Chemie | Konzentrationen liegen weit über den Sanierungsschwellenwert. Kanton empfiehlt, Wasser nicht zu nutzen
Zwei private Brunnen mit Benzidin belastet
Letztes Jahr hat man im Grundwasser stromabwärts der ehemaligen Deponie Gamsenried Benzidin nachgewiesen. Bei den nachfolgenden Kontrollen der Trinkwasser- und Bewässerungsbrunnen der Region wurde nichts gefunden. Im Sommer 2019 wurden im betroffenen Gebiet jedoch zwei zuvor «unbekannte Grundwasserfassungen» entdeckt. Die Analyseergebnisse bestätigen eine Benzidinbelastung.
Im Jahr 2018 wurde eine Grundwasserqualitätsüberwachung der in der Region bekannten Brunnen, mit denen Grundwasser für den Trink- und Bewässerungswasserbedarf gepumpt wird, sowie des Laldnerkanals durchgeführt. Wie vonseiten des Kantons heute erneut mitgeteilt wurde, hätte mit den Untersuchungen weder im gepumpten Wasser noch im Kanalwasser Benzidin nachgewiesen werden können.
Später wurde die Untersuchung auf «eventuelle, bis heute nicht bekannte private Brunnen» ausgeweitet. Dies habe im Sommer 2019 einen Appell an die Bevölkerung erfordert, allfällige private Grundwasserfassungen zu melden.
In der Folge wurden «zwei bisher unbekannte private Brunnen entdeckt», die «von der Grundwasserverschmutzung betroffen sind». In beiden Fällen hätten die seit dem 15. Oktober vorliegenden Ergebnisse das Vorhandensein von Benzidin im gepumptem Wasser gezeigt: «Die Benzidin-Konzentrationen belaufen sich auf 10 respektive 300 Nanogramm pro Liter. Diese Konzentrationen liegen weit über den Sanierungsschwellenwert von 0.75ng/L für Grundwasser im Abstrom von einer Altlast.»
Die Benutzer dieser Brunnen seien über die Situation informiert worden. Man habe ihnen als Vorsichtsmassnahme empfohlen, dieses Wasser nicht mehr zu verwenden. Nächste Woche werde in diesen Brunnen eine neue Überwachungskampagne durchgeführt, um die ersten Ergebnisse zu validieren und Gras- und Bodentests durchzuführen. Auch die Kontrolle und Überwachung der Brunnen würden fortgesetzt.
Trinkwasser oder Badewasser sind nicht belastet. Laut den Behörden besteht nach jetzigem Kenntnisstand keine Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung.
Im Anschluss an die laufenden Detailuntersuchungen und die Begutachtung der Sanierungsvarianten müsse ein Projekt ausgearbeitet werden, um eine angemesse und nachhaltige Sanierung der ehemaligen Deponie Gamsenried sicherzustellen.
Das Vorkommen von Benzidin wurde 2018 im Rahmen der detaillierten Untersuchung im Umkreis der ehemaligen Lonza-Deponie Gamsenried im Grundwasser zwischen der ehemaligen Deponie und dem Werkareal festgestellt. Die festgestellte Belastung erstreckt sich über eine Distanz von etwa drei Kilometern im parallel zur Rhone fliessenden Grundwasser. Benzidin wurde in Piezometern zur Grundwasserüberwachung nachgewiesen, die sich in den Gemeinden von Brig-Glis, Visp und Lalden am rechten und linken Ufer der Rhone befinden.
Das Benzidin stammt aus Abfällen, die von der Lonza 1918 und 1978 deponiert wurden. Das Chemieunternehmen betreibt seit 2016 Detailuntersuchungen bei der Deponie. Nach Angaben von Lonza entstand das deponierte Benzidin vermutlich als Nebenprodukt bei der chemischen Produktion.
Der ehemalige Leiter des Walliser Umweltdepartements, Joël Rossier, äusserte sich kürzlich besorgt über die Benzidinbelastung in der Region. Benzidin gilt für Menschen als krebserregend. Der Stoff kann durch die Haut und durch Einatmen von Dampf oder Staub aufgenommen werden.
pd/tma/sda
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