52/26 | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Verbotene Glücksspiele
Die 15. Etappe meiner Tour hat mich nun endlich ins Tal der 13 Sterne gelotst. Der langersehnte magische Abstecher in die Heimat hat mich nach Bürchen in die Sicherheit eines Luftschutzkellers geführt. Da die Bauvorschriften für private Bunker erst im Jahr 2012 gelockert wurden, verfügen viele Privathäuser über ein solches Schmuckstück. Gott sei Dank, so mag sich manche Schweizerin denken, ist die Fremdnutzung dieser privaten Sicherheitsbauten ausdrücklich erlaubt: Auf diese Weise sind die mit viel Liebe hausgemachten Konfitüren und Sirups sicher vor jeglichen Luftangriffen.
Nicht so im Bunker von Dario Zenhäusern: Beim äusserst vielseitigen und lebenserfahrenen jungen Mann mussten die Einmachgläser einem schicken Partyraum weichen. Anstelle von Selbstgemachtem finden sich hier das eine oder andere Guinness und ein paar weitere hochprozentige Spezialitäten in den Regalen. Nebst ein paar gemütlichen Sitzgelegenheiten verfügt der Raum über eine moderne Soundanlage und ein eher ausgefallenes Lichtkonzept: Es deckt die gesamte Palette ab von Grossmutters Lampe bis zur mehrfarbigen Halogen-Leuchte.
Hinter diesen dicken Mauern fühlte ich mich sicher genug, um das «Kümmelblättchen»–ein berühmt-berüchtigtes Falschspiel–auf den Tisch zu bringen. Der Begriff «Kümmelblättchen» oder «Rot gewinnt», wie das Spiel auch genannt wird, mag einige Leser an den 50-Euro-Schein erinnern, der ihnen beim Falschspiel in den Ferien abgenommen wurde. An dieser Stelle darf ich verraten, dass es bei diesen Spielen keine Gewinnchance gibt. Ganz unabhängig davon, wie genau man hinschaut.
Die Bezeichnung des Spieles wird übrigens nicht vom Gewürz Kümmel abgeleitet, sondern von «Gimel», dem dritten Buchstaben des hebräischen Alphabets, der gleichbedeutend mit der Zahl drei ist. Der Name bedeutet also «Dreiblatt». Diese Art des Glücksspiels figuriert auf der Liste der verbotenen Spiele. Da ich in Bürchen aber bereits eingebunkert war, nahm ich die Gesetzesübertretung in Kauf. Dicker würden wohl auch die Wände im Knast nicht sein–wohl aber müsste ich dort auf das Guinness verzichten.
Ich schickte mich also an, zwei schwarze und eine rote Karte aus der Hosentasche zu ziehen. Die rote Karte befand sich sichtbar zwischen den beiden schwarzen Karten. Doch als ein genauer Beobachter die Karte lokalisieren wollte, verschwand diese aus der Mitte–obwohl ich sie nicht einmal berührt hatte. Ich beschloss, die Sache für meine Bunkergenossen einfacher zu machen, legte eine schwarze Karte zur Seite und markierte die rote Karte gut sichtbar mit einer Büroklammer. Doch auch aus dieser scheinbar sicheren Umklammerung löste sich die rote Karte mühelos. Zu guter Letzt riss ich der roten Karte eine Ecke ab. Auf dem Tisch lagen nun also zwei schwarze, intakte Karten und eine rote Karte, der eine Ecke fehlte. Die rote Karte war nun zweifelsfrei identifizierbar. Doch auch hier geschah das Unmögliche: Als ein verblüffter Zuschauer die Karte drehen wollte, fehlte plötzlich einer der schwarzen Karten eine Ecke und die rote Spielkarte war wieder intakt.
Auf der nächsten Etappe wartet nun der mit Sicherheit heisseste Zwischenstopp auf mich: Im Kanton Solothurn zaubere ich in einer Sauna – garantiert ohne Ärmel und doppeltem Boden. In der Hoffnung, dass es sich auch mit ein paar Schweissperlen gut zaubern lässt, verbleibe ich mit magischen Grüssen.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar