Politik | Staatsrat Favre wurde positiv getestet, den anderen Regierungsmitgliedern wird empfohlen, zu Hause zu bleiben
Warten bis Samstag
Das Coronavirus ist nun auch mitten in der Kantonsregierung angekommen. Nachdem Frédéric Favre positiv getestet worden ist, wurde den Staatsräten Roberto Schmidt und Christophe Darbellay geraten, sich bis Samstag «still» zu halten.
Das Coronavirus breitet sich im Wallis weiter aus und macht auch vor Politikern nicht halt. Am Dienstagnachmittag hat die Staatskanzlei mitgeteilt, dass mit Frédéric Favre nun auch ein Mitglied des Walliser Staatsrats positiv getestet worden sei. Der FDP-Mann ist schweizweit das erste kantonale Regierungsmitglied mit einer Coronavirus-Infektion.
Er selbst habe am Montag Gliederschmerzen verspürt, sagte Favre gestern auf Anfrage, «und mein Rücken schmerzte fast wie bei einem Hexenschuss». Favre ist derzeit zu Hause isoliert und führt von dort aus die Geschäfte weiter. Auch seine Familie befindet sich in Selbst-Quarantäne. Er selbst wisse nicht, wie er sich angesteckt habe, beteuert Favre. Es fühle sich komisch an, nun selbst infiziert zu sein, während die ganze Welt über das Virus spricht. Jetzt gehe es aber darum, nicht rauszugehen, um andere Mitmenschen nicht in Gefahr zu bringen. Favre selbst gehört derweil nicht zu einer Risikogruppe, im Gegenteil. Mit seinen 40 Jahren ist er das jüngste Mitglied der Kantonsregierung. Der ehemalige Hockey-Schiri und Kampfsportler ist körperlich topfit. Wie bei den meisten COVID-19-Patienten dürfte die Krankheit auch bei ihm mit überschaubaren Grippe-Symptomen verlaufen.
Ganze Regierung getestet
Ganz ausgestanden ist die Sache aber trotzdem nicht. Kantonsarzt Christian Ambord hat auch Christophe Darbellay und Roberto Schmidt angehalten, sich die nächsten Tage «still» zu halten und daheim zu bleiben. Regierungspräsident Schmidt bestätigt auf Anfrage entsprechende Informationen dieser Zeitung. Demnach sei es nicht auszuschliessen, dass Favre, der das Virus laut eigenen Angaben «wohl übers Wochenende» eingefangen hatte, auch seine Kollegen angesteckt haben könnte. Bekanntlich tagte die Kantonsregierung am Montag über mehrere Stunden hinweg, um die Massnahmen für die «ausserordentliche Lage» zu besprechen. In diesem Rahmen hat sich denn auch der ganze Staatsrat einem Test unterzogen, ebenso ranghohe Kader der Sicherheits- und Gesundheitsbehörden. Dies, um sicherzugehen, dass die Exekutive und ihr Stab das Krisenmanagement weiterhin sicherstellen können. Es gilt zu vermeiden, dass mehrere Entscheidungsträger gleichzeitig im Bett oder in Quarantäne sind.
Schliesslich war es zwar allein der Test von Frédéric Favre, der positiv ausgefallen ist. Gleichzeitig ist es aber möglich, dass andere, die mit ihm in Kontakt waren, ebenfalls infiziert worden sind, ohne dass ihr Test vom Montag bereits anschlug. Angespannt wartet man nun bis Samstag. Bis dahin sollen erste Symptome auftreten, falls sich andere Regierungsmitglieder tatsächlich infiziert haben sollten. Darbellay und Schmidt sind direkte Pultnachbarn von Favre im Sitzungszimmer der Regierung. Aber auch Esther Waeber-Kalbermatten und Jacques Melly – beide sind älter als 65 und gehören damit zur Risikogruppe – wollen sich den Empfehlungen des Kantonsarztes anschliessen. Vorsichtshalber hat die Regierung deshalb beschlossen, ihre wöchentliche Sitzung vom Mittwoch per Telefonkonferenz durchzuführen. Darüber hinaus will man die Anzahl der Sitzungen und Treffen in den nächsten Wochen auf ein striktes Minimum beschränken.
David Biner
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