Mafia | Vater und Sohn seit drei Jahren auf der Flucht
Wichtige Mafia-Mitglieder in Visp und Stalden verhaftet
Die am Dienstagmorgen in Visp und Stalden festgenommenen Mafiosi sind wichtige Köpfe der 'Ndrangheta von Condofuri. Die italienischen Mafia-Jäger fahndeten seit mehreren Jahren nach den beiden.
Am Dienstag wurden in den Kantonen Thurgau, Zürich und Wallis insgesamt 15 Italiener festgenommen und in Auslieferungshaft gesetzt. Ihnen wird von den italienischen Behörden vorgeworfen, Mitglieder einer kriminellen Organisation zu sein. Gleichzeitig wurden zwei Schweizer Bürger zur Einvernahme vorgeladen. Als Schweizer Bürger können sie nicht ohne ihre Zustimmung ausgeliefert werden.
Auf Anfrage bestätigte das Bundesamt für Justiz gegenüber 1815.ch, dass die beiden im Wallis inhaftierten Männer im Oberwallis festgenommen wurden. Nähere Angaben zu den Orten der Festnahmen wollte das Bundesamt aber nicht machen. Genauere Informationen liefert demgegenüber die italienische Presse.
Vater und Sohn inhaftiert
Laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA stehen die zwei im Wallis verhafteten Männer in keinem direkten Zusammenhang mit der Frauenfelder Zelle, die den Grossteil der Verhaftungen vom Dienstag ausmachte. Es soll sich um wichtige Mitglieder des Clans der 'Ndrangheta von Condofuri handeln, und zwar um Vater A. N. (60) und Sohn F. N. (34).
Die beiden sind, wie es weiter heisst, seit 2013 auf der Flucht und wurden inzwischen in Italien wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation und Geldwäsche zu Freiheitsstrafen von neun beziehungsweise sechs Jahren verurteilt. Am Dienstag wurden sie laut ANSA nun in Visp und Stalden nach vorangegangener längerer Observation verhaftet. Auch im Saastal sollen bei den Ermittlungen Hausdurchsuchungen stattgefunden haben, melden weitere italienische Medien.
Nicht der erste Fall
Bleibt anzumerken, dass es bereits im Mai 2013 zur Verhaftung eines in Visp wohnansässigen Mafia-Mitglieds gekommen ist. Im Rahmen der grossangelegten Operation «El Dorado» der italienischen Behörden wurden damals insgesamt 22 Mitglieder der 'Ndrangheta aufgespürt und in Haft gesetzt. Unter ihnen der 60-jährige B. N. – ein Namensvetter der heute in Visp und Stalden verhafteten Mafiosi.
zen / pmo
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Kommentare
Lukas Zenklusen - ↑1↓1
@ Baer: Meldung (falls nur in der Schweiz) an die Oberwalliser Staatsanwaltschaft in Visp; falls grenzüberschreitend an die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis, Zentralbüro, Postfach, 1950 Sion 2. Diese wird mit der Bundesanwaltschaft die Zuständigkeit abklären und mit dem involvierten Land den Fall prüfen. Dann hat man als Bürger seine Pflicht getan. Allerdings ist auch mir klar, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft von Gesetzes wegen nicht über die gleichen Möglichkeiten wie Italien verfügt. Bundesanwalt Michael Lauber hat das Parlament auf die Tatsache, dass die Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation in der Schweiz nicht strafbar ist, aufmerksam gemacht. Geht natürlich alles zu langsam, aber es bewegt sich doch etwas. Die andere Möglichkeit: die italienische Botschaft in Bern informieren, falls Landsleute oder Firmen mit Wohnsitz in Italien involviert sind. Das nützt!
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Lukas Zenklusen - ↑16↓11
Aufwachen! Die Mafia hat sich im Oberwallis schon seit einiger Zeit eingenistet. Es gilt nichts anderes als aufmerksam zu sein und verdächtiges Verhalten zu melden. Z.B. wenn es in den von der Mafia bevorzugten Sektoren Bau, Gastbetriebe und Immobilien zu Käufen kommt, müssen die Hintermänner (Finanzierer) auf Herz und Nieren geprüft werden. Empfehlenswert ist das Buch von John Dickie "Die ganze Geschichte der Mafia", ISBN 978-3-596-18227-5. Das Thema wird von Politikern und Behörden verdrängt oder nicht wahrgenommen.
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Klaus Hensel - ↑11↓13
Wer blockiert denn ständig sämtliche Vorstösse, um mehr Transparenz gerade bei öffentlichen Bauvorhaben zu erlangen, also da, wo richtig viel (Steuer!)Geld drinsteckt, gerne mal eher ein Auge bei einer zusätzlichen, 'unerwarteten' Zahlung zugedrückt wird, und es quasi eine Garantie gibt, dass sämtliche Rechnung auch pünktlich bezahlt werden, und sorgt dafür, dass (nicht nur Italiener - es gibt auch Eidgenossen, die keine weisse Weste haben!) organisiertes Verbrechen und schmutziges Geld in der Schweiz einen fruchtbaren Nährboden vorfinden?
Die CVP, die FDP und ganz weit vorne, mit Abstand an der Spitze, mit wehenden Fahnen, lauten Fanfaren und starken Sprüchen immer allen voran, die SVP!
