Verkehr | Update: Vereinzelte Anwohner in Zermatt sollen Häuser nicht verlassen
Shuttle-Flüge zwischen Zermatt und Stalden wieder eingestellt
Wegen sehr grosser Lawinengefahr im ganzen Wallis sind verschiedene Strassen geschlossen und Zugverbindungen eingestellt. Das Saastal, das Lötschental, Zermatt und Leukerbad sind nach wie vor nicht erreichbar.
Die aussergewöhnlichen Schneefälle führten zu Stromunterbrüchen im EnBAG-Versorgungsgebiet, wie die Firma mitteilt. Die EnBAG-Monteure konnten die Stromversorgung von Bellwald zwischenzeitlich wieder herstellen. Die Weiler Bodma und Egga sowie die Wasenalp sind weiterhin von der Stromversorgung unterbrochen. Alle übrigen Störungen konnten von den EnBAG-Monteuren behoben werden. Die Wiederherstellungsarbeiten in den betroffenen Gebieten können erst nach der Aufhebung der Strassensperrungen erfolgen.
Bereits seit dem 5. Januar ist die Zufahrtsstrasse nach Zeneggen geschlossen. Das Dorf war seitdem über die Strasse via Bürchen und Hellela erreichbar. Diese Umfahrung musste am Montagmorgen um 10 Uhr gesperrt werden. Grund dafür sind laut Auskunft des zuständigen Strassenmeisters Martin Sarbach Holzfällerarbeiten, die wegen des schweren Schnees durchgeführt werden müssen. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass Bäume niedergerissen werden. Ab 16 Uhr dürfte die Strecke wieder offen sein.
Schnee sorgt im Goms für Stromausfälle
Am Montagmorgen um 5:30 Uhr, 6:15 Uhr und 9.00 Uhr kam es im Goms zu kurzen Störungen auf dem 65-kV-Netz der Valgrid. Grund für diese Störungen und den damit verbundenen Stromausfällen sind die starken Schneefälle der vergangenen Tagen. Aufgrund der aussergewöhnlichen Wetterverhältnisse und der vorhergesagten weiteren Schneefälle können zusätzliche Störungen in den nächsten Zeit nicht ausgeschlossen werden.
Das Detektionssystem für Lawinen (IDA) schlägt laut Raphael Imseng, Sprecher der Region Goms, seit Sonntagabend im Halbstundentakt Alarm. «Visuell konnten bis jetzt noch keine Lawinen beobachtet werden, allerdings lässt sich anhand des IDA-Systems sagen, dass es bereit mehrere Abgänge gegeben hat.» Über die grössen der Lawinen lässt sich allerdings nur spekulieren. «Wenn es das Wetter zulässt, werden wir am Dienstag einen Reko-Flug über das Gebiet machen um allenfalls nötige Lawinensprengungen planen zu können.»
Strassen ins Bäderdorf voraussichtlich bis Dienstag gesperrt
Momentan liegen in Leukerbad gemäss Riggi Grichting, Chef der Lawinenkommission Leukerbad, 180 cm Schnee. «Bei der Messstation im Trubelboden auf 2400 m wurden am Montagmorgen 380 cm Schnee gemessen.» Trotz der grossen Schneemengen, erklärt Grichting weiter, bestehe für die Bevölkerung im Dorf keine Gefahr. «Mithilfe der fix installierten Lawinensprenganlagen in der Region konnten täglich Lawinensprengungen durchgeführt werden.» Allerdings lasse sich derzeit noch schwer einschätzen, wie viel Schnee durch die Sprengungen abgegangen sei.
Die Zufahrtsstrassen nach Leukerbad – sowohl via Inden wie auch via Albinen – seien am Sonntag aufgrund der grossen Lawinengefahr aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Bis am Montagnachmittag sei es entlang der Strecken wohl zu einigen Lawinenabgängen gekommen, erklärt Grichting weiter, «allerdings sind die Schneemassen nicht bis auf die Strasse gelangt.»
Bis am Dienstag ist Leukerbad auf den Zufahrtsstrassen nicht zu erreichen. «Wenn es die Witterungsverhältnisse am Dienstag zulassen, sind Reko-Flüge und allenfalls weitere Sicherheitssprengungen geplant. In der Folge wird am Dienstagmittag über eine allfällige Öffnung der Zufahrtsstrassen entschieden», informiert Grichting. Allenfalls müssten während dieser Zeit Personen vorsichtshalber evakuiert werden.
Simplonpass für alle Fahrzeuge gesperrt
Der Simplonpass ist, nachdem er am Sonntagabend geöffnet wurde, erneut für alle Fahrzeuge in beide Richtungen gesperrt und wird heute mit Sicherheit nicht mehr aufgehen, gibt Silvan Zenklusen, Chef des Lawinenwarndienstes Simplon Süd, Auskunft. Bei den grossen Neuschneemengen und den anhaltenden Niederschlägen sei es zu mehreren Lawinenabgängen gekommen. «Besonders auch an Stellen, an denen schon lange keine Lawinen mehr niedergegangen sind», so Zenklusen. Sicherheitssprengungen sind derzeit keine möglich: Ohne fixe Sprenginstallationen ist man im Simplongebiet für Sprengungen auf den Helikopter angewiesen, der bei den gegenwärtigen Witterungsbedingungen nicht fliegen kann.
Auf 2000 Meter sind ganze 2.23 Meter Neuschnee gefallen. Die Schneehöhe auf dem Pass beträgt nach Messungen des Lawinenwarndienstes zurzeit 2.15 Meter. In Simplondorf hingegen sind es aufgrund der Regenfälle bloss noch 90 Zentimeter. Die starken Niederschläge auf der Südseite sollen gemäss Prognosen durch sein, so Zenklusen: «Und sobald es aufhört zu regnen, beruhigt sich die Lage für gewöhnlich bereits innerhalb von zwei bis drei Stunden.» Wann die Strasse wieder aufgehe, lasse sich aktuell jedoch nicht voraussagen. «Der Strassenabschnitt zwischen Simplon Dorf und Gondo ist aber für den Verkehr offen», betont Zenklusen.
Die Strasse zwischen Mehlbaum und Blatten bei Naters hingegen ist nach Sicherheitssprengungen seit 7 Uhr wieder befahrbar, wie der Gemeindeführungsstab Naters informiert. Auch der Strassenabschnitt auf der Belalp zwischen dem Aletschbord und der Gondelbahn ist für Fussgänger und Skifahrer wieder offen. Die Talabfahrt allerdings bleibt geschlossen. Die Lage wird gemäss Krisenstabsprecher Marco Decurtins laufend neu beurteilt.
Die MGBahn stellte kurz vor 10.00 Uhr den Zugverkehr zwischen Fiesch und Niederwald ein. Grund dafür ist die Lawinengefahr, es verkehren Ersatzbusse.
Abflugnummern für Heli-Shuttles
Nach wie vor von der Aussenwelt abgeschnitten sind das Saas- und Lötschental, Leukerbad sowie Zermatt. Auch der Verkehr auf dem Schienennetz der MGBahn zwischen Täsch und Zermatt wurde am Sonntag eingestellt. Der Streckenunterbruch soll gemäss Mitteilung bis mindestens am Montagabend bis Betriebsschluss bestehen bleiben. Ferner ist im Mattertal auch der Bahnverkehr zwischen Visp und Täsch wegen eines Felssturzes bei Kalpetran unterbrochen. Bis am Montagabend verkehren Bahnersatzbusse. Auch die Gornergrat Bahn verkehrt bis auf weiteres nicht.
Wie die Gemeinde Zermatt informiert sind sämtliche Winterwanderwege geschlossen. Auch das Skigebiet bleibt aus Sicherheitsgründen den ganzen Tag über geschlossen. Die Strasse Furi-Zermatt bleibt voraussichtlich bis Mittwoch gesperrt. Abgesperrte Zonen im Dorf seien nicht zu betreten. Die rote Linie (Winkelmatten) bleibt bis auf weiteres eingestellt. Die grüne Linie (Skibus) fährt, aber stark reduziert. Eltern werden gebeten, Kinder nicht unbeaufsichtigt im Schnee spielen zu lassen. Aufgrund der grossen Schneemassen, können diese schnell die Orientierung verlieren, was zu gefährlichen Unfällen führen kann.
Reko-Flüge konnten im Mattertal bisher noch nicht durchgeführt werden, wie Lawinenverantwortlicher Bruno Jelk auf Anfrage erklärt. Man habe allerdings eine enorm grosse Lawinenaktivität feststellen können. Ein Kegel von rund 20 Metern sei bei Zermatt im Bachbett und teils auf der Strasse zu stehen gekommen. Auch die Blattbach-Lawine bei St. Niklaus sei sehr gross ausgefallen.
Kurz nach 14 Uhr konnten die Heli-Shuttles ihren Betrieb aufnehmen. Um lange Wartezeiten für Gäste zu vermeiden, verteilte Zermatt Tourismus Abflugnummern. Wegen der geschlossenen Strasse zwischen Täsch und Herbriggen verkehrten die Flüge zwischen Zermatt und Stalden. Um 15.40 Uhr schliesslich wurden die Heli-Shuttles aufgrund der veränderten Wetterbedingungen und der Eindämmerung eingestellt.
