Wirtschaft | Oberwalliser Betriebe im Porträt. Heute: Landmaschinen Ammeter AG
Vom Rasenmäher bis zum Traktor
Agarn. Seit mehreren Jahrzehnten verkauft und repariert die Landmaschinen Ammeter AG in Agarn landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte aller Art. Während eines Besuchs lässt Geschäftsmitinhaberin Marlies Kurmann den WB einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Vor 31 Jahren sind Marlies und Othmar Kurmann ins Agarner Unternehmen, das nach wie vor den Namen seines Gründers trägt, eingestiegen. Sie stammt aus dem Berner Oberland, er aus Luzern. «Wir kommen mal für zwei Jahre und schauen, wie sich die Sache entwickelt, haben wir uns damals gesagt. Jetzt sind wir immer noch hier. Und ich würde kaum noch wechseln wollen», sagt Marlies Kurmann lachend. Es sei immer gutgegangen und sie seien als Auswärtige mit den Einheimischen gut zurechtgekommen. «Seit der Anfangszeit ist das Geschäft ständig gewachsen», betont sie. Insgesamt zählt die Ammeter Gruppe verteilt über mehrere Standorte im Oberwallis 33 Mitarbeitende, darunter acht Lernende.
Neue Ausstellungshalle eröffnet
In Agarn hat sich das Unternehmen vom kleinen Gewerbebetrieb für Reparatur und Vertrieb von Landwirtschaftsmaschinen laufend ausgeweitet. Heute verteilen sich Werkstatt, Lager und Verkaufsflächen über mehrere Gebäude entlang der Kantonsstrasse. Erst in diesem Frühjahr konnte eine weitere Halle in Betrieb genommen werden. «Im April haben wir unser neues Ausstellungscenter nach einer eingehenden Renovation offiziell eröffnet», freut sich Marlies Kurmann im Rückblick. Auf der fast 1500 Quadratmeter grossen Fläche der ehemaligen Brillenfabrik Menrad werden der Kundschaft seither die unterschiedlichsten Verkaufsobjekte präsentiert.
Seit 2001 wird der Standort Agarn ausserdem durch einen Ableger in Brig-Glis ergänzt. Die Ammeter + Franzen AG hat dabei zum Zweck, näher bei der Kundschaft im Raum Brig zu sein, so das Hauptargument. Erst vor gut vier Jahren ist mit der Ammeter + Biderbost AG in Blitzingen noch ein weiteres Unternehmen hinzugekommen. Bei beiden Unternehmen sind die Betriebsleiter jeweils auch als Geschäftspartner beteiligt. Der administrative Bereich läuft indes ausschliesslich über den Hauptsitz in Agarn. «Kleinere Betriebe können die ganze Administration heute praktisch nicht mehr allein stemmen», so Kurmann. Die Tendenz gehe immer weiter weg von Kleinbetrieben hin zu grösseren Unternehmen.
Hochsaison im Sommer
Hauptgeschäftlich verkauft das Unternehmen Land- und Kommunalmaschinen sowie landwirtschaftliche Kleingeräte, die vom Roboter-Rasenmäher bis zum Hochdruckreiniger reichen. Einen klaren Trend sieht Kurmann hier bei Akku-Geräten, «die sehr stark im Kommen sind». Das Unternehmen bietet gleichzeitig Service- und Unterhaltsarbeiten für die gesamte Produktpalette an. In einem eigens eingerichteten Shop wird in Agarn seit 2004 zudem landwirtschaftliches Zubehör aller Art über den Ladentisch gereicht. Die Nachfrage gestaltet sich dabei je nach Jahreszeit unterschiedlich. «Im Frühjahr und im Sommer, wenn die Heuernte ansteht, haben wir Hochsaison», erklärt Kurmann. Und das nicht nur im Oberwallis. «Gut ein Drittel unserer Kunden ist im Unterwallis zu Hause. Wir haben sogar Mechaniker, die nur Französisch sprechen.»
Die Familie Kurmann ist selbst nicht in der Landwirtschaft tätig. «Dafür reicht die Zeit nicht», sagt Marlies Kurmann. Mehrere der Angestellten sind jedoch nebenbei als Bauern aktiv. In den vergangenen Jahren seien zwar einige Betriebe verschwunden, stellt sie allgemein fest. «Gerade von Schafhaltern erhalten wir immer häufiger Rückmeldungen, dass sie wegen des Wolfproblems mit der Landwirtschaft aufhören wollen.» Aber auch wenn Betriebe zusammengehen, brauche es weiterhin Traktoren, ist Kurmann überzeugt. Die Geschäftsführerin beobachtet zugleich, dass sich auch die landwirtschaftliche Arbeit selbst wandelt. «Immer weniger Leute helfen heute in der Landwirtschaft mit, etwa beim Rechen. Darauf müssen sich die Bauern einstellen. Mit den neuesten Maschinen braucht es etwa beim Nachrechen viel weniger Helfer.»
Occasionengeschäft angezogen
Bei Angebot und Nachfrage sei prägend, dass das Oberwallis durch die Berglandwirtschaft und Nebenerwerbsbetriebe dominiert werde. Nach wie vor werden Landmaschinen laut Kurmann in der Regel regional eingekauft, da sie auch regelmässig Serviceleistungen verlangen. Auf die Frage, ob es einen besonderen Renner bei den Traktoren gebe, kommt die Antwort prompt. «Die sind alle super», so Kurmann mit einem Augenzwinkern. Die Traktoren der Marke Fendt würden zur besten Qualität auf dem Markt zählen, während eine New-Holland-Maschine preislich attraktiver sei. «Ein Klassiker ist zudem der Reform-Transporter. Er kann als Landwirtschafts- oder Kommunalfahrzeug genutzt werden und lässt sich für unterschiedliche Bedürfnisse kombinieren.» Die Auslagen für eine neue Maschine sind dabei nicht zu unterschätzen. Allein ein Transporter kostet rasch einmal über 100000 Franken.
In den letzten Jahren hat besonders das Occasionengeschäft stark angezogen. Das Internet mit seinen verschiedenen Verkaufsplattformen leistet einen wichtigen Beitrag dazu. «Käufer aus der ganzen Schweiz kommen heute nach Agarn. Es kann vorkommen, dass Interessierte für einen Rasenmäher von 200 Franken aus Baselland anreisen. Auf der anderen Seite hatten wir auch schon Fälle, bei denen Leute Geräte ohne Motor gekauft haben und dann damit zu uns gekommen sind.» Das Unternehmen beschäftigt einen Chauffeur, der Auslieferungen und Abholungen in der ganzen Schweiz vornimmt. Ältere Geräte und Fahrzeuge gehen indes immer häufiger auch in den Export. «Aufgrund des Aufwands und der tieferen Preise reparieren wir längst nicht mehr so viel wie früher.»
Neuer Geschäftsraum in Glis
Ein Projekt, das derzeit ansteht, betrifft gemäss Marlies Kurmann einen geplanten Umbau für die Briger Geschäftsstelle der Ammeter + Franzen AG. Es sei vorgesehen, ein von der ehemaligen Firma Grünwald übernommenes Lokal beim «Gliserstutz» anzupassen. Das Gebäude soll neu isoliert und eingehend renoviert werden. Es entsteht ein neues Ausstellungscenter mit Verkaufsladen und Werkstatt. Einen weiteren Ableger zu schaffen, etwa im Unterwallis, ist laut Kurmann hingegen kein Thema.
Philipp Mooser
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