Interview | Patent Ochnser-Frontmann Büne Huber über die Walliser, extreme Ansichten und zu kurze Konzerte

«Wir brauchen einfach mehr Leute, die freundlich sind. Ganz simpel»

Büne Huber von Patent Ochsner wünscht sich eine bessere, friedlichere Stimmung im Land.
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Büne Huber von Patent Ochsner wünscht sich eine bessere, friedlichere Stimmung im Land.
Foto: Walliser Bote

Quelle: WB /dt 21.08.16 0
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Patent Ochsner sind längst eine musikalische Institution in der Schweiz; das bewiesen sie auch beim gestrigen Konzert am Open Air Gampel wieder eindrücklich. Im anschliessenden Interview sprach ein zufriedener Büne Huber über die kleinen und die nicht so kleinen Dinge des Lebens.

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  • Open Air Gampel 2016

Büne Huber, deine Band wurde gestern mit einem Stern auf dem Gampjer Walk of Fame geehrt. Was bedeutet euch das?
«Das ist eine tolle Sache. Klar, in der Musik gehts nicht wie im Sport um Gold, Silber und Bronze; in dem Sinne sind wir auch nicht so kompetitiv. Aber weisst du, wenn man als Musiker für seine Kunst geehrt wird, ist das immer eine tolle Sache. Und es war so herzig, als die Gampjer Dorfmusik extra für uns «W. Nuss vo Bümpliz» gespielt hat.»

In einem deiner Online-Tagebucheintragungen hast du nach einem Konzert in Naters 2009 geschrieben, dass die Walliser auch nicht mehr das sind, was sie mal waren...
«...(lacht) Ouw, das hat natürlich weh getan, oder?»

Allerdings. Wie war das gemeint?
«Puuh, du, das kann ich so gar nicht mehr sagen.»

Konnte das Gampjer Publikum den Ruf der Walliser denn wieder herstellen?
«Ja, klar. Hey, ich hab mich so auf dieses Konzert gefreut. Nur leider werden die Auftrittszeiten an Festivals immer kürzer. Hier warens jetzt 60 Minuten. Das ist halt schon eine knappe Zeit. Ich habe das Gefühl, dass Schweizer Musiker die einzigen auf der Welt sind, die heutzutage immer noch gerne länger spielen würden (lacht). Aber das Publikum war echt gut drauf.»

Ihr habt schon mehrmals in Gampel gespielt. Ist da jedes Konzert wieder etwas anderes oder ähneln sich die Gigs?
«Dieses Mal war es schon anders; denn bisher haben wir immer am Sonntag gespielt und sahen beim Wegfahren nach dem Konzert nur noch die Überreste der Zeltstatt. Gestern war alles noch intakt und wir sahen was für eine unheimlich entspannte Sache das hier ist.«

Klar, das Gurtenfestival ist ein Heimspiel für euch. Sorgt aber der – nennen wir ihn «Bergler-Effekt»– allenfalls dafür, dass ein Konzert in Gampel auch etwas Spezielles für euch ist?
«Ja, Gampel ist schon immer besonders. Allein der Umstand, dass man Gampel offensichtlich nicht «ausverkaufen» kann (lacht). Meistens ist ein Festivalgelände begrenzt und dann ist irgendwann mal Schluss. Und in Gampel sagt man sich einfach: Ah, es kommen mehr Leute? Dann machen wir das Ganze einfach etwas grösser (lacht). Das gefällt mir. Und alles ist so freundschaftlich und familiär, das ist klasse. Darüberhinaus werden Festivals wie das Open Air Gampel auch von Jahr zu Jahr besser.»

