Grossraubtiere | Schafhirtin soll Tiere vor dem Augstbord-Wolf schützen
Berlinerin hütet 450 Schafe in der Augstbord-Region
Seit zwei Wochen steht die studierte Psychologin Wibke Widuch (38) mit Hund «Goa» im Törbeltälli als Schafhirtin im Einsatz. Dabei kann sie auch auf die Unterstützung der Schafbesitzer zählen.
Nirgendwo in der Schweiz wurde im vergangenen Jahr der Konflikt zwischen Schafhaltern und Wölfen so deutlich wie in der Augstbord-Region. Weit über 60 Tiere wurden dort von einem Wolfsrüden getötet, Dutzende verletzt. Die Schafherden, die traditionell im freien Weidegang ohne Behirtung gesömmert wurden, mussten allesamt vorzeitig abgealpt werden. Die Behörden bewilligten den geforderten Abschuss wegen fehlender Herdenschutzmassnahmen zum grossen Ärger der Schafhalter nicht.
Seit 17 Jahren auf Schweizer Alpen
In diesem Sommer nun haben die Schäfer der Burgeralpen Törbel und Bürchen eine Hirtin angestellt. Sie soll helfen, ein Desaster wie 2014 zu verhindern. Seit zwei Wochen schon ist die aus Berlin stammende Wibke Widuch im Törbeltälli, wo sie eine gut eingerichtete Hütte als Unterkunft zur Verfügung hat. «Seit ich 21 bin, bin ich jedes Jahr auf einer Alpe in der Schweiz tätig. Schafe gehütet habe ich bisher allerdings noch nie und ich war noch nie in einem Gebiet mit Wolfspräsenz.» Bei ihrer Anstellung sei sie aber auf die Problematik des vergangenen Jahres hingewiesen worden.
«Auf die Stelle aufmerksam wurde ich durch eine Stellenanzeige im Internet», sagt die studierte Psychologin. Ihren Bürojob in der Grossstadt Berlin hat sie kürzlich gekündigt. «Anfänglich fand ich die Arbeit auf Alpen mühsam, heute würde mir etwas fehlen, wenn ich einen Sommer nicht in den Bergen verbringen würde», nennt die Deutsche ihre Motivation.
Arbeitsbeginn um sechs Uhr
Von ihrem neuen Arbeitsplatz auf 2300 Meter mit einem kaum übertreffbaren Panorama auf die Walliser Alpen ist sie begeistert. «Schauen Sie sich um, was will man mehr? In den ersten vierzehn Tagen herrschte herrliches Wetter, bis anhin lief alles rund. Für das tägliche Leben erhalte ich volle Unterstützung von Alpchef Rolf Kalbermatten, der jederzeit bei auftretenden Fragen erreichbar ist. Seine Frau Astrid wäscht sogar meine Kleider und sorgt für Nachschub an Lebensmitteln.»
Der Arbeitstag beginnt für die Hirtin schon früh. «Wenn ich um sechs aufstehe, halte ich schon mal von der Hütte aus Ausschau, wo die Schafe sind. Darauf folgt ein Kontrollgang entlang der Zäune. Wichtig ist, dass sie nicht niedergerissen sind und dass der Strom fliesst.» Gleichzeitig ist sie tagsüber auch mit der Erstellung der Koppeln für den nächsten der insgesamt sechs Sektoren beschäftigt, in denen die 350 Schwarznasen und 100 Weisse Alpenschafe im Verlauf des Sommers geweidet werden. Im steilen und unbewaldeten Gebiet eine anstrengende Arbeit.
Beunruhigt über Angriffe im Ginals
Dass ein Wolf auf der benachbarten Ginalsalp erst vor zehn Tagen mehr als ein Dutzend Schafe tötete, beunruhigt auch sie. «Dass ich in einem Gebiet zu Schafen sehe, wo sich vermutlich ein Wolfspaar aufhält, war mir schon klar. Gleichwohl ist es beunruhigend, dass die Schafe nach den Angriffen auf der Nachbaralp bereits abgezogen wurden. Deshalb haben wir nun zusätzlich Baulampen im umzäunten Gebiet zur Abschreckung platziert.» Sie überlege sich auch schon, welche Schritte zu unternehmen seien, sollte es trotz der Schutzmassnahmen zu einem Angriff kommen.
