Tourismus | Wie der tschechische Milliardär die Gemeinden zu Kleinaktionären machte
Viteks Winkelzug
Das Verhältnis zwischen Radovan Vitek, Mehrheitsaktionär der Bergbahnen von Crans-Montana CMA, und den Gemeinden auf dem Haut-Plateau bleibt angespannt. Der tschechische Milliardär soll gegen die Treuepflicht verstossen haben.
Zu diesem Schluss kommt ein Rechtsgutachten, das die Gemeinden auf dem Haut-Plateau – Crans-Montana, Icogne und Lens – in Auftrag gegeben haben. Dies, nachdem Zweifel laut wurden, wonach Vitek mit unlauteren Mitteln zu seiner heutigen 85-Prozent-Mehrheit bei den CMA gekommen sei.
Die CMA hatten Ende 2016 die CMA Immobilier AG, welche die Parkplatzanlagen sowie die Pistenbeizen betreibt, für 35 Millionen Franken aufgekauft. Gleichzeitig haben die CMA ihr Aktienkapital um 50 Millionen Franken erhöht. Stossend am Deal: Sowohl die CMA wie auch die CMA Immobilier gehören grossmehrheitlich Viteks CPI Property Group. Und die gekauften Aktien der CMA Immobilier waren zudem massiv überbewertet. Statt 35 Millionen Franken hätte das Unternehmen einen Wert von lediglich fünf Millionen Franken gehabt, heisst es im Bericht.
Nach diesem Winkelzug war Vitek um 30 Millionen Franken reicher und die CMA waren – buchhalterisch zumindest – praktisch pleite. Zumal die Werte der dazugekauften CMA Immobilier in der Zwischenzeit nach unten berichtigt worden sind.
Wie es im Gutachten weiter heisst, hat Vitek mit diesem Handel rund 2,6 Millionen Franken an öffentlichen Geldern vernichtet. Und die Gemeinden haben massiv an Einfluss verloren, besitzen nach dem umstrittenen Manöver nur noch elf Prozent der CMA-Aktien.
Gemäss dem Rechtsgutachten hätten Vitek wie auch Philippe Magistretti, die rechte Hand des Aktionärs, seine Treuepflicht gegenüber den Bergbahnen verletzt. Die Aktienkapitalerhöhung, gekoppelt mit dem umstrittenen Zukauf der überbewerteten Aktien, würde zudem gegen das Schweizerische Obligationenrecht OR verstossen. (Art. 628, Abs. 2) So seien die anderen Aktionäre der CMA nicht über den Kauf informiert gewesen.
Bezeichnend für das Dilemma ist hingegen die Schlussempfehlung des Berichts. So gäbe es wohl genügend Elemente, um eine Klage gegen Vitek und Magistretti einzureichen, unter anderem wegen Verdachts auf Urkundenfälschung, Erschleichung einer falschen Beurkundung, Betrugs oder ungetreuer Geschäftsbesorgung. Aber andererseits würde man so wohl die Unterstützung von Vitek verlieren, der «wirtschaftlichen Lunge» der CMA.
Die Gemeinden hatten Ende 2018 auf eine entsprechende Klage gegen Vitek verzichtet, weil der tschechische Investor die CMA Immobilier AG für den einstigen Verkaufspreis wieder zurückgekauft hatte und somit das klaffende Loch bei den CMA gleich selbst wieder füllte. Ende gut, alles gut?
Während sich Vitek von diesem Gutachten wohl kaum beeindrucken lassen wird, droht dem Milliardär derweil Ungemach aus Übersee. Ehemalige Geschäftspartner werfen dem Investor vor, sie um Milliarden-Beiträge geprellt zu haben. Wenn die US-Behörden ernst machen und auf die Klage eintreten, könnte das Verfahren auch Auswirkungen auf Montana haben. So schliessen Experten nicht aus, dass Viteks Konten vorübergehend eingefroren werden könnten.
David Biner
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