Tour | Zauberer Lionel Dellberg: In 52 Wochen durch 26 Kantone
Von verschwundenen Museumsstücken
Die siebte Etappe meiner magischen Tour durch die Schweizer Kantone brachte mich an einen äusserst exklusiven Ort. Schauplatz meiner magischen Interventionen war das private Biermuseum der Familie Wüthrich in Rheinfelden im Kanton Aargau.
Im Jahre 1876 gründeten die Brauer Mathias Wüthrich und Theophil Roniger das Unternehmen nahe der deutschen Grenze. Gleich drei Generationen der Familie Wüthrich hatten sich dann auch zwischen alten Brauereikutschen und Bierfässern in den alten ehemaligen Stallungen eingefunden, um dem Zauber beizuwohnen.
Gemütliches Dasein
Ganz besonders freute ich mich über die Anwesenheit von Frau Wüthrich, la grande dame de la bière, die mir mit über 95 Jahren Bier- und Lebenserfahrung die Ehre erwies. Wenn nicht gerade ein Zauberer im Museum zu Gast ist, fristen die alten Bierflaschen eher ein gemütliches Dasein. Ab und an werden sie von dem einen oder anderen Augenpaar ins Visier genommen. Selten bis nie werden sie von Menschenhand aus einer Harasse oder gar einer altehrwürdigen Abfüllmaschine gehoben. Selbstverständlich brach ich die allgegenwärtige Museumsregel «bitte nicht berühren» aber gleich mehrfach.
Nach einem magischen Warm-up mit ein paar Kartentricks und anderen Zauberutensilien griff ich in eine alte Abfüllmaschine und entnahm ihr eine Glasflasche. Obwohl die Flasche bereits in die Jahre gekommen war oder gerade deshalb, war sie steinhart. Die Museumsgäste machten die Probe aufs Exempel und klopften mit der Flasche auf ein Stahlrad, was diese problemlos überlebte. Obwohl das Glas nachweislich auch grössere Schläge mühelos überstand, zerbrach die Flasche in der Hand einer ahnungslosen Museumsbesucherin auf mein Kommando wie durch Geisterhand. Die gute Frau war ziemlich erstaunt über diese Tatsache und ich war noch erstaunter, dass die gesamte Familie Wüthrich den Scherbenhaufen unbeängstigt zur Kenntnis nahm: Ihr Vertrauen in die Zauberei war im Gegensatz zur Flasche ungebrochen.
Flasche in Luft aufgelöst
Mein magischer Enthusiasmus wurde durch diesen Fakt natürlich beflügelt und so griff ich umgehend zu einer weiteren Bierflasche, die in einer Harasse ihr Dasein fristete. Nachdem ich die Flasche aus der hölzernen Umklammerung gelöst hatte, steckte ich sie in eine Papiertüte. Ein magisches Schnippen genügte, um die Flasche in der Papiertüte in Luft aufzulösen. Obwohl ich die Museumsbesucher mehrfach zu überzeugen versuchte, dass die Flasche tatsächlich nicht mehr in der Papiertüte war, schienen sie mir dies nicht so recht zu glauben. Das Erstaunen hielt sich demnach ziemlich stark in Grenzen. Umso erstaunter waren sie dann aber, als ich die Papiertüte zusammenknüllte und in die Ecke schmiss. Nach weiteren Wundern, die von der Geschichte des Gerstensaftes umrahmt waren, wurde ich von Familie Wüthrich zu einer herrlichen Suppe eingeladen.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar