Hörnlihütte | Abwasser-Strategie bereinigt
Verbessertes Wasserkonzept am Matterhorn
Während rund zwei Jahren wurde die Hörnlihütte saniert. Im Zentrum stand dabei mitunter die Wasserversorgung des Berghauses. Der Betrieb des Gebäudes kann sich heute weitestgehend selbst mit Wasser versorgen.
Neben architektonischen Neuerungen konnten durch den Umbau der Hörnlihütte auch ökologische Vorteile umgesetzt werden, wie etwa die Verbesserung der Energiebilanz und des Abwasserkonzepts. Letzteres sowie die Konzeption von Zu- und Abwasser lag in der Verantwortung von Pascal Zenhäusern, Bereichsleiter Planung Gebäudetechnik bei Lauber Iwisa. Der Auftrag an den Planer war, die Hüttenromantik zu bewahren, ohne dass die Umwelt übermässig belastet wird. Dazu habe es zwar Technik am Berg gebraucht, jedoch nur so viel wie nötig, erklärt Zenhäusern.
Ganzjährige Wasserversorgung garantiert
In der Umgebung der Hörnlihütte ist keine ganzjährig nutzbare Quelle verfügbar. Vor dem Umbau wurde das Wasser mühsam an drei Stellen am Matterhorn gefasst: Direkt am Einstieg zum Matterhorn, nördlich des Einstiegs sowie nördlich am Matterhorngletscher auf 3100 m ü. M. Projektleiter Pascal Zenhäusern erklärt: «Um sowohl die Wassersammlung und –versorgung zu optimieren und grundlegend sicherzustellen wurden vorab verschiedene Varianten geprüft. Aber die Möglichkeit das Wasser im weit entfernten Schwarz- oder Theodulsee zu fassen und anschliessend hinauf in die Hütte zu pumpen, stellten sich aus verschiedenen Gründen als nicht realisierbar heraus.»
Neue Fassung und Zuleitung von Süden
Heute wird das Wasser nur noch im Süden, unterhalb der Hörnlihütte gefasst. Dort befindet sich auf rund 3030 m ü. M. ein Gletscher, dessen Schmelzwasser sich in einem natürlichen See sammelt. Ein Vorteil: durch die Sonneneinstrahlung dauert die Schmelzphase in diesem Gebiet wesentlich länger an, als etwa im Norden, wo die Wasserzufuhr durch Temperaturstürze abrupt stoppen könnte.
«Nach genauer Beobachtung des Schmelzwassersees wurde an diesem Standort in einer steinigen Halde schliesslich ein Wassertank mit 180'000 Liter Fassungsvermögen unterirdisch eingesetzt, welcher das Schmelzwasser speichert», erklärt Zenhäusern das Konzept. Die Kapazität des Speichers deckt den Wasserbedarf für einen Monat bei Vollbetrieb. Damit könne die Wasserversorgung der Hütte auch nach der Schneeschmelze sichergestellt werden. Im vergangenen Herbst sei der Tank ein erstes Mal in Betrieb genommen worden. Zenhäusern zeigte sich damals erstaunt, dass der Speicher innerhalb von drei Stunden vollständig befüllt war.
Keine Trinkwasserqualität
Aus dem Sammeltank wird das Wasser nun über eine Freileitung zur Hörnlihütte auf 3260 m ü. M. in acht weitere Tanks gepumpt, die sich im Untergeschoss des Gebäudes befinden und mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 40'000 Liter den Wasservorrat für eine Woche garantieren. Bevor das Wasser über die Wochentanks in das Verteilersystem der Hörnlihütte eingespiesen wird und dem Betrieb als Warm- oder Kaltwasser primär zum Kochen und für die Körperhygiene zur Verfügung steht, wird es vorab gefiltert und entkeimt. Dennoch darf das so aufbereitete Wasser nicht als Trinkwasser deklariert werden. «Der technische und finanzielle Aufwand wäre immens gewesen, hätte man Trinkwasserqualität anbieten wollen – obschon es sich ja eigentlich um pures Gletscherwasser handelt», so Zenhäusern.
Tagestank als Reserve
Zusätzlich wurde im Dachgeschoss ein Tagestank mit einem Volumen von 2000 Liter eingebaut. Zenhäusern dazu: «Bei Stromausfall kann der Tagestank unter dem Dach aus dem Wochentank mit einer Pumpe, welche durch ein Notstromagregat betrieben werden kann, befüllt werden. Damit wird gewährleistet, dass die Toilettenanlagen sowie die Küche im Notfall mit Kaltwasser versorgt werden.»
