Ziegenzucht | Auf dem Weg ins Glück zwei Täler durchquert
Tessiner Ziegenbock im Goms beim Seitensprung erwischt
Am vergangenen Sonntag ist im Gerental in einer Herde von reinrassigen Walliser Schwarzhalsziegen ein fremder Ziegenbock entdeckt worden. Er stammt aus dem Maggiatal, wie sich jetzt herausstellte.
Biobauer Edwin Zeiter (66) aus Bister sömmert seine rund 70-köpfige Herde von Walliser Schwarzhalsziegen im Sommer jeweils im abgelegenen Gerental im Obergoms im Grenzgebiet des Kantons Wallis zum Tessin. Ein reinrassiger Ziegenbock sorgt dort jeweils dafür, dass die Ziegen trächtig von der Alp zurückkehren. «Bei einem Kontrollgang am vergangenen Sonntag staunten wir nicht schlecht, als wir einen zweiten, fremdrassigen Bock in der Herde entdeckten.»
Die Freude über den Zuzug hielt sich bei Bauer Zeiter natürlich in engen Grenzen. «Als Züchter ist es natürlich nicht erwünscht, wenn sich gemischtrassiger Nachwuchs einstellt. Deshalb holte ich das gutmütige Tier mithilfe meiner Tochter sogleich aus der Herde. Auf dem Rückweg stellten wir bei Ziegenzüchtern im Obergoms Nachforschungen über einen vermissten Ziegenbock an. Fehlanzeige! So steht er nun in Bister im Stall. Nicht allein, sondern zusammen mit einem Kaschmir-Ziegenbock, denn Ziegen sind ausgesprochene Herdentiere.»
An wie viele reinrassige Schwarzhalsziegen er seine Gene bei seinem Kurzaufenthalt im Gerental weitergegeben hat, wird sich im kommenden Frühjahr zeigen. Dann nämlich werden Zeiters Tiere ihren Nachwuchs zur Welt bringen. «Für die eigene Zucht behalten wir für gewöhnlich nur fünf bis zehn Tiere. Die übrigen Zieglein gelangen als Ostergitzis in den Verkauf. Somit hält sich der Schaden wohl in Grenzen. Schlimmer wäre, wenn der ‚Grenzgänger’ Krankheiten in die Herde eingeschleppt hätte.»
Wanderung durch zwei Täler
Wie Zeiters Nachforschungen anhand der Ohrenmarke des Ziegenbocks ergeben haben, stammt der dreijährige Ausreisser ursprünglich aus dem bündnerischen Misoxtal. Seine Besitzerin verkaufte ihn wegen Aufgabe des Betriebes an einen Ziegenzüchter im Tessin. «Der Besitzer, den ich am Dienstag telefonisch kontaktieren konnte, sömmerte den Bock in diesem Sommer in einer Herde im Maggiatal. Anfang nächster Woche will er vom Tessin her anreisen, um das Tier in Bister abzuholen.»
Der Ziegenbock hat auf seiner Wanderung ins Glück eine erstaunliche Strecke zurückgelegt. «Auf seiner Wanderung vom Tessin ins Wallis wechselte er vom Maggiatal in Richtung Passo di Naret ins Bedrettotal. Von dort fand er via den Gerenpass den Weg zu meiner Herde. Kaum zu glauben», ist Zeiter über die zurückgelegte Distanz erstaunt. Über die Gründe, warum der Bock Reissaus nahm, kann nur spekuliert werden. «Vielleicht hatte er Heimweh und wollte zurück in den Kanton Graubünden», scherzt Zeiter.
zen
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Kommentare
Scharlui - ↑10↓19
Zum Glück sind von Tessiner Böcken fruchtbar besprungene Schwarzhals-Ziegen leicht an ihrem Hintern erkannbar, Sie haben meist den Wolf
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