Interview | Marius Bär begeisterte mit seinen drei Auftritten die Festivalgänger
«Zermatt ist einfach zehnmal geiler!»
Es dauerte nicht lange, bis sich unter den Festivalbesuchern in Zermatt herumgesprochen hatte, dass «der Appenzeller Joe Cocker», Marius Bär, live eine Bank ist. Im Interview spricht er über seine Zeit als Strassenmusiker, erklärt warum er u.a. Berndeutsch singt und verrät wie er seine Songs schreibt.
Marius Bär, wie cool ist Mundart zur Zeit?
«Hm... Mundart ist cool, vor allem der kulturelle Aspekt davon. Ich finde auch gut, dass man Mundart Musik fördert. Bei mir ist es halt so, dass der Mundart Sound, den ich mache, nicht wirklich massentauglich ist. So was wie «Hecht« funktioniert da natürlich besser. Musik zum Tanzen, für die Party. Meine Musik ist mehr... naja, zum Hören da. Bei mir gibt’s keinen Entertainment-Faktor, kein: Und jetzt alle mal die Hände blabla. Ich will es mehr so machen wie Paolo Nutini zum Beispiel.»
Du bist aus dem Appenzell, singst aber in Berndeutsch – warum das?
«Mein Vater ist Berner. Und Appenzeller deutsch ist – sorry, dass ich das sagen muss- ein wenig wie Walliserdeutsch, das klingt gesungen einfach nicht wirklich gut. Berndeutsch ist zudem, vor allem was die Vokale angeht, viel näher beim Englischen. Irgendwann werde ich wohl auch mal Hochdeutsch ausprobieren.»
Neben Mundart singst du ja auch in englisch. Wie wird da die Aufteilung auf dem kommenden Album sein?
«Zwei der Songs werden in Mundart sein, der Rest englisch. So hat das Charme, finde ich. Es geht darum, immer noch den Wurzeln treu und bodenständig zu bleiben. Aber am Ende muss man Musik künstlerisch betrachten wie auch wirtschaftlich. Man muss Musik machen, die die Leute mögen. Für mich bleibt es einfach Herzensmusik.»
Du warst acht Monate lang als Strassenmusiker unterwegs. Warst du auch im Wallis?
«Ja, ich war in Brig. Das war ganz cool. Als ich vor der Migros gespielt habe, kam ein Polizist und sagte mir, ich müsse aufhören und gehen. Eine ältere Dame fand das ziemlich unerhört, mahnte den Polizist mich gefälligst weiter spielen zu lassen und drohte mit einem Leserbrief, falls er es nicht tun würde (lacht). Das war sehr herzig. Gehen musste ich dann aber doch, aber das ist man sich als Strassenmusiker gewohnt.«
Wo in der Schweiz sind die Leute am gönnerhaftesten?
«An sich immer da, wo es nur wenige Strassenmusiker gibt. In Winterthur zum Beispiel. In Bern wiederum, verdient man damit nicht viel, weil es so viele andere gibt.»
Hast du auch Bussen bekommen?
«Die Regelungen sind ja in jeden Kanton anders. In einigen Orten muss man zuerst vorspielen, in anderen nicht und wiederum in anderen darf man sowieso nicht spielen. Normalerweise ist es so, dass wenn jemand kommt und dich weg weist, du dann einfach gehst und dann hat es sich damit. Wenn du dann aber nur so tust und um die Ecke einfach weiterspielst, kann es sehr happige Bussen geben. Ich habe jetzt aber einen Trick: Am besten spielt es sich zwischen 17.00 und 19.00 Uhr: Dann machen die ganzen Beamten und Kantonsangestellten Feierabend und dann läuft das (lacht).«
Gehst du an einen englischen Song anders heran beim Songwriting als an ein Mundart-Stück?
«Nein, eigentlich nicht. Der Text an sich ist mir ehrlich gesagt auch nicht so wichtig. Ich beginne immer mit der Melodie und singe dazu irgendwas und später folgt dann ein richtiger Text. Das passiert an sich unbewusst.»
Du warst im letzten Jahr auch beim Zermatt Unplugged-Ableger im Zürcher Kaufleuten. Jetzt bist du in Zermatt. Was hat mehr Spass gemacht?
«Das Kaufleuten ist natürlich eine coole Location und man denkt sich: Yeah, super. Und dann kommst du nach Zermatt und spürst: Hey, das ist das Original! Es ist einfach zehnmal geiler!»
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