«Tiger und Reh»
«Man will immer weiter lernen»
Mit «Tiger und Reh» bringt die Oberwalliser Mundartsängerin Sina ihr elftes Album heraus. Mit Geschichten aus dem Alltag überzeugt Sina sich selber; und ihre Fans.
Zwölf neue Lieder, zwölfmal das Leben, zwölf vertonte Geschichten aus dem Alltag, melodiöse Miniaturen, beschwörend und betörend, berührend und verführend - so wird die neueste CD «Tiger und Reh» von Sina umschrieben. Das Album kommt am 27. Februar in den Handel. 1815.ch hat sich mit der Mundartsängerin über ihr Werk und das «Wartu uf ds Glick» unterhalten.
1815.ch: Sina, das neueste Album kommt am 27. Februar auf den Markt; was bedeutet der Albumtitel «Tiger und Reh»?
Sina: Der Titel meiner CD steht für die verschiedenen Typen; eine metaphorische Bezeichnung eigentlich. Mal sind wir Gejagte, dann wieder Jäger – die, die etwas verlieren, andere, die etwas finden.
Das Glück zum Beispiel. Ich habe einen Namen gesucht für dieses Spannungsfeld, etwas, was zu den 12 Geschichten passt, die ich erzähle. Jetzt bin ich gespannt auf die Reaktionen. Auch beim 11. Album ist die Zeit, in der die Songs an die Öffentlichkeit kommen, etwas besonderes.
Zieht sich ein roter Faden durch das Album?
Ich wollte immer ein Konzeptalbum machen: Eine Thematik, die sich wie ein Band durchzieht. Offensichtlich liegt mir das nicht. Ich tendiere eher zur Vielfältigkeit, die Verschiedenartigkeit ist das Konstante in meiner Musik. So steht auch auf dieser CD jedes Lied für sich und ist in sich abgeschlossen.
Dann habe ich lange Zeit gedacht, dass ich nach meinem fünften Album eigentlich alles gesagt habe. Nun bin ich bei Nr. 11...
Woher stammen denn die Inputs, um neue Songs zu veröffentlichen?
Als ich im vergangenen Jahr mit meinen 2 Musikern auf «Triotour» war, habe ich sehr viel Inspiration mitgenommen.
Innerhalb von eineinhalb Jahren sind so 25 Demos entstanden. Einen dauernden Austausch über Musik und Texte habe ich seit Jahren auch mit meinem Mann Markus Kühne, der auch einige meiner Alben produziert hat. Mit meinen Musikern und MitTexterInnen, die mich seit langer Zeit begleiten, entwickle und verfeinere ich meine musikalischen Skelette und angedachten Geschichten, bis alles zu einem Ganzen wird.
Hat sich denn etwas geändert beim elften Album?
Vieles, aber eines nicht: Die Zweifel, die ich immer hege. Ein Lied ist jeweils das Resultat meiner Zweifel.
Inwiefern?
Je länger ich Musik mache, desto mehr realisiere ich, dass ich eigentlich nichts weiss.
Das Interesse für das Gegensätzliche und Unbekannte wird grösser und es wird einem klar: es gäbe 1'000 verschiedene Möglichkeiten, einen Song zu machen. Das merkt man, je tiefer man in die Musik eintaucht. Und eigentlich könnte diese Erkenntnis lähmen, letzten Endes aber macht es die Spannung aus. Wenn ein Resultat mich elektrisiert, dann bin ich am Ziel.
In dem Fall: Noch «Wartu uf ds Glick»?
Ich könnte diese Frage nicht kategorisch verneinen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man gerade die kleinen Dinge, die einen glücklich machen, verpassen kann. 'Glick' bedeutet für mich Freundschaften, die Wucht und Schönheit der Natur, Gesundheit...
Im April steht der zweite Auftritt am Zermatt Unplugged an - wie fühlt es sich an, neben internationalen Stars wie Anastacia, Melissa Etheridge oder Patricia Kaas aufzutreten?
Der Auftritt von Melissa Etheridge vor langer Zeit in Zürich, war eines meiner ersten Rockkonzerte, die ich besucht habe. Ich fand sie damals sehr authentisch, mit einer unglaublichen Power. Leider kann ich ihren Auftritt in Zermatt nicht mitverfolgen.
Es wäre spannend zu sehen, welche Akzente sie heute, nach 25 Jahren, setzt. Patricia Kaas und ich haben ein Doppelkonzert gegeben, das ist auch schon ein paar Jahre her. Es gibt von uns beiden ein Foto, wo wir in der Garderobe zusammen in die Kamera strahlen... Schön zu sehen, dass diese Frauen immer noch auf dem Weg sind und etwas zu sagen haben. Mit dem Alter wird man also eher noch besser...
Fotos mit Künstlern, also. Und wie steht es mit der Selfie-Manie, die seit einigen Jahren grassiert?
Das ist ein spezielles Phänomen, zum Teil auch irritierend. Fans, die unbedingt ein Foto mit ihrem Idol wollen, ignorieren oft die natürliche Distanz zu einer fremden Person und das kann unangenehm sein. Für junge Fans sind Sefies etwas völlig Normales, mein Publikum ist zum grossen Teil erwachsen und fragt eher nach Autogrammkarten.
Und wie sieht es mit dem Trend aus, Fotos von Künstlern zuerst durch ein Bildbearbeitungsprogramm laufen zu lassen?
Jemanden im besten Licht erscheinen zu lassen, ist Teil der Arbeit. Das Produkt soll professionell daher kommen und ansprechend sein. Man kann es aber auch übertreiben. Auf meinem Album 'Ich schwöru' habe ich mich selbst kaum wiedererkannt. Die Fotografin wendete ein Technik an, die sie sich in den USA angeeignet hatte. Da war im Endeffekt zu viel Retusche dabei.
Aus terminlichen Gründen konnten wir das leider nicht mehr ändern. Ich bin 48, stehe zu meinem Alter und fühle mich sehr wohl in meinem Körper. Wenn Musiker ihren Jahrgang geheim halten wollen, sollen sie. Für mich wäre so etwas eher mühsam. Eines der Themen auf der neuen CD ist übrigens das Älterwerden.
'Unsichtbar', erzählt die Geschichte einer Frau, die sich auflöst, von ihrer Umgebung nicht mehr wahrgenommen wird. Ab einem gewissen Alter verschwinden die Blicke von Unbekannten, das spontane Lächeln gilt der jungen Frau hinter dir. So zeigt sich das Alter auch. Trotzdem möchte ich nicht mehr 20 Jahre alt sein. Ich fühle mich heute „ganzer“, das ist ein gutes Gefühl und mit der Musik zusammen ein weiteres Lebenselixier für mich.
Das neueste Album von Sina gibt es am 27. Februar auf 1815.ch zu gewinnen! Reinschauen lohnt sich!
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Kommentare
Roli - ↑0↓0
Sina, hoffu, du findsch diis Glück mit dem niwwe Album. Schöne Text. Und dass du dem Walliser-Dialekt immer treu bischt blibe, isch eifach :) lieb va der Sina!
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