Winter 2017/2018 | Keine Todesopfer trotz 150 Lawinenabgängen
Lawinensituation im Januar 2018 gut bewältigt
Eine Analyse der ausserordentlichen Lawinenereignisse vom Januar 2018 zeigt auf, dass sich die Massnahmen, welche die öffentliche Hand seit einigen Jahrzehnten zum Schutz vor Lawinen ergriffen hat, bewährt haben. Trotz 150 Lawinenabgängen gab es keine Todesopfer zu beklagen.
Im Winter 2018, ab dem Zeitraum vom 15. Januar und verstärkt vom 21. bis 23. Januar, fiel in den Alpen lokal über 3 Meter Schnee, was zu einer ausserordentlichen Lawinensituation in den Regionen geführt hat.
Höchste Gefahrenstufe seit 20 Jahren
Gemäss «Ereignisanalyse Lawinensituation im Januar 2018», den das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF und das Bundesamt für Umwelt BAFU erarbeitet haben, wurde erstmals seit 20 Jahren in weiten Teilen der Schweizer Alpen die höchste Gefahrenstufe 5, «sehr gross» prognostiziert.
Im Zeitraum vom 3. bis 23. Januar hatten insgesamt 150 Lawinen Schäden an Gebäuden, Verkehrswegen, Fahrzeugen, Stromleitungen oder Transportanlagen, Wald oder Flur verursacht. Vereinzelt lösten sich auch Lawinen aus verbauten Anrissgebieten. Bei 53 Lawinen sei es zu einer Räum- oder Suchaktion gekommen. In Siedlungen und in gesicherten Gebieten gab es keine Todesfälle. Zum Vergleich: im Lawinenwinter 1999 gab es 17 Todesopfer, im Lawinenwinter 1951 sogar 95 Todesopfer in Siedlungen und gesicherten Gebieten.
Die bisher während einigen Jahrzehnten getroffenen Schutzmassnahmen gegen Lawinen, zu denen Verbauungen in Anrissgebieten, die Erarbeitung von Gefahrenkarten sowie die Verbesserung der organisatorischen Massnahmen und die Ausbildung der Lawinendienste gehören, hätten die jüngste Bewährungsprobe bestanden, so das Fazit von SLF und BAFU. Ein direkter Vergleich mit dem Lawinenwinter 1999 sei letztlich aber nicht möglich, da die Schneemengen im Januar 2018 geringer gewesen seien.
Gleitschneelawinen schwierig vorauszusehen
Die Hauptlast bei einer ausserordentlichen Lawinensituation, heisst es weiter, liege bei den lokalen Lawinendiensten von Gemeinden, Bahnen und Tiefbauämter. Diese hätten die anspruchsvollen Lawinenperioden im Allgemeinen gut bewältigt. Eine zusätzliche Herausforderung habe im Janur 2018 die hohe und variable Schneefallgrenze dargestellt. Der Niederschlag in mittlren und tiefen Lagen fiel oft als Regen nieder, weswegen Rutschungen, Murgänge und Steinschlag ausgelöst wurden. Vielerorts hätten die Lawinendienste zudem die Gefahr durch Gleitschneelawinen beurteilen müssen. Gemäss SLF eine besonders anspruchsvolle Aufgabe, da Gleitschneelawinen schwierig vorauszusehen und noch wenig erforscht seien.
Neue Phänomene stellen Lawinendienste vor Herausforderungen
Um weitere ausserordentliche Lawinensituationen erfolgreich meistern zu können, muss gemäss SLF und Bafu der hohe Standard im Lawinenschutz in der Schweiz von Bund, Kantonen, Gemeinden sowie von lokalen Lawinendiensten gehalten werden. Die nach dem Lawinenwinter 1999 initiierten Massnahmen seien weiterzuführen und deren Finanzierung sei längerfristig sicherzustellen. Ebenso wichtig sei der ständige Unterhalt der Lawinenverbauungen und die systematische Pflege des Schutzwaldes. Die gestiegenen Anforderungen an die Sicherheit würden zudem eine weitere Professionalisierung der lokalen Lawinendienste erfordern.
Der Umgang mit Gleitschneelawinen und vereinzelt auch mit neuen Phänomenen wie «Sulzströmen» stelle die Lawinendienste vor grosse Herausforderungen. Deshalb sollten die Erforschung der Ursachen und der zeitlichen Entwicklung des Gleitschnees intensiviert werden.
pan
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