Coronavirus | Hochzeitsplanerin Nicole Bauer über Verunsicherung bei Brautpaaren und Flexibilität

«Viele Hochzeiten werden um ein Jahr verschoben»

Hochzeitsplanerinnen. Nadja Fryand (links) und Nicole Bauer: «Wir hoffen, dass die strengen Massnahmen bis im Sommer aufgehoben werden können.»
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Hochzeitsplanerinnen. Nadja Fryand (links) und Nicole Bauer: «Wir hoffen, dass die strengen Massnahmen bis im Sommer aufgehoben werden können.»
Foto: Alain Amherd

Quelle: 1815.ch 26.03.20 0
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Im April, Mai beginnt die Hochsaison der Hochzeiten. So manches Brautpaar hat sich auch dieses Jahr auf den schönsten Tag im Leben gefreut. Doch mindestens bis am 19. April 2020 sind wegen des Coronavirus keine Hochzeitsfeiern möglich. Ein Gespräch mit Hochzeitsplanerin Nicole Bauer.

Nicole Bauer, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von den Massnahmen des Bundesrats in Bezug auf das Coronavirus erfahren haben?

«Die Hochzeiten, die ich aktuell plane, finden im Sommer und im Herbst statt. Darüber bin ich sehr froh. Ich hoffe, dass die strengen Massnahmen bis dann aufgehoben werden können. Die Entwicklung rund um das Coronavirus behalte ich im Auge, um entsprechend reagieren zu können.»

Stehen Sie im Austausch mit anderen Hochzeitsplanerinnen?

«Ja, ich tausche mich schweizweit mit Hochzeitsplanerinnen aus. Viele Hochzeiten müssen verschoben werden. Es gibt Brautpaare, die weichen direkt auf das Jahr 2021 aus. Die Verschiebung in den Herbst ist nicht ganz einfach. Da muss abgeklärt werden, ob die gewünschten Lokalitäten noch frei sind. Dasselbe gilt für Fotografen, Musiker und so weiter.»

Sind alle Hochzeitsfeiern im Moment verboten oder könnte man sie im familiären Rahmen trotzdem durchführen?

«Wir gehen davon aus, dass gemäss der Verordnung alle Hochzeiten bis auf Weiteres abgesagt werden müssen. Gruppenansammlungen sind ja in jeder Form verboten. Was Zusammenkünfte innerhalb der Familie betrifft, gibt es eine Grauzone. Im Zweifelsfall raten wir, sich beim Kanton zu informieren.»

Wie reagieren betroffene Hochzeitspaare?

«Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Es gab Brautpaare, die ihre Hochzeit in Italien trotz Bekanntwerden der Coronavirus-Krise noch durchgezogen haben. Andere gehen auf Nummer sicher, sagen ab und verschieben alles um ein Jahr. Die Enttäuschung ist sicher bei allen da. Brautpaare freuen sich lange im Voraus auf diesen besonderen Tag.»

Was passiert bei Absagen? Sind Stornierungs gebühren fällig?

«Wir schliessen für unsere Brautpaare immer eine Versicherung ab, die zum Beispiel bei Todesfall, Konkurs von Dienstleister usw. solche Kosten übernehmen. Wir sind zurzeit am Abklären, ob diese Versicherung auch im Fall einer Pandemie die Kosten übernimmt. Im Allgemeinen trifft man bei den Dienstleistern auf Verständnis. Niemand weiss ja genau, wie es weitergeht. Die Arbeit der Hochzeitsplanerinnen wird durch die Coronavirus-Krise aufwendiger. Es fallen zusätzliche Aufgaben an, wenn eine Hochzeit verschoben wird. Wie das geregelt wird, gilt es jetzt mit den Brautpaaren zu diskutieren. Da ist Kulanz und gegenseitiges Entgegenkommen gefragt.»

Sie und Ihre Geschäftspartnerin waren die ersten diplomierten Hochzeitsplanerinnen im Wallis. Sie arbeiten seit fünf Jahren in diesem Beruf. Wo kann man diesen Beruf erlernen?

«Nadja Fryand und ich haben die Ausbildung in einer Akademie in Zürich gemacht. Die Ausbildung umfasst viele Bereiche rund um Eventplanung mit Schwerpunkt Hochzeit.»

Was hat sich bei den Hochzeitsfeiern in den letzten Jahren verändert?

