Konzert | Preview des Rhonefestivals für Liedkunst in Brig, Mühlebach und Niedergampel
Wenn die Bahnhofshalle zum Konzertsaal wird
BRIG-GLIS | Zwei schwarze Pudel, Rucksacktouristen, Biker und Reisende – nicht unbedingt die Zusammensetzung, die man sich unter einem klassischen Konzertpublikum vorstellt. Doch genau so gemischt traf man das Publikum am Preview des Rhonefestivals für Liedkunst an.
Sonntagmorgen in Brig: Lieder von grossen Meistern wie Britten, Brahms, Mahler, Ravel, aber auch des Wallisers Eugen Meier erklingen in der Bahnhofshalle. Nicht etwa aus einem Lautsprecher ertönen die Melodien; nein, sie werden live vorgetragen von Franziska Andrea Heinzen, Loredana Catalano und Julie Catherine Eggli. Benjamin Malcolm Mead begleitet die drei Sopranistinnen am Klavier. Schon bald locken die edlen Klänge Passanten, Biker, Wanderer, Reisende, Kinder, Neugierige und Klassikbegeisterte an. Das bunt gemischte Publikum lässt sich von den musikalischen Kostproben berühren und applaudiert begeistert. Die Zuhörenden kommen unverhofft in den Genuss einer Liedermatinee, vorgetragen von Ausnahmekönnern.
Abseits der Konzertsäle
Die Sopranistin und Initiantin des Rhonefestivals für Liedkunst Franziska Andrea Heinzen klärte auf, was es mit dem Konzert ausserhalb der gängigen Konzerthäuser auf sich hatte: «Wie die letzte Ausgabe des Rhonefestivals endete, sollte sie dieses Jahr beginnen: in der Natur, an ungewohnten Orten, mit spontanen Zuhörern und, wo möglich, nahe an der Rhone.» Mit Konzerten im Bahnhof in Brig, beim B&B Café Hängebrigga in Mühlebach und am Rhonebord in Niedergampel wollen die Festivalverantwortlichen Kontakt zu Klassikneulingen aufnehmen und viele Menschen für das Rhonefestival begeistern, das vom 30. Mai bis zum 2. Juni 2019 über verschiedene Bühnen im Oberwallis gehen wird.
Das Festival ist ganz und gar dem Kunstlied gewidmet. Es sind Lieder, die meist Begebenheiten und Stimmungen des alltäglichen Lebens behandeln. Dabei kann sich die Lyrik von der gewöhnlichen und rauen Wirklichkeit, Liebe und Tod, Abschied und Reise, Fremde und Sehnsucht entfernen und sich in einer idealisierten Form zeigen. Die drei Künstlerinnen und der Künstler verstehen es denn auch, grosse Gefühle auszudrücken.
Interesse
für das Lied wecken
Die Unterwalliserin Julie Catherine Eggli präsentierte bei ihrem Vortrag eigenständige Interpretationen. Loredana Catalano berührte mit dem Walliser Lied «Weischus dü?». Mit dem schlichten Liebeslied sang sie sich in die Herzen der Zuhörer. Franziska Andrea Heinzens ausdrucksstarke, variantenreiche Stimme und ihr hingebungsvoller Gesang überzeugten selbst in der Bahnhofshalle. Sie und ihr Duett-Partner, Pianist Benjamin Malcolm Mead, sind im Oberwallis längst keine Unbekannten mehr, und auch im Ausland konnten sie schon manchen Preis entgegennehmen.
Für das Rhonefestival für Liedkunst waren diese unkonventionellen Auftritte beste Werbung. Das Interesse für das Lied wurde bei den Anwesenden ohne Zweifel geweckt. Und es ist anzunehmen, dass sich der eine oder andere Besucher der Preview-Konzerte zum angestammten Festivalpublikum gesellen wird.ben
Nathalie Benelli
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