlagen in Stuttgart und gegen Hamburg erlebt. Dort liess die Motivation nach, weil wir nicht mehr mittendrin im Abstiegskampf waren, die Gegner aber um ihr Überleben gekämpft haben. Für mein Team wird die Motivation am Samstag jedoch riesig sein. Gegen die Bayern gibt jeder 110 Prozent.

Mainz spielt auch nächste Saison erstklassig. Gibts als Saisonvorbereitung ein Trainingslager im Wallis?
Leider nein. Ich habe den Wunsch geäussert, im Wallis ein Trainingslager durchzuführen, doch mangels Möglichkeiten scheiterte die Idee. Im ganzen Oberwallis gibt es keine Infrastruktur, welche die Anforderungskriterien eines Bundesligisten erfüllt. Es gibt keinen fifa- oder uefa-zertifizierten Rasen und keine entsprechende Hotelanlage. Persönlich finde ich das schade. Wenn man sieht, wie Tirol oder andere österreichische Destinationen sich mittels Trainingsgelände eine Gratis-Werbeplattform verschaffen, löst das in mir Unverständnis aus, dass es solche Möglichkeiten im Wallis mit Ausnahme von Crans-Montana und Lens nicht gibt. Aber wir sind mit den Verantwortlichen des Kantons und des Tourismus in gutem Kontakt. Vielleicht klappt es ja nächste Saison im Wallis.

Simon Kalbermatten

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Infos

Zur Person

Vorname Martin
Name Schmidt
Geburtsdatum 12. April 1967
Familie liiert mit Jana
Beruf  
Funktion Trainer FSV Mainz 05
Hobbies  

Nachgehackt

 

Die Bundesliga ist derzeit die beste Liga der Welt. Ja
Eines Tages werde ich Trainer des FC Sitten. Joker
Ich werde meinen Vertrag in Mainz 
bis 2018 erfüllen.
Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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