Weitere Sprühflüge im Oberwallis im kommenden Jahr
Armin Bregy
Es war eine handfeste Polemik, als im Frühjahr bekannt wurde, dass ein Teil der Rebberge bei St. German mit Helikoptern besprüht wird. Kritiker monierten, dass sich Sprüheinsätze für die kleinstrukturierte Rebwirtschaft im Oberwallis nicht eignen. Insbesondere der Abdrift sei stossend, also die ungewollte Besprühung der Trockensteinmauern, Wanderwege und benachbarten Parzellen. Vor allem aber, so die Kritiker weiter, seien die Sprüheinsätze in der Deutschschweiz verpönt, also dort, wo die Walliser Weine ihre grössten Absatzmärkte haben. «Setzen die Oberwalliser auf Sprühhelikopter, hat das schlussendlich auch wirtschaftliche Konsequenzen für die Weinbranche», so Hans-Peter Baumann, Gründer der Kellerei Diroso, die seit Jahren pilzresistente Rebsorten kultiviert.
Fehlende Resistenzen
Die Helikopter-Einsätze bei
St. German wurden trotzdem durchgeführt – und waren ein Erfolg. Dies das Fazit der Promotoren am Dienstagabend. Die Gemeinde Raron hatte zu einer Informationsveranstaltung geladen, rund 50 Winzer und weitere Interessierte waren anwesend. «Die Heli-Einsätze haben sich bewährt», sagte Pascal Roduit, «die Trauben waren von guter Qualität.» Roduit ist technischer Leiter der Agribort Phyto SA, ein Unternehmen, das sich auf Heli-Einsätze in den Rebbergen spezialisiert und die Einsätze bei St. German durchgeführt hat. Nur bei einer Parzelle habe es Probleme mit dem «Echten Mehltau» gegeben. Roduits Erklärung: «Bei Helikopter-Einsätzen werden biologische Spritzmittel eingesetzt. Da die Rebstöcke jahrelang mit chemischen Mitteln behandelt wurden, hatten diese keine Resistenzen mehr – und die biologischen Spritzmittel waren zu wenig wirksam.» Im kommenden Jahr brauche es Anpassungen, sagte Roduit, bis die Rebpflanzen die natürlichen Resistenzen wieder aufgebaut hätten. Auffallend sei weiter, dass im Oberwallis zuweilen andere klimatische Bedingungen vorherrschen als im Unterwallis. «Die Luftfeuchtigkeit ist hier höher, was die Pflanzen empfindlicher für Krankheiten macht. Auch dies müssen wir im kommenden Jahr berücksichtigen.» Für Pierre-Yves Fellay, Direktor der Walliser Landwirtschaftsk ammer, überwiegen die Vorteile der Heli-Spritzungen. Insbesondere weil die Weinbauern entlastet werden, aber auch weil die Natur gewinne. «Helikopter arbeiten mit biologischen Mitteln. Diese sind weniger lange wirksam als chemische. Daher sind zusätzliche Spritzungen notwendig. Und das ist nur mit Helikoptern möglich», so Fellay. An der Informationsveranstaltung in Raron wurde weiter aufgezeigt, dass die Bewilligungsverfahren für Heli-Einsätze komplex sind und verschiedenste Vorgaben eingehalten werden müssen, etwa in Bezug auf Abstände. Kritische Voten vonseiten der Winzer gab es am Dienstagabend keine, vielmehr wurde Interesse signalisiert, künftig verstärkt auf Helikopter zu setzen. Auch Pascal Roduit von der Agribort Phyto SA sagte, dass er die Einsätze in den Oberwalliser Rebbergen ausbauen möchte. Im Unterwallis sind diese seit Jahren üblich.
«Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Pflanzenschutzmittel in grossem Stil auch auf
Hecken, Waldränder, Trockenmauern, Böschungen und auch in die Gewässer gelangen – dies ist ein Verstoss gegen verschiedene Gesetze und Weisungen», sagt Brigitte Wolf, Präsidentin der Walliser Gesellschaft für Wildtierbiologie. Zudem sei nicht alles, was die Arbeit erleichtere, auch erstrebenswert. «Immer mehr Konsumenten verlangen einen sorgsamen Umgang mit der Natur und fragen nach umweltverträglichen Produkten. Es braucht ein Umdenken in der Landwirtschaft», argumentiert Wolf weiter. Nicht umsonst seien in der Deutschschweiz Heli-Einsätze mit wenigen Ausnahmen verboten. «Ein solch sorgloser Umgang mit Pflanzenschutzmitteln ist nicht mehr zeitgemäss», argumentiert Wolf.bra
bra«Die Weinbauern werden entlastet – die Natur gewinnt»
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