Walliser im Ausland | Familie Henzen-Megert in Chile
«Wir vermissen die Grossmütter...»
Franziska Megert lebt mit ihrem Lötschentaler Mann Longinus Henzen und den beiden gemeinsamen Kindern seit neun Monaten in Chile. Auf 1815.ch berichtet sie über den Alltag der Familie in Santiago.
Franziska Megert, seit Januar leben Sie und Ihre Familie für drei Jahre im fernen Chile. Was hat euch dorthin verschlagen?
«Die Abenteuerlust, ein Land mit hohen Bergen und Meer zu entdecken, und eine Stelle als Lehrer an der Schweizer Schule in Santiago.»
Wem seid ihr dort zuerst begegnet?
«Als erstes einer Schweizerin, welche auf der Schweizer Botschaft arbeitet. Diesen Kontakt hat uns ein Internatsfreund von Longinus vermittelt. Der Freund aus Gasenried hatte sie bei der Arbeit in China kennengelernt. Sie hat uns am dritten Tag in Santiago zum Mittagessen eingeladen. Und schon haben wir eine erste Freundin gefunden.»
Wie wohnt ihr?
«In einem Hochhaus im siebten Stock in einer Dreizimmerwohnung mit Dachterrasse. Im Innenhof des Hauses hat es einen Spielplatz und auf dem Dach einen Swimming Pool. Der Eingang ist jederzeit bewacht und der Empfang mit einer Person besetzt. Wir wohnen im Quartier Ñuñoa in der Nähe der Schule, Longinus kann mit dem Velo arbeiten gehen.»
Wie sieht euer Alltag aus?
«Longinus ist von 8 bis 17 Uhr an der Schule, ich hüte die beiden Kinder. Wir gehen auf den Spielplatz, im Park spazieren, Kaffee trinken, auf den Gemüse- und Früchtemarkt, in die Spielgruppe, zu Freunden oder in Shopping Zentren.»
Was unternehmt ihr in eurer Freizeit?
«Wir fahren meist raus in die Natur, entweder in die Berge oder ans Meer. Beides ist 90 Autominuten entfernt. Longinus arbeitet auch zwischendurch in seinem Traumberuf als Bergführer und unternimmt Kletter- und Skitouren.»
Wie ist das Wetter momentan?
«Im November ist noch Frühling. Es gibt schon heisse Tage, aber ist eher kühl. Meist scheint die Sonne. Der Pool auf unserem Dach soll nächste Woche eröffnet werden.»
Was ist ein typisches chilenisches Gericht?
«Empanadas, Pastel de Choclo (Maiskuchen), Curanto (eine Art Berner Platte mit Fisch und Meeresfrüchten) oder Eintöpfe mit Bohnen, Gemüse und Fleisch.»
Wie viel kostet ein Kaffee?
«Ein Milchkaffee kostet zwei Franken.»
Konntet ihr Spanisch schon vorher?
«Longinus kein Wort und kämpft sich mit seinem Italo-Spanisch durch den chilenischen Alltag. Neben Arbeit und Familie blieb bis jetzt keine Zeit für Spanischunterricht. Er nimmt sich jedoch jeden Monat aufs Neue vor, sich für den Spanischkurs anzumelden. Es bleiben ja noch zwei Jahre Zeit. Er unterrichtet auf Deutsch und darf mit den Schülern nur Deutsch sprechen. Ich habe während eines Studienaustauschjahrs in Madrid Spanisch gelernt.»
Auf welche Herausforderungen seid ihr beim Auswandern – speziell mit kleinen Kindern – gestossen?
«Wir fragen uns oft, ob es unseren Kindern hier gefällt. Wie ist es für unseren Sohn in der spanischen Spielgruppe? Versteht er etwas? Fühlt er sich integriert? Wir vermissen die Grossmütter, Vetter, Basen, Tanten und Onkel.»
Wie gefällt es euch im Moment in der neuen Heimat?
«Nach neun Monaten haben wir uns gut eingelebt, unser Leben in Santiago ist angenehm.»
Was unterscheidet die Chilenen von den Schweizern?
«Sie sind weniger verbindlich, arbeiten mehr und sind offener.»
Welches Bild der Schweiz hat man in Chile?
«Ein sehr gutes Bild. Die Chilenen bewundern die Europäer. Die Schweiz wird oft mit Schweden verwechselt (Suiza vs. Suecia).»
Konntet ihr schon Freundschaften schliessen?
«Wir haben schon sehr viele neue Schweizer Freunde. So weit weg von zu Hause tut man sich halt schnell zusammen. Die meisten haben aber chilenische Ehepartner, somit sind wir nicht nur mit Schweizern zusammen.»
Habt ihr euch verändert, seit ihr in Chile lebt?
«Kann ich bis jetzt nicht sagen. Da müssten Sie unsere Verwandten fragen.»
Habt ihr manchmal Heimweh?
«Ja. Longinus hat immer Heimweh nach dem Lötschental. Ich habe mehr Heimweh nach der Familie. Aber es gibt ja zum Glück Whatsapp und Videoanrufe. Ich schicke täglich Bilder heim.»
Was aus der Schweiz vermisst ihr am meisten?
«Das Bietschhorn, den Käse und die Nähe zur Natur.»
Auf 1815.ch und im «Walliser Boten» wird Franziska Megert in Zukunft in loser Reihenfolge aus dem Leben der Familie in Südamerika berichten. Wir sind regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
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