Blaue Zone in Zermatt gefährdet
Aufgrund der erhöhten Lawinengefahr werden Personen, die in der blauen Gefahrenzone von Zermatt wohnhaft sind, gebeten, die Gebäude nicht zu verlassen. Die Gefahrenzone umfasst Teile der Quartiere Tuftra, Schluematte/Zen Stecken, Spiss und z'Lehnisch. Betroffen sind 69 Gebäude. Die Bewohner werden gebeten, lose Gegenstände von drausssen wegzuräumen, sich wenn möglich nicht im Freien aufhalten und Fensterläden zu schliessen. Die Gefahr gilt bis auf Weiteres.
Lawinenniedergang in Randa
Am Montagmorgen ist in Randa ein weitere Lawine vom Bisgletscher niedergegangen. Bereits am späten Samstagabend kam es zu einer Staublawine. Wegen eines möglichen Gletscherabbruchs können Lawinen beim Bisgletscher auf 3000 Meter nicht künstlich ausgelöst werden.
Weitere Sperrungen
Überdies sind im Oberwallis die Strecken Stalden-St.Niklaus, Herbriggen-Täsch, Fürgangen-Bellwald, Steg-Niedergesteln, Leuk-Inden, Törbel - Embd, Binn - Imfeld sowie Embd - Derfji, Feschel - Erschmatt ab dem Abschnitt Feschelwald, Erschmatt - Jeizinen, Mörel - Bister, Grengiols - Viertel und Bister - Grengiols jeweils in beide Richtungen gesperrt. Der Abschnitt Abzweigung Eischoll - Unterems auf der Strecke Turtmann - Unterems - Oberems, der Abschnitt Abzweigung Tuminen - Kreuzweg - Verbindungsstrasse Eischoll auf der Strasse Tuminen - Ergisch sowie der Abschnitt Abzweigung Verbindungsstrasse Eischoll - Ergisch - Eingangs Eischoll auf der Strecke Turtmann - Eischoll - Unterbäch sind ebenfalls wegen Lawinengefahr gesperrt.
Nach wie vor gesperrt bleibt auch die Strasse zwischen Niederwald und Oberwald im Goms sowie der Autoverlad Furka in Oberwald. Seit Sonntagnachmittag ist auch der Autoverlad Lötschberg eingestellt.
MGBahn setzt auf Bahnersatzbusse
Die MGBahn stellt den Bahnverkehr auf der Strecke St.Niklaus-Täsch ein. Die Strasse ist ebenfalls gesperrt wegen Lawinengefahr. Es gibt Bahnersatzbusse zwischen Visp-Stalden. Derzeit fahren die Züge lediglich auf der Strecke St.Niklaus-Fiesch. Viele Streckenabschnitte werden mit Bahnersatzbussen überbrückt.
Mehr zur aktuellen Verkehrslage im Oberwallis finden Sie hier.
Kritische Lawinensituation im ganzen Wallis
Mit ergiebigem Neuschnee und Erwärmung herrscht im Wallis gemäss aktuellem Lawinenbulletin des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) nach wie vor verbreitet sehr grosse Lawinengefahr. Die Gefahrenstellen liegen an allen Expositionen oberhalb von rund 2000 m.
Neu- und Triebschnee sind störanfällig, weswegen viele spontane Lawinen zu erwarten sind. Diese können in tiefen Schichten anreissen, sehr gross werden und sehr weit vorstossen. An allen Expositionen unterhalb von rund 2200 m sind mit Regen auch nasse Lawinen sowie Gleitschneelawinen zu erwarten, welche recht gross werden können. Auf Schneesport abseits geöffneter Abfahrten und Routen ist dringend zu verzichten.
Niederschläge enden am Dienstag
In der Nacht auf Montag haben sich die Niederschläge erneut intensiviert und waren anhaltend und ergiebig. Von Sonntag- bis Montagabend fallen gemäss SLF im westlichen Unterwallis, im nördlichen Wallis sowie am Alpennordhang oberhalb von 2000 m rund 80 bis 120 cm Neuschnee. In den übrigen Gebieten des Wallis werden 60 bis 80 cm Neuschnee erwartet. Die Temperaturen auf 2000 m liegen zwischen 0 Grad im Norden und -2 Grad im Süden. Es weht ein starker bis stürmischer Wind aus West bis Nordwest.
In der Nacht auf Dienstag fällt verbreitet noch etwas Schnee oberhalb von rund 1400 m, am meisten am zentralen und östlichen Alpennordhang. Am Dienstagmorgen sollen die Schneefälle im Tagesverlauf enden, von Westen her wird es teils sonnig. In der Höhe bläst ein starker Nordwind. Die Gefahr von spontanen Lawinen nimmt am Dienstag im Tagesverlauf ab. Für Schneesport abseits der Pisten bleibt die Situation aber sehr kritisch. Am Mittwoch ist es in den Bergen meist sonnig.
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