Film | In den 1980er und 90er Jahren galt der Zürcher Platzspitz weltweit als Inbegriff des Drogenelends

"Platzspitzbaby": Schwere Kinokost zum neuen Jahr

Die Schriftstellerin Michelle Halbheer, Autorin des autobiographischen Buchs "Platzspitzbaby".
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Die Schriftstellerin Michelle Halbheer, Autorin des autobiographischen Buchs "Platzspitzbaby".
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Quelle: 1815.ch 09.01.20 0
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Das Schweizer Kinojahr startet mit einer bedrückenden Kinoproduktion. "Platzspitzbaby" von Regisseur Pierre Monnard beruht auf der im gleichnamigen Buch verarbeiteten Lebensgeschichte von Michelle Halbheer, die bei ihrer heroinabhängigen Mutter aufwuchs.

Heute ist der Zürcher Platzspitz ein ganz normaler Park. In den 1980er und 90er Jahren galt er weltweit als Inbegriff des Drogenelends. In dieser Zeit setzt "Platzspitzbaby" ein. Mit der elfjährigen Schülerin Mia (Luna Mwezi), die in einem heillosen Durcheinander ihre Mutter Sandrine (Sarah Spale) sucht.

Es ist kein schönes Bild. Männer und Frauen schreien, greifen flehend nach Mias Armen, starren in die Leere, liegen scheinbar leblos am Boden, reden auf sie ein - während der Zuschauer schon in den ersten Minuten das grosse Unbehagen verspürt, ruft Mia weiter nach ihrer Mutter, eine der Drogensüchtigen.

Nach der Schliessung des Platzspitz' kommen Mia und ihre alleinerziehende Mutter in einer Wohnung ausserhalb der Stadt unter. Sandrine startet (nicht zum ersten Mal) einen Entzug - die Zeichen stehen auf Neuanfang. Allerdings nicht für lange. Als Sandrine zufällig auf einen alten Kumpel (Thomas Ursula Hostettler) trifft, sind auch die regelmässigen Fahrten nach Zürich und der Drogenrückfall nicht weit. Und für Mia beginnt die grausame Höllenfahrt von vorne.

Ferner Traum

Das Tragische: Mia stehen während der ganzen Zeit diverse Auswege offen. Ihr Vater lebt drogenfrei und möchte sie gerne zu sich holen. Eine Nachbarin und auch der Lehrer wissen um das Schicksal des Mutter-Tochter-Gespanns. Hilfe wäre da, doch Mia will ihre Mutter nicht alleine lassen. Sie begnügt sich mit der Flucht in ihre eigene Welt, zu ihrem imaginären Freund Buddy (Delio Malär). Auch als sie für Sandrine lügen, Drogen beschaffen und all ihren Schmuck und ihr Geld hergeben muss, will sie bleiben.

In ihrer Fantasie ist es eine Reise an den weissen Sandstrand, die sie und ihre emotional immer distanziertere Mutter aus der Misere retten und wieder näher bringen kann. Dafür kämpft sie, dafür stiehlt sie Rubbellose, die das grosse Geld versprechen, daran zerbricht sie.

Schwere Kost

Im Grossen ist "Platzspitzbaby" ein Stück Schweizer Geschichte, im Kleinen ein Film über die Folgen des jahrelangen Drogenkonsums für alle Beteiligten und über Co-Abhängigkeit. Oder gerade umgekehrt, denn Regisseur Pierre Monnard, der schon bei der SRF-Serie "Wilder" erfolgreich mit Hauptdarstellerin Sarah Spale zusammenarbeitet, verweilt nicht lange auf dem Platzspitz.

Ihm geht es um das Schicksal der Einzelnen. Er bohrt den Blick auf schonungslose Art und Weise in das Leben einer Süchtigen hinein, bevor er ihn dahin wendet, wo das Gesehene am schwersten zu ertragen ist: auf das leidende Kind.

Luna Mwezi, die dem Film auch noch den Titelsong "Ich gibe nöd uf" beisteuert, ist eine grossartige Besetzung. Stellvertretend für alle sogenannt "vergessenen Kinder" der Drogenszene, macht sie deren Verzweiflung so deutlich nachfühlbar, dass es einem während 98 Minuten fast durchgehend die Kehle zuschnürt. "Platzspitzbaby" ist ein trauriger Film über ein von Destruktivität geprägtes Leben, in dem selbst die positiven Momente einer Tragik unterliegen. Und dennoch ist er empfehlenswert.

09. Januar 2020, 17:26
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