Manche mögen sich erinnern:
Als vor wenigen Jahren zu den Ungereimtheiten im Umfeld des A9-Abschnitts im Oberwallis seitens der SP ein Untersuchungsausschuss zur Offenlegung eines möglichen Sumpfes eingerichtet werden sollte, haben CVP und SVP sofort total geblockt.
Als es vor einigen Jahren darum ging, anderen Staaten die Möglichkeit einzuräumen, auf schweizer Bankkonten nach Verbrechergeld zu suchen ging ein Tsunami der Empörung durch die Schweiz - stark befeuert und aufgeputscht vor allem durch... Na, wer weiss es?
Richtig, die SVP!
Vor nicht einmal einem halben Jahr hat die SP durchsetzen wollen, dass bei Parteispenden ab 5.000,- CHF offenzulegen ist, von wem die Spenden stammen - ein in anderen Demokratien, die nicht gerade in Korruption absaufen, also USA, Frankreich, Deutschland... völlig normal.
Wer wehrte sich vehement (und erfolgreich) mit Händen und Füssen dagegen?
Die FDP, die CVP und, wieder ganz vorne mit dabei und natürlich am lautesten, die SVP!
Gerade und vor allem in der Politik sollte man sich weniger von Emotionen, ungeprüften Vorurteilen ("Was alle wissen") und starken Sprüchen leiten lassen, sondern mal die rosarote - pardon - gelb-grüne Brille abnehmen und einfach mal die nackte Wahrheit anschauen:
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten).
Wer hat was *wirklich gemacht*?
Die SVP posaunt immer lautstark rum, dass es ihr um den "kleinen Mann" geht, ihr die Mehrheit des schweizer Volkes am Herzen liegt, (als einzige) Verbrechen und Ungerechtigkeit bekämpft, ihnen der schweizer Bauer besonders am Herzen liegt usw.
Das sagen sie.
Ziemlich laut sogar.
Und, was *machen* sie?
Ihre faktische Politik, also das, was sie real machen, zielt einzig darauf ab, dass das Grosskapital, die Milliardäre in der Schweiz (z.B. Familie Blocher) immer besser geschützt werden, mehr Macht erlangen, begünstigt und bevorteilt werden und ihr Geld und ihre Geschäfte immer besser in immer dichteren Nebeln verschleiern können.
(Leute wie "griechischer Wein" Ruppen oder "Feminist" Kreuzer sind doch nur Wasserträger.)
Wenn's dadurch im Steuersäckchen harzt, springt immer "der kleine Mann" ein, um die dann entstandene Differenz auszugleichen.
Wenn die SVP ihren Masseneinwanderungsquatsch wie sie es beabsichtigt durchsetzt, fliegen der Schweiz die bilateralen Verträge mit der EU um die Ohren!
Die allerersten, die es am härtesten zu spüren kriegen werden, von denen dann die meisten werden einpacken können, werden die schweizer Bauern sein - schnell gefolgt "vom kleinen Mann", der seinen Job im Grossunternehmen verliert.
Oder für diejeingen, für das jetzt zu kompliziert war:
Die SVP kämpft permanent gegen Ausländer.
Christoph Blocher ist selbst deutscher Abstammung, und in seinen Betrieben arbeiten genauso viele Ausländer und wenig Schweizer, wie in anderen Firmen auch.
Das was sie reden ist was anderes, als das, was sie machen.
Und solche Parteien sind immer ein hervorragender Nährboden für Korruption und organisiertes Verbrechen.
Charles-Louis Joris - ↑12↓5
@Baer - am Simplon wurden in den letzten Jahren mangelhafte (von baufälligen würde ich nicht reden) aus den 60er-/70er Jahren stammende Schutzbauwerke immer wieder saniert und es sind noch einige weitere in den nächsten Jahren dran. Dagegen stemmt sich oft so manchen Autofahrers Rotlichtallergie, derselbe Autofahrer der wegen des roten Rostes an den Pfeilern der Gallerien motzt.
Das hat allerdings wenig bis nichts mit der Mafia zu tun.
Charles-Louis Joris - ↑9↓3
Leider fehlt noch immer die gesetzliche Gundlage für transparenten Offerteingaben, die insbesondere Unterakkordanten genau festlegt inklusive Bezahlungen der Arbeiter auf der Baustelle - ein sogenenntes Entsendegesetz nämlich. Ausgerechnet die dem Heimatschutz besonders verpflichteten SVP-Abgeordneten wehren sich in besonderem Masse gegen ein derartiges Gesetz.
Fittim - ↑8↓1
@Baer: Am Besten sich beim Italiener um die Ecke zum Küchendienst melden.
Baer - ↑7↓3
Besonders wenn ich die A9 im Oberwallis sehe, sind die Ähnlichkeiten zur A3 in Kalabrien, der Heimat der 'Ndrangheta, sehr bemerkenswert.
Kleines Beispiel: Am Simplon sind es nur baufällige Schutzgallerien mit durchgerosteten Betonarmierungen, in Kalabrien sind es ganze Viadukte mit Baumängeln. Die nächste Generation muss ja auch noch Arbeit haben. Schliesslich will die ganze Familie verdienen.
@Lukas: Wo soll man sich denn melden?