«Da gibt es unterschiedliche Entwicklungen. Es gibt Brautpaare, die wollen eine schöne, schlichte Feier im kleinen Rahmen. Andere wollen alles so haben, wie sie es im Fernsehen oder in Filmen gesehen haben. Eine Veränderung, die sich fast überall abzeichnet, ist das Verschwinden der ‹Hochzeitsspiele›. Also jene Spiele, bei denen sich Gäste auf Kosten des Brautpaares amüsieren. Die sind kaum mehr gewünscht und gelten gar als No-Go. Den klassischen Tafelmajor gibt es nur noch selten. In der Regel führt jemand von der Familie durch die Feier. Aber wie die Hochzeit gestaltet werden soll, liegt am Brautpaar. Wir führen mit den Brautleuten ausführliche Gespräche und erfüllen ihre individuellen Wünsche.»

Was war das Aufwendigste, das Sie bis jetzt organisiert haben?

«Das war eine Hochzeit in Zermatt. Die Zeremonie fand auf der Riffelalp statt und die Feierlichkeiten im Dorf selbst. Logistisch ist eine Hochzeit in Zermatt eine ganz andere Herausforderung als zum Beispiel in Visp oder Brig. Genau für solche Herausforderungen ist es von Vorteil, ein Hochzeitsplaner-Team an der Seite zu haben, das dies koordiniert.»

Muss ein Brautpaar, das Ihre Hilfe in Anspruch nimmt, über ein grosses Budget verfügen?

«Grundsätzlich nicht. Wir bieten sowohl Gesamtorganisationen als auch kleine Hilfestellungen an. Wenn Familienmitglieder die Hochzeit organisieren wollen, können sie zum Beispiel unsere Beratung in Bezug auf Dekorationen oder Abläufe in Anspruch nehmen. Dazu bieten wir auch Workshops an. Wir vermieten zudem Deko-Material. So muss nicht alles für einen einmaligen Anlass gekauft werden. Es ist aber auch möglich, die gesamte Planung uns zu überlassen. Da müssen Braut und Bräutigam dann wirklich nur noch zur richtigen Zeit am richtigen Ort erscheinen (lacht). Jede Organisation geschieht aber immer in enger Abstimmung mit dem Brautpaar.»

Ihr Angebot ist also eine echte Entlastung für Brautpaare?

«Das ist so. Viele Brautleute delegieren die Verantwortung der Organisation an Familienmitglieder. Das kann für die Betroffenen aber sehr stressig sein, wenn einem eine derart grosse Verantwortung auferlegt wird. Wenn Fachfrauen wie wir das Fest organisieren, können alle ganz entspannt sein. Oftmals mischen sich Familienmitglieder wie zum Beispiel die Schwiegermutter der Braut in die Planung ein, was das Familienverhältnis auf die Probe stellt. Mit dem Engagieren von einem Hochzeitsplaner können sie das vermeiden.»

Was ist das Schöne an Ihrem Beruf?

«Die vielen positiven Emotionen und Freudentränen, zum Beispiel wenn das Brautpaar zum ersten Mal den dekorierten Saal betritt und überwältigt ist. Oder die vielen Komplimente der Hochzeitsgäste über unsere Arbeit sowie die grosse Dankbarkeit, die wir erleben dürfen.»

Was wünschen Sie den Brautpaaren, die sich in diesem Jahr trauen lassen wollen?

«Eine gute Hochzeitsplanerin (lacht). Wir wünschen allen Brautpaaren und Gästen ein wundervolles Fest, das immer in positiver Erinnerung bleiben wird.»

Interview: Nathalie Benelli
26. März 2020, 20:52
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Zivile Trauungen

Gemäss den kantonalen Weisungen sind zivile Trauungen noch erlaubt. Anwesend sein dürfen aber nur ein Zivilstandsbeamter oder eine Zivilstandsbeamtin, das Brautpaar und zwei Trauzeugen. Die Zeremonie findet nur in kurzer Form statt.

Kirchliche Trauungen

Bis am 30. April 2020 sind alle kirchlichen Hochzeiten verboten. Jean-Pierre Brunner, Pfarrer von Naters, erklärt: «Da bei Hochzeiten Generationen gemischt werden und Menschen von unterschiedlichen Orten aufeinandertreffen, wäre das Risiko von Coronavirus-Ansteckungen zu hoch.»

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