Werden denn Patent Ochsner auch von Jahr zu Jahr besser?
«Also eine reine Unterhaltungsmaschine sind wir natürlich schon nicht. Als Beispiel kann ich dir unseren Auftritt in Schaffhausen unmittelbar vor dem Zug-Attentat in St. Gallen nennen. Wir haben das kurz vor dem Gig erfahren und weisst du, innerhalb der Festival-Saison haben wir nie schlechter gespielt. Verstehst du, ich habe das einfach nicht aus dem Kopf gekriegt, dass da irgendwo ein sechsjähriges Mädchen mit Brandwunden im Spital liegt. Aus dem Nichts, einfach so, passiert sowas. Das hat mich einfach traurig gemacht und mich fragen lassen: Warum verdammt noch mal schaffen wir es in diesem wunderbaren Land nicht, eine Stimmung zu schaffen, die sagt: Hey, wir kümmern uns umeinander und wenn es hier irgendwelche komische Typen gibt – und die gibt es immer – dann schauen wir, dass die nicht durchdrehen. Mann, das ist unsere Aufgabe! Und jetzt sage ich dir etwas, dass mir verdammt wichtig ist: Mich kotzen die rechten Arschlöcher an und mich kotzen die linken Arschlöcher an! Die machen aus unserer Gesellschaft etwas Grobes und das will ich nicht. Ich will, dass Menschen sorgfältig und freundlich miteinander umgehen. Diese Leute dürfen politisch Position ergreifen wie sie wollen, das ist mir Schnuppe, aber wir müssen miteinander gut umgehen, das ist der Punkt. Was die SVP und die extremen Linken machen, kotzt mich an. Die machen alles kaputt, was wir gemeinsam an Gutem erschaffen haben.»

Du hast also das Gefühl, dass es auf beiden Seiten immer extremer wird?
«Ja, genau und das nervt mich. Wir brauchen einfach mehr Leute die freundlich sind. Ganz simpel. Solche die den Hut lüpfen beim Grüssen, einander die Tür aufhalten und auch mal einer älteren Person Platz machen im ÖV. Es kann doch nicht sein, dass meine Grossmutter – inzwischen 85 – im Zug von Bümpliz nach Bern stehen muss, weil sich ein paar Jugendliche auf den Sitzplätzen breit machen und mit Kopfhörern in den Ohren laut Musik hören. Versteh’ mich nicht falsch; die wüssten schon, dass es eigentlich noch cool wäre einer älteren Frau den Platz anzubieten, aber sie nehmen das gar nicht erst wahr. Wir müssen einfach besser zueinander schauen, so einfach ist das.»

So ein Musikfestival wie Gampel; ein Ort also, an dem so viele verschiedene Menschen, mit verschiedenen Ansichten zusammenkommen um gemeinsam eine gute Zeit zu haben; ist so ein Festival etwas, dass das freundliche Miteinader fördern kann?
«Ja, klar. Musik hatte ja schon immer die Intention, Leute zusammen zu bringen. Es geht ums Tanzen, ums Singen und um die Gemeinschaft.»

Gibt es für euch demnach, neben dem musikalischen Anspruch immer gute Alben abzuliefern, auch den Wunsch – idealistisch gesprochen – die Welt mit eurer Musik ein wenig besser zu machen?
«Das trifft es schon irgendwie. Denn wenn man uns fragt: Hey, warum macht ihr das eigentlich? Dann sagen wir: Wir machen einfach alles, damit diese Welt ein wenig besser wird. Auch wenn das vielleicht komisch klingt; aber im Herzen ist es halt so. Wir wollen Leute zusammenbringen, egal woher sie kommen. Und so auch Verständnis entwickeln für Leute, die die Dinge anders sehen. Am Ende gehts einfach darum, sorgfältig miteinander umzugehen. Etwas, dass mir im Übrigen auch nicht immer gelingt; aber hey, ich bemühe mich!» (lacht)

Wenn du das so sagst, denkt man natürlich sofort an dein emotionales Interview bereffend die Softies im Fussball. Zudem war das ja eine Lobeshymne auf den Eishockey. Im Oberwallis sind wir was Eishockey angeht mit dem EHC Visp aktuell leider nur auf Nati-B Niveau. Würdest du dir das aber eher anschauen als die erstklassigen Fussballer des FC Sitten?

(überlegt lange)

Oder etwa doch nicht?

«Jetzt triffst du natürlich einen wunden Punkt (lacht). Nein, weisst du, mein Vater hat mich in meiner Kindheit halt zu den Spielen des SC Bern mitgenommen und das hat mich natürlich geprägt. Hätte er mich zu YB ins Stadion mitgenommen, dann wäre wohl das jetzt Trumpf. Aber mir gefällt Eishockey als Sportart einfach wahnsinnig gut.»

Mit dieser Antwort können die hiesigen Eishockeyfans sicher gut leben.
«Super!» (lacht)

Daniel Theler
21. August 2016, 19:05
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