Rolf Kalbermatten (48) ist mit der Hirtin bis anhin durchwegs zufrieden. «Die Arbeit ist nicht zu unterschätzen und bestimmt kein Zuckerschlecken.» Der Präsident der Schafzuchtgenossenschaft Törbel und Vizepräsident des Oberwalliser Schwarznasenzuchtverbandes leitet das Herdenschutz-Projekt auf den Burgeralpen Törbel und Bürchen. «Natürlich aber kann nicht alles von der Hirtin allein bewältigt werden. Deshalb müssen die rund 20 Schäfer alle zwei Wochen bei der Erstellung der neuen Koppeln oder beim Umtrieb mithelfen. Bei Bedarf aber auch in kürzeren Intervallen.»
Unterstützung der Gemeinden
Er streicht auch heraus, dass die Schäfer auf die Unterstützung der Gemeinden Törbel und Bürchen zählen können. «Diese leisteten einen finanziellen Vorschuss für das Zaunmaterial und die Unterkunft der Hirtin. Somit können die Schäfer mit den Sömmerungsbeitragen immerhin die Hirtin bezahlen.» Ihre Besoldung bis Mitte September schlägt etwa mit 15'000 Franken zu Buche.
Kalbermatten hofft nun, dass mit den getroffenen Massnahmen die Schafe in diesem Sommer schadlos gehalten werden können. «Sollte es trotzdem zu Angriffen kommen, kann man uns aber immerhin nicht mehr fehlenden Herdenschutz vorwerfen.» Gleichzeitig macht er auch klar, dass in Zukunft wohl kaum alle Schäfer solchen Mehraufwand für die Sömmerung in Kauf nehmen werden und so die zumeist als Nebenerwerb betriebene Schäferei an den Nagel hängen.
zen
Artikel
Kommentare
Patt - ↑4↓2
Hey Jungs,
soll ich mal mit der Wiebke plaudern?
Die nimmt bestimmt noch ein paar Schafe in ihrer Herde auf.
antworten
MéLa - ↑13↓25
Behütete Schafherden sind die richtige Lösung für Gebiete mit Wolfspräsenz. Endlich kommt das Wallis, nach fast 70 Jahren, endlich wieder zurück zu den echten Walliser Traditionen! http://sinnfrei.ch/2013/06/12/alle-jahre-wieder-grosses-geheul-im-wallis/
antworten
Albrecht Marco - ↑6↓4
schorsch, und das Einsperren der Ghornutu Damä geht auch nicht auf den Alpen. Die werden dadurch "geplägert" und in ihrem natürlichen, für sie genetischen geordneten, Fresszeiten vor und nach Sonnenuntergang, behindert. So hat man praktisch keinen Nutzen von der Alpe.
Legt der Hirtin Dame einige 1. August Kracher und Raketen dar. Wenns nicht zu trocken ist kann sie in der Nacht Sturmwarnen. Die Schafe sind ja im Läger und die Lichtblitze werden den Wolf sicher an gemütliche Spagetti und Zoobüchsenfutter erinnern.
schorsch - ↑14↓9
echte walliser tradition war es, den wolf auszurotten...
und behirtet wurde, weil es viel mehr tiere gab und deshalb der platz genauestens eingeteilt war!!!
Ursula Biner - ↑22↓13
Wo bleiben die Heimatverliebten? Keiner lässt sich auf einer Alp blicken. Wenn Ausländer diese und andere Arbeiten dann übernehmen wird Hass verbreitet.
antworten
Petsch - ↑18↓3
Es gibt diverse Gründe: Die Landwirtschaft als ganzes ist einfach unattraktiv und für viele fade, und die Bezahlung oft Mies (Rundschau Bericht vor ein paar Wochen) dazu leben wir einen einer Konsum und Fun Gesellschaft, jetzt sind Ferien und da müssen die ganzen Bünzlis ins Ausland, dazu diverse Openairs und andere Events...
Wismer Daniel - ↑19↓14
Ein Bravo an die Schäfer und Hut ab für den Mehraufwand den sie auf sich nehmen! Das ist der richtige Weg. Jetzt nur noch 2-3 grosse Hunde ( Owtscharka, Kangal oder Maremmano ) ein Gewehr sowie ein Nachtsichtgerät beiziehen; das sicher überaus schmackhafte Schaffleisch in den Restaurants Moosalp und Dorbia unter "Schaffleisch aus behirteter Herde" ( mit kleinem Aufschlag, dass den Schäfern zufliesst ) vermarkten,dann kommt "das" gut.
antworten
Albrecht Marco - ↑11↓5
et-cetera, lachen ist gesund und meine Schafe kommen immer zu mir wenn ich in ihrer Nähe bin. Die Vorverurteilungen ihrerseits mag ich aber nicht.
