Tierschutz | Besitzerin Yolanda Carvalho wehrt sich gegen Vorwürfe des Schweizer Tierschutzes
«Wir tun unser Bestes für die Bernhardiner»
In der leidigen Geschichte um die «Foto-Bernhardiner» in Zermatt wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Gegen die Halter der Hunde wurde bei der Staatsanwaltschaft Oberwallis am Dienstag vom Schweizer Tierschutz Strafanzeige eingereicht.
Touristen aus der ganzen Welt lassen sich in der Zermatter Bergwelt mit einem der Bernhardiner von Foto Fast Zermatt ablichten. Dass die Bedürfnisse der Hunde dabei zu kurz kommen, ist Tierschützern seit Langem ein Dorn im Auge. Nun hat der Schweizer Tierschutz bei der Staatsanwaltschaft Oberwallis eine Strafanzeige eingereicht. Dies bestätigte Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold auf Anfrage von «1815.ch» am Dienstag.
«Wir würden die Bernhardiner jederzeit übernehmen und platzieren.»
Julika Fitzi, Tierärztin STS
«Wir wollen, dass das Geschäft mit den Foto-Bernhardinern in Zermatt sofort gestoppt wird», kommt Tierärztin Julika Fitzi vom Schweizer Tierschutz ohne Umschweife auf den Punkt. «Wir beobachten die Haltung der Tiere in Zermatt seit 1998. Seit dieser Zeit ist unsere Organisation immer wieder mit Klagen und Beschwerden über die Zustände bei den Zermatter Bernhardiner konfrontiert. Das muss jetzt ein Ende haben.» Der STS möchte den Hunden bessere Lebensplätze ermöglichen. «Wir würden sie jederzeit übernehmen und platzieren. Wir hätten innert Kürze neue Plätze für die Bernhardiner - das wäre uns ein wichtiges Anliegen», so Fitzi.
«Gefahr für Touristen»
«In unseren Augen sind die Auflagen, wenn denn überhaupt welche vonseiten des Veterinäramtes erteilt worden sind, entweder ungenügend kontrolliert oder gar ungenügend erteilt worden.» In der Anzeige wird den Hundehaltern vorgeworfen, die Tiere nicht artgerecht zu halten. Das erhöht laut Fitzi das Aggressionspotenzial der Bernhardiner aufgrund fehlenden Auslaufs, Rückzugmöglichkeiten und Sozialkontakten anderen Tieren und Menschen gegenüber zwangsläufig. «Das ist nicht ungefährlich. Regelmässig liegen Touristen beim Fotoshooting auch in Kopfhöhe neben oder zwischen den Hunden.» Dann nämlich tragen die Tiere weder Maulkorb noch Maulschleife, ist Fitzi besorgt.
Der Walliser Kantonstierarzt Jérôme Barras begrüsst das Vorgehen des Schweizer Tierschutzes, wie er gegenüber «1815.ch» festhält. «Somit kann endlich die Justiz klären, ob die Haltung der Hunde tatsächlich gegen geltende Gesetze verstösst.» Laut Barras sind die beiden Zermatter Betriebe Foto Fast und Alpin Foto Shop, welche das Geschäft mit «Foto-Bernhardinern» auf Gornergrat und Rothorn betreiben, im Besitz einer notwendigen Bewilligung, um Werbung mit den Bernhardinern zu machen.
«Hundehalter halten sich an Vorschriften»
«Bevor wir eine solche erteilen, kontrollieren wir vorgängig, ob alle Tierschutzvorschriften in Bezug auf Pflege, Haltung, Ausläufe und auf Sicherheit eingehalten sind. In Zermatt erteilen wir diese Bewilligungen seit rund sieben Jahren.» Die Betriebe würden sporadisch kontrolliert. «Dabei mussten immer wieder bestimmte Punkte beanstandet und infolgedessen von den Haltern korrigiert werden.»
Laut Barras sind diese den Auflagen durchwegs mehr oder weniger schnell nachgekommen. «Grösstenteils ist die Haltung in Ordnung. Ich gehe davon aus, dass der Schweizer Tierschutz mit der Strafanzeige das Thema ‚Werbung mit Tieren’ grundsätzlich angehen will. Mit dem angeprangerten Betrieb in Zermatt lässt sich das gut illustrieren», glaubt Barras, der eine Kopie der Strafanzeige erhalten hat. «Tatsache aber ist, dass aus meiner Sicht die Grundvorschriften zur Haltung der Bernhardiner eingehalten sind.»
«Tierschützer wollen uns schaden»
Für Hundehalterin Yolanda Carvalho und deren Mann von Foto Fast Zermatt, gegen die sich die Anzeige des STS richtet, ist die Anzeige völlig aus der Luft gegriffen. «Wir tun alles, was für die Bernhardiner und für die Kundschaft das Beste ist. Es wäre bei der Dichte an Kontrollen mehrmals jährlich durch die Polizei und das Veterinäramt fast unmöglich, dass man etwas falsch macht», sagt sie gegenüber «1815.ch». Letztmals wurden ihre Bernhardiner vom Kanton im Januar in Augenschein genommen. «Man hat uns versichert, dass alles tipptopp stimmt.»
Und der Ärger von Yolanda Carvalho, die vor 20 Jahren aus Portugal nach Zermatt gezogen ist und dort seither Bernhardiner hält, über das Vorgehen der Tierschützer ist gross. «Unsere Hunde sind auf der ganzen Welt bekannt. Mit ihrer Diffamierungskampagne wollen die Tierschützer unserem Geschäft und Zermatt schaden.» Sie räumt ein, dass die Arbeitszeiten der Hunde vor zehn Jahren vielleicht zu lange gewesen seien. «Das ist aber heute für unsere sechs Bernhardiner nicht mehr der Fall. Auf den Berg gehen die Hunde nur dann, wenn sich auch bereit dazu sind.»
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