Kunst | Podiumsdiskussion «Wer MACHT die Kunst»
Zwischen Kunstermöglichung und Machtmissbrauch
Der Verein Label’art organisierte eine Podiumsdiskussion mit dem Titel «Wer MACHT die Kunst». Das weckte Neugierde bei den Kunstinteressierten. Der Publikumsaufmarsch war entsprechend gross.
Renato Jordan leitete am Donnerstag, 02. Mai 2019, den Anlass «Wer MACHT die Kunst» ein. Er zeigte im World Nature Forum in Naters anhand eines konkreten Beispiels, wie er mit der Macht in der Kunst in Berührung kam. Die Zuschauer bekamen seine Video-Arbeit «Show» zu sehen. Anschliessend ging Renato Jordan auf die Tücken der Mittelfindung für dieses Projekt ein. Vom Kulturrat des Kantons gab es eine Absage. «Bei der Antwort auf meine Nachfrage ging man überhaupt nicht auf meine Fragen ein und die Rückmeldung war in Google-Deutsch verfasst. Sie nahmen mich nicht ernst. Das hat mich sehr enttäuscht. Meiner Ansicht nach ist das ein Machtmissbrauch», sagte Jordan. Damit sprach er an, wo die Macht in der Kultur zu suchen ist, nämlich dort, wo das Geld ist. Als zweite Macht in der Kunst nannte er die Kuratoren und als dritte das Publikum. Die Zusammenarbeit für das Kunstprojekt «Show» mit der Kuratorin Anette Kummer sei einwandfrei gewesen und das Publikum hätte die Ausstellung zu einem Erfolg gemacht.
Einfach loslegen
Die Gesprächsleiterin Sibylle Omlin gab der anschliessenden Diskussion eine völlig andere Wendung. Über schlechte Erfahrungen wollte sie nicht diskutieren. Viel mehr machte sie die gute Zusammenarbeit zwischen Kuratoren und Künstlern zum Thema: Kuratoren als Ermöglicher von Kunst und Freunde der Kunstschaffenden, die zum inhaltlichen Austausch bereit sind. Erfrischende Ansätze lieferten Jérémie Sarbach & Flurina Badel, ein junges, multimedial tätiges Künstlerduo: «Als Künstler sollte man einfach mal machen. Nicht im Atelier auf Entdecker warten, sondern zum Beispiel ein leeres Ladenlokal mieten und ausstellen.» Zu Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit hätten sie ein WG-Zimmer und ein Auto in Ausstellungsräume umgewandelt. Man könne durchaus auch kleine interessante Projekte machen ohne Kurator. Die Fähigkeit der jungen Kunstschaffenden sich zu vernetzen beeindruckte die ältere Künstlergeneration. Jérémie Sarbach wagte einen Vergleich zwischen der Kultur und der Landwirtschaft. «Bei der Landwirtschaft greift der Staat in den Markt ein. Im Kunstmarkt ist das tabu. Wieso eigentlich? Würde der Staat mittelgrosse Galerien unterstützen, würde das die Kunstszene beleben und für uns Künstler wäre es einfacher, im Kunstmarkt Fuss zu fassen.»
Aufgelöste Grenzen
Die periphere Lage des Wallis wurde in der Gesprächsrunde nicht als Problem angesehen. Die Grenzen würden durch die Digitalisierung aufgelöst. So könne je nach Thema einer Ausstellung durchaus auch einmal das Wallis ins Zentrum der Kunst rücken. Zudem würden die sozialen Medien den Kunstmarkt völlig auf den Kopf stellen.
Ein Abend mit vielen überraschenden Ideen und anregenden Vorschlägen. Dem Titel «Wer MACHT die Kunst» entsprach die Diskussion nicht in allen Belangen. Spannend war der Abend trotzdem und er war erst der Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe. Der Verein Label'art - ein Zusammenschluss von 16 Kulturinstitutionen, darunter auch der Kunstverein Oberwallis – wird dieses Jahr noch weitere Veranstaltungen zur zeitgenössischen Kunst organisieren.
Teilnehmer der Diskussionsrunde waren: Helen Hirsch, Direktorin und Kuratorin Kunstmuseum Thun; Josiane Imhasly, freie Kuratorin; Renato Jordan, Maler, Fotograf und Videokünstler; Denise Eyer-Oggier, Malerin; sowie Jérémie Sarbach & Flurina Badel, multimedial tätiges Künstlerduo. Moderation Sibylle Omlin, freie Kuratorin und Kunstautorin.
ben
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Kommentare
Thomas Tscherry, Steg VS - ↑1↓3
Wer macht Kunst?
So müsste doch zuerst erklärt werden was Kunst ist und wieso sich der Mensch damit abgibt, sei es der Macher, Kurator oder Käufer und Genießer. Darauf gibt es nämlich klare Antworten. Weiter müsste man dabei kurz die Geschichte streifen und die jetzige Epoche umschreiben. Ganz wichtig wäre ein Link auf die aktuellen sorgen dieser Welt und Gesellschaft und der Bezug zur Kunst. Ein Muss ist die Diskussion darüber Warum die Ausstellungen nicht mehr laufen und die meisten auf ihrer Kunst sitzen bleiben. Ebenfalls wäre ein Themenmittelpunkt der heutige Trend der Jugend zu Kreativität, Show, Musik, gut aussehen und berühmt werden. Gutes Leben mit Fun.
Ja ja........iischu Küntschtler.
Tscherrythomasgampel
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Thomas Tscherry, Steg VS - ↑6↓9
Dem war überhaupt nicht so. Mit Ausnahme von Denise und Renato waren sie alle in sich selbst verliebt und oder waren einem kompetenten und wirklich interessanten wie auch flüssigen Reden weit entfernt. Es fehlte Struktur und Inhalt, Organisation und Wissen. Selbst auf simple Fragen aus dem Publikum wie die des Älteren ; Ich kann mit der modernen Kunst kaum mehr etwas anfangen, was soll ich tun? wusste das Podium nicht umzugehen. Solch einem Abend muss man einen konkreten Leitfaden geben und nicht selbstverliebte Akteure aufstellen. Interessant ist, dass ich vorgängig die Leute im Internet besuchte um mir ein Bild zu machen ob es sich lohnt extra nach Naters zu fahren, und dass ich dabei auf wirklich gute Kunst deren stiess. Interessant, dass dieselben Leute vor Ort schlecht aussahen, nicht nur der miserablen Beleuchtung wegen.
Anyway. Gruss an die Kunst / Tscherry Thomas von Gampel. atelier für bau & kultur
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