Wismer Daniel - ↑10↓4
@ Albrecht Marco: Danke für den Kommentar. Ich meinte das durchaus nicht ironisch. Sah kürzlich einen Bericht über Herdenschutz in Rumänien und Bulgarien wo Hirten mit riesigen Hunden und Gewehren ( auch wenn es alte waren,Stichwort Verbrämung ) die Schafe beschützten.
Vielleicht wäre es sinnvoller mal solche Hirten vor Ort zu besuchen ( oder ein zuladen) und sich austauschen als irgend welche Vereine zu gründen....
et_cetera - ↑5↓7
Ja Herr Albrecht, ich werde ihrem Wunsch folge leisten. Werde mich nicht mehr äussern und den Schaf- und Schäferhassern die Bühne überlassen. Sie meinen es ja so ungemein gut :-)
Lachhaft, einfach nur lachhaft...
Wismer Daniel - ↑8↓2
@et-cetera: Sie wollen mich partout in die Ecke der Schafsgegner stellen, was Ihnen leider nicht gelingen wird. Wenn Kritik und Anregungen nicht mehr gestattet ist, können wir gleich die Diktatur einführen. Meine Haltung als Tierhalter im Berggebiet ist ganz klar: "Ausrottung nein -Regulierung ja" dazu stehe ich und muss mich deshalb auch nicht hinter einem Pseudonym verstecken....
Albrecht Marco - ↑10↓3
et-cetera, lassen Sie das bitte. Rund um schaumschläger Argumente gibt es hier zu Landen genug. Herr Wismer denkt an einem Lösungsvorschlag herum und es ist sein gutes Recht seine Meinung vorzustellen, auch wenns ironisch gemeint ist.
Nachtsichtgeräte auf einer Schusswaffe sind nicht erlaubt und ohne Einzäunung des Grundstückes darf man nicht mal auf eigenem Boden ein Gewehr benützen, es sei denn ein Wolf wird bei einem "Überfall" auf die eigenen Tiere in flagranti erwischt. In diesem Fall habe ich das Recht mein Eigentum zu beschützen. Man ist gesetzlich dazu verpflichtet das Wohl der Tiere zu schützen.
Eine andere Lösung wäre mit einer Armee Leuchtpistole die Gegend zu erhellen und dann mit 1.August Raketen dem Wolf zuzusetzen oder wie Hr. Wismer meint, die Bigschen zur Hand zu nehmen.
Der Wolf vom Uri ist verschwunden jedoch lässt er alle Grüssen.
et_cetera - ↑5↓11
@Wismer Daniel
oh, jetzt wird er böse :-) Wissen Sie Herr Wismer, Sie haben recht, es überfordert mich tatsächlich mental, wenn Sie stetig GEGEN Schaf und Schäfer schreiben und dann einen derart höhnischen Kommentar nachfolgen lassen und dann nach einer Kritik über Ihrer "guten Schäfer-Nachbarn" reden. Sie würden sicher auf mehr Verständnis stossen, wenn Sie einfach sagen würden was Sie denken. Ich stehe zu meinem Wort! Ihres ist mal so, mal so.
Oh,m entschuldigen Sie nbitzte, dass ich nochmal so sehr "bösartig, hinterhältig und infam" geworden bin :-)
Wismer Daniel - ↑10↓4
@ et- cetera: das verstehe ich jetzt nicht: das ist eine bösartige, hinterhältige und infame Unterstellung !!! Mit ihrem Kommentar stehen Sie dem Wolf ( so wie Sie ihn sehen ) in nichts nach !!!
Ich habe hier gute Schäfer - Nachbarn. Wir sind ständig am diskutieren über die Wolfsproblematik und über mögliche oder unmögliche Lösungen. Meine - berechtigte - Kritik in früheren Kommentaren hat nichts mit "dagegen" oder einer Ablehnung zu tun. Diesen Unterschied scheint hier einige mental zu überfordern...
et_cetera - ↑9↓15
@Wismer Daniel
Hauptsache .. man macht sich über jede Mühe lächerlich. Wie gross muss der Neid und der Hass auf Schäfer bloss anwachsen um sowas von sich zu geben...