Film | Der Visper Regisseur Christian Jaeger über seinen Kurzfilm «Gratzug»
«Wir könnten auch zu ‚Armen Seelen’ werden»
Es war eine Quatembernacht in den Oberwalliser Alpen, in der Christian Jaeger sein Kurzfilmprojekt «Gratzug» umgesetzt hat. Der Visper Regisseur über die Walliser Sagenwelt, Totenprozessionen und Bezüge zur Gegenwart.
Vor einer abgelegenen Hütte irgendwo auf einer Alpe im Oberwallis spaltet Hans-Josi Holz. Als die Dämmerung einbricht, zieht er sich mit einer Flasche Absinth ins Innere zurück, die gespaltenen Scheite lässt er achtlos draussen liegen. Des Nachts hört er plötzlich jemanden seinen Namen rufen; Arme Seelen, die ihn mehrmals bitten, ihnen den Weg freizumachen. Barsch fordert er sie auf, einfach um die Scheite herumzulaufen, und kippt noch ein paar Gläser. Die Strafe folgt auf den Fuss.
Dies der Plot des knapp fünfminutigen Kurzfilms namens «Gratzug», der den Betrachter sowohl mit stimmungsvollen Bildern als auch mit geheimnisvoller Musik fesselt. Regisseur Christian Jaeger verarbeitet darin einen bekannten Oberwalliser Sagenstoff, eben jenen des Gratzugs. Schon länger habe ihm vorgeschwebt, Motive der Walliser Sagenwelt in einem Kurzfilm umzusetzen, erklärt der 32-Jährige.
Eine Quatembernacht in den Alpen
Der Moment dazu war im September 2017 gekommen. «Ein Aufenthalt in einer Hütte in den Walliser Alpen fiel genau auf eine Quatembernacht, also eine derjenigen Nächte, in denen der Sage zufolge Totenprozessionen zu sehen sind.» Die Aufnahmen entstanden in Brischeru bei Mund und auf dem Gärsthorn.
Den Protagonisten im Film ereilt, bedingt durch sein unkooperatives Verhalten den Armen Seelen gegenüber, dasselbe Schicksal wie diese. «Das könnte mit Bezug zur Gegenwart beispielsweise als Warnung verstanden werden, dass wir auch zu ‚Armen Seelen’ werden könnten, sofern wir unsere Lebensweise nicht ändern und beispielsweise die Anzeichen der Klimaerwärmung weiterhin ignorieren.»
Der Kurzfilm ist 2017 am Clair-Obscur Filmfestival in Basel eingereicht worden. Am heutigen Tag wird er einer breiten Öffentlichkeit auf Youtube zugänglich gemacht. Weil im Film ausschliesslich Walliserdeutsch gesprochen wird, wurden Untertitel hinzugefügt. «Durch die Veröffentlichung im Internet macht es zudem Sinn, diese in englischer Sprache anzubieten, und wir hoffen natürlich, dass der Film auch ausserhalb der Schweiz gesehen wird.»
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der heutigen Ausgabe des «Walliser Boten».
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