Open Air Gampel 2017 | Wie ein Zuger das Gampjer Partyleben plant
Werden in Gampel bald auch «Ehen» geschlossen?
Brütende Hitze in Gampel und vor dem Festivalgelände eine Kunsteisbahn – verantwortlich für diese skurrile Idee und dafür, die «Grüezini» ans Festival zu locken, ist Mike Schälchli.
Mike Schälchli ist, wie er selbst betont, der einzige Nicht-Walliser im Open-Air-Gampel-Team. Seit 17 Jahren mischt der Zuger, der in Zürich lebt und teilweise im Wallis arbeitet, in den Bereichen Sponsoring, Marketing und Merchandising mit. Das Open Air Gampel beschreibt er als «grüne Wiese, die viele Möglichkeiten bietet». Und diese will der kreative Kopf hinter einigen neuen Ideen ausschöpfen.
«Gampel ist anders»
Eine davon ist die Eis-Disco, die diesjährig zum ersten Mal aufgebaut wurde, direkt beim Eingang zum Festival-Gelände. «Wir haben auch mit dem Gedanken gespielt, eine Rollschuh-Disco ins Leben zu rufen. Die Eisbahn fanden wir dann aber doch ein wenig verrückter», erklärt Schälchli. Aus Gründen der Nachhaltigkeit handelte es sich dabei natürlich um eine Kunsteisbahn. Eine feuchtfröhliche Schlittschuhfahrt während eines Festivals ist nun aber oft nicht unbedingt die beste Entscheidung, die man treffen kann. Die Gampel-Macher hatten jedoch vorgesorgt: «Wir haben vor Ort Alkoholtests durchgeführt. Wer mehr als 0,6 Promille intus hatte, durfte nicht aufs Eis.» Die Disco sei bei den Besuchern gut angekommen.
Das ist bei neuen Angeboten, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt, nicht immer der Fall. Der Festival-Biergarten «knallrotes Gummiboot», der vor drei Jahren zum ersten Mal Gäste empfing, ist zu Beginn nicht von allen Seiten goutiert worden. «Inzwischen ist das Gummiboot ein totaler Renner und die einzige Bar, die schon nachmittags voll ist. So daneben liegen wir also nicht.»
Inspiration holt sich Schälchli durch den fleissigen Besuch von anderen Festivals. Dabei ist er stets darauf bedacht, nicht einfach fremde Ideen zu kopieren, sondern diese Wallis-konform umzusetzen. Zudem überlege er sich jeweils, wie man dem Label «iischi Party» mehr Gewicht geben könne. Seiner Ansicht nach sei es vor allem auch die Botschaft, die dabei zähle – und zwar: «Gampel ist anders als alle anderen Festivals, und es lohnt sich, hierherzukommen.» Wichtig für einen derartigen Grossanlass, vor allem, wenn er an einem dezentralen Standpunkt beheimatet ist. «Aus diesem Grund müssen wir die Augen immer ein wenig offener halten als andere. Das Festival selbst zum Headliner zu ernennen ist einer der Gründe, weshalb wir Erfolg haben.» Und dies nicht nur bei den Einheimischen. Gut 70 Prozent der Besucher stammen, im Gegensatz zu anderen Festivals, von «ennet den Bergen», wie es Schälchli formuliert. Dies wird auch im Gampjer Partyleben berücksichtigt: Bars aus neun verschiedenen Kantonen sind vor Ort anzutreffen. «Wir müssen darauf achten, dass auch Nicht-Walliser Freude am Anlass haben.»
In Gampel findet man jeweils fast 60 Bars auf dem Festivalgelände und beinahe zehn auf dem Zeltplatz. Auf seine eigene Lieblingsbar angesprochen, bleibt der Zuger diplomatisch und meint, er habe mehrere ins Herz geschlossen, ohne eine davon konkret zu benennen.
Bargeldloses Bezahlen kein Thema
Innovation ist schön und gut, Konstanz allerdings auch. Schälchli stimmt dem zu: «Standard-Bars und bargeldloses Bezahlen, wie man es an anderen Open Airs kennt, wären der Tod in Gampel. Vor allem, weil sich die Walliser ja gerne in Gruppen gegenseitig Getränke spendieren. Dieses System würde deshalb hier nicht funktionieren.» Für die Zukunft hat der Zuger noch einige interessante Ideen in petto. Eine Flirtline oder eine Gampel-Church, in der man spasseshalber für die Dauer eines Festivals heiraten kann, sind nur ein paar davon. «Ebenfalls denkbar wäre ein Waschsalon, in dem man sein durchgeschwitztes T-Shirt reinigen kann, oder ein Beauty-Salon für die Mädchen und Frauen am Festival.» Man darf also auf die kommenden Jahre gespannt sein.
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Kommentare
Markus Imbodu, Visp - ↑8↓2
Generation Doof! Leider wissen heute viele Mitmenschen nicht mehr wie man "spontan" und ohne grossen Kommerz ala Openairgampel (4 Tage für 350 Franken nur der Eintritt) feiern kann.
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