Walliser im Ausland | Claudio Floris in Kalifornien
«Waffennarre? Jein»
Claudio Floris aus Brig-Glis hat einen Sprachaufenthalt im sonnigen Kalifornien absolviert. Auf 1815.ch berichtet der 24-Jährige von der Herausforderung, alleine zu wohnen, von der Annahme, die Schweiz sei ein einziges Bergdorf, und räumt mit typisch amerikanischen Klischees auf.
Claudio Floris, du hast einen Sprachaufenthalt in den USA absolviert. Wo genau?
«Ich war im sonnigen Kalifornien. Da ich mich nicht genau zwischen San Diego und San Francisco entscheiden konnte, entschied ich, zwei Schulen an den jeweiligen Orten zu besuchen.»
Weshalb hat es dich gerade nach Amerika verschlagen?
«Ausschlaggebend waren die positiven Rückmeldungen einiger Kollegen, die auch schon in den Staaten waren. Dazu kommt, dass mein Hobby ‚Crossfit’ in Amerika sehr professionell ausgeübt wird und ich so die Möglichkeit hatte, mit Elitesportlern zu trainieren.»
Wem bist du zuerst begegnet?
«Die ersten Kontakte konnte ich bereits am Schulstart knüpfen. Man lernte Leute aus Taiwan, Brasilien, Kolumbien oder Japan kennen.»
Wie hast du gewohnt?
«Jeweils in einem Studentenwohnheim, wo ich mein eigenes Zimmer hatte. Man lernte dort viele Leute aus verschiedenen Ländern kennen. Und doch hatte man einen Rückzugsort, wenn man mal alleine sein wollte.»
Was hast du dir von deinem Austauschjahr erhofft?
«Grundsätzlich wollte ich einfach mal die amerikanische Kultur kennenlernen sowie meine Sprachkenntnisse verbessern.»
Haben sich diese Erwartungen erfüllt?
«Auf jeden Fall! Neben den gesteckten Zielen lernte ich extrem viele interessante Persönlichkeiten kennen. Auch habe ich mich menschlich und sportlich weiterentwickelt.»
Was hast du in deiner Freizeit gemacht?
«Kalifornien hat sehr viel zu bieten. Neben schönen Stränden und dem gemütlichen Ambiente, besuchten wir auch Baseball und Eishockeyspiele. Langweilig wird einem auf alle Fälle nie. Vor allem die Stadt San Diego hat für junge Leute ein grosses Angebot an Unterhaltungsmöglichkeiten parat.»
Welchen Herausforderungen bist du begegnet?
«Zu Beginn war es für mich ein wenig ungewohnt, alleine zu wohnen, die Wäsche zu waschen und einkaufen zu gehen, da ich in der Schweiz von meinen Eltern etwas verwöhnt wurde. Das Kennenlernen von Leuten hingegen fiel mir gar nicht schwer, da ich ein sehr offener Mensch bin und mich für andere Länder und deren Kulturen interessiere.»
Typisch Amerikanisch: Waffennarre, freundliche Oberflächlichkeit und Fast Food. Wie hast du die US-Amerikaner erlebt?
«Jein. Das Klischée an sich gibt es schon, denn um Shooting Ranges und Fast-Food-Ketten zu finden, muss man nicht lange suchen. Jedoch herrscht in Kalifornien alles in allem eine etwas andere Mentalität. Das gesunde Essen und der sportliche Lifestyle hat in diesem Bundesstaat Vorrang. Die Leute legen grossen Wert auf ihr Äusseres und verbringen ihre Freizeit am Strand oder in Fitness Studios.»
Was unterscheidet sie von den Wallisern?
«Die Leute in Kalifornien sind lockerer und nehmen nicht alles so streng, wie wir Schweizer. Ob man bei einem Treffen oder zur Schule verspätet erscheint, ist eine Kleinigkeit. Schweizer fallen in diesem Kontext stark durch ihre Pünktlichkeit und Verlässlichkeit auf.»
Welches Bild der Schweiz hatte man in den USA?
«Viele Amerikaner verwechseln die Schweiz mit Schweden. Der Grossteil denkt sogar, das ganze Land bestehe aus einem kleinen Bergdorf. Ansonsten sind wir für unsere politische Stabilität, Uhren oder Fondue bekannt.»
Hattest du manchmal Heimweh?
«Heimweh hatte ich nicht. Ich habe die Zeit im Ausland sehr genossen und empfehle einen Sprachaufenthalt jedem, der weltoffen ist. Man knüpft viele neue Kontakte und wird selbstständiger.»
Was aus der Schweiz hast du am meisten vermisst?
«Mein Umfeld hat mir in den Staaten schon etwas gefehlt. Doch mittels Skype hatte ich die Möglichkeit, regelmässig den Kontakt aufrechtzuerhalten und von meinen Abenteuern zu erzählen. Lediglich die Zeitverschiebung von neun Stunden war ein wenig ungewohnt.»
Hast du einen Insider-Tipp für Kalifornien-Reisende?
«In San Diego feiert man jeden Dienstag den Taco-Tuesday. Das Restaurant El Puesto am Seaport ist zu empfehlen. Für jene, die in ein klassisches Diner gehen möchte, ist das Corvette Diner ein Muss. In San Francisco dinierte ich wöchentlich im Bamboo Asia. Ein tolles Restaurant mit gesunden Speisen! Neben den kulinarischen Highlights empfehle ich künftigen Westküsten-Reisenden einen Besuch in Huntington Beach, das amerikanische Mekka für Surfer.»
Nach deinem Sprachaufenthalt bist du noch durch Costa Rica gereist. Wie hast du Land und Leute erlebt?
«Costa Rica ist mit der Artenvielfalt, den Regenwäldern und den schönen Stränden wohl das eindrucksvollste Domizil, dass ich bisher bereist habe. Die Leute hiessen uns sofort willkommen und gaben uns tolle Ratschläge. Besonders imponierend war die Zufriedenheit der Menschen und ihre Hilfsbereitschaft.»
Für unsere Rubrik «Walliser im Ausland» sind wir regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
Weiterführende Informationen: Claudio Floris hat seinen Sprachaufenthalt über Boa Lingua organisiert. Boa Lingua bietet Sprachaufenthalte in über 350 der weltweit besten und renommiertesten Sprachschulen und Sprachreisen in mehr als 30 Länder an. Auch interessiert? Dann gibt es hier weitere Informationen.
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