Zauberei | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Verzauberte Vierbeiner
Neben den üblichen Zweibeinern warteten auf dieser Etappe gleich mehrere Vierbeiner auf mich. Der zwölfte Streich meiner magischen Tour de Suisse brachte mich nach Uster in den Kanton Zürich und dort warteten in einem Pferdestall gleich mehrere graziöse Stuten darauf, verzaubert zu werden. Selbstverständlich war ich enorm gespannt, ob die Pferde gefallen an der Kunst Harry Potters finden würden oder ob sie das Gezeigte bloss mit einem langen Gesicht quittieren würden.
Auf Distanz
Noch bevor ich loslegte, klärte mich eine passionierte Reiterin aber auf: «Langes Gesicht hin oder her, solange die Ohren gespitzt sind, gefällt’s.» Beruhigt von diesem neu erworbenen Pferdewissen zauberte ich kurz nach fünf los. Und tatsächlich, den Pferden schien es zu gefallen. Kaum hatte ich losgelegt, scharten sie sich um mich und ich musste gar zusehen, dass sie mich vor lauter Neugier nicht dauernd anstupsten. Auf alle Fälle waren die Vierbeiner wesentlich interessierter als die Bauern, die das ganze Schauspiel bevorzugt aus sicherer Distanz beobachteten. Doch was gefiel den Stuten wohl am besten? Waren es die verschwindenden und erscheinenden Münzen oder etwa die Effekte mit den Pferdestricken? Etwas erstaunt war ich dann, als sich herausstellte, dass die Stuten voll auf Kartentricks abfahren. Die Spielkarten hatten die Vierbeiner im wahrsten Sinne des Wortes zum Fressen gern.
So liess ich eine Karte wählen und vom Bauern zu Identifizierungszwecken unterzeichnen. Die Karte wurde zurück ins Kartenspiel gesteckt. Doch kaum hatte sich die unterschriebene Karte unter ihresgleichen eingenistet, verschwand sie aus dem besagten Kartenstapel auch wieder, um nur wenig später in meiner Jackentasche wieder aufzutauchen. Die Stuten nahmen die magische Wanderung mit einer rhythmischen Kopfbewegung zur Kenntnis. Da die meisten Zuschauerinnen Pferde waren und Pferde in Magierkreisen als äusserst verschwiegen gelten, beschloss ich, die Vierbeiner aufzuklären. Die Karte wandert also aus der Hand den Ärmel hoch, durch den Körper durch und hinein in die Tasche. Die Pferde wie auch die Bauern amüsierten sich sichtlich ob dieser einfachen Erklärung, ganz zu glauben schienen mir aber beide nicht. So beschloss ich, die Karte nochmals wandern zu lassen. Ich legte die Karte zurück ins Kartenspiel und liess sie, zum Erstaunen aller anwesenden Lebewesen, wieder in die Tasche wandern. Total dem Zauberrausch verfallen, wagte ich einen dritten Versuch. Dieses Mal fixierte die eine Hälfte der Zuschauer die Karte und die andere Hälfte liess die Tasche nicht aus den Augen.
Kritische Reiterin
Klar, dass diese Umstände höchste magische Konzentration und Präzision voraussetzten. Die unterschriebene Karte war also zweifelsfrei im Kartenstapel, von wo aus ich sie in die Tasche zu zaubern gedachte. Eine magische Bewegung und schon verschwand die Karte scheinbar aus dem Stapel. Eine kritische Reiterin wollte sich aber doch selber überzeugen und griff kurzum in meine Tasche. Und siehe da, da war eine Karte. Doch zu meinem Erstaunen, zur Freude der Zuschauer und zum Schrecken der Stuten war es die falsche. Wir beschlossen also, nochmals in die Jackentasche zu schauen. 51 Karten hatten den Weg in die Tasche gefunden und bloss eine einzige, die unterschriebene Karte, war noch in der Hand geblieben. Die Bauern und Reiterin quittierten das magische Wunder mit Applaus, die Stuten verdankten das Geschehen mit spitzen Ohren.
Die dreizehnte Etappe bringt mich in den Kanton Schwyz. Schauplatz ist eine Skihütte an der Rigi. In der Hoffnung, dass die Magiebegeisterten auch in der Hütte die Ohren spitzen und die Münder weit öffnen werden, verleibe ich mit magischen Grüssen.
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