Güterverkehr | Wöchentlich ein Sonderzug
Weitere Massnahmen zum Schutz bei Chlortransporten
Die starke Bevölkerungszunahme im Genferseebecken macht noch strengere Vorsichtsmassnahmen für Chlorgastransporte nötig. Industrie, SBB, verladende Wirtschaft und Behörden entwickeln diese Massnahmen laufend weiter.
Seit dem Fahrplanwechsel 2017 gibt es für die Transporte des sehr giftigen Chlorgases einen Sonderzug pro Woche ins Wallis. Er fährt mit vermindertem Tempo, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) am Montag bilanziert.
Seit dem Fahrplanwechsel 2018 fahren Chlortransporte im ganzen Bahnnetz nur noch 40 Stundenkilometer schnell. Allein das verminderte Tempo senkt das Unfallrisiko gemäss Bafu um das Zehnfache.
Die Chlorkesselwagen werden zudem an die Spitze der Sonderzüge gestellt. Das vermindert das Risiko, dass die Kesselwagen durch die Entgleisung eines dazwischen fahrenden Wagens gefährdet werden.
Personenrisiken ausgeräumt
Auf Zugstrecken, auf denen die Kesselwagen fahren, gibt es keinen Abschnitt mit untragbaren Personenrisiken mehr. Noch 2004 wiesen 34 Kilometer der Strecke solche Risiken auf.
Um das Risiko weiter zu vermindern, vereinbarten die Partner noch strengere Kriterien. Neben den Sonderzügen gehört dazu, dass die Risiken nicht nur auf eine Strecke konzentriert sind. Das bedingte, dass die Partner andere Bezugsquellen auftaten.
Neu beziehen die Fabriken auch Chlorgas aus Italien und nicht nur aus Frankreich. So reduzierten sich die Transporte durch das dicht besiedelte Genferseegebiet von 380 auf 300 Kesselwagen im Jahr.
Die Chlorzüge fahren den Rangierbahnhof in La Praille GE, einen Sackbahnhof, nicht mehr an. Damit wird die Strecke durch Genfer Quartiere nicht mehr doppelt befahren. Wegen der unterschiedlichen Stromsysteme in Frankreich und der Schweiz muss die Lokomotive gewechselt werden. Heute geschieht das im Genfer Bahnhof Cornavin.
Nicht genügend moderne Kesselwagen
Die Sonderzüge befahren auch die Strecke zwischen Visp und Brig nicht mehr doppelt, da sie direkt den Endbahnhof in Visp ansteuern. Nur noch die aktuell sichersten Kesselwagen sind vorgesehen. Deren Anteil schwankt allerdings heute noch und soll im laufenden Jahr auf 75 Prozent steigen. Das liegt an der noch zu kleinen Wagenflotte und den begrenzten Kapazitäten der Wagenbauer.
Im weiteren wird der Einsatz von Tankcontainern auf Containerwagen anstelle von Kesselwagen geprüft. Die Tanks fassen aber weniger Chlorgas. Das ist risikomässig ein Vorteil, beim Transport müssten für die gleiche Menge aber mehr Wagen eingesetzt werden.
Daneben entfernten die Partner für 6,5 Millionen Franken 437 kritische Hindernisse entlang den Strecken. Daran und an weiteren Sicherheitsmassnahmen bei der Infrastruktur der SBB beteiligte sich die Industrie mit 1,2 Millionen Franken. Einige Hindernisse können wie Büchsenöffner wirken. Die Kosten für die verstärkten Sicherheitsmassnahmen tragen die Verursacher.
Chlor steckt in vielen Produkten des täglichen Bedarfs, etwa in Kunststoffen, Pflanzenschutz- oder Reinigungsmitteln. Bereits kleine Mengen von Chlorgas können beim Einatmen zum Tod führen. Wird es freigesetzt, breitet es sich am Boden aus, weil es schwerer als Luft ist. Damit sind auch Menschen gefährdet, die nicht direkt am Unfallort sind.
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