Sprache | Ausstellung "Helvetismen" in der Mediathek Brig
Von Baumnüssen und überladenen Fudern
Ein Fondue à discretion essen, den Gemeindepräsidenten wegen seines mangelhaften Einsatzes für den Service public kritisieren, oder mit dem Velo in die Papeterie fahren: was für Schweizer normal klingt, führt bei den deutschen Nachbarn höchstens zu einem Achselzucken. Helvetismen wie die obgenannten präsentiert zurzeit die Mediathek Brig als Gastgeberin einer Wanderausstellung.
Das Wort Fondue kommt im klassischen Hochdeutsch eigentlich nicht vor; à discretion schon gar nicht. Den Gemeindepräsidenten kennt man in Deutschland als den Bürgermeister, und den Service public bezeichnet der Duden schlicht und einfach als staatliche Dienstleistung. Anstelle des Velos besteigt man in Deutschland natürlich das Fahrrad, während die Papeterie als Papierwarenhandlung bekannt ist. Und obwohl die Deutschen manchmal ebenfalls übertreiben, überladen sie gleichwohl nie irgendein Fuder. Die Baumnuss ist derweil schlicht als Walnuss bekannt.
Solche Beispiele finden sich zurzeit in der Mediathek Brig. Die Wanderausstellung «Helvetismen» gastiert hier noch bis zum 1. Februar; sechs Tage später und bis zum 26. März können Interessierte sie auch in der Mediathek Sitten besuchen.
Organisiert wurde die Ausstellung (unter anderem) vom Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN). Deren Leiterin, Madeleine Betschart, weilte kürzlich in Brig, wo sie den Besuchern erklärte, weshalb gerade das CDN eine Ausstellung zu Helvetismen auf die Beine gestellt hat: als bekanntester Vertreter des «Schweizerhochdeutschen» gilt nämlich der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921-1990). Dieser habe seine Helvetismen zuweilen gar gerichtlich schützen müssen, wusste Betschart zu berichten.
Mehr zu typischen Helvetismen und Dürrenmatts Vorliebe für jene lesen Sie im Walliser Boten vom Samstag, 11. Januar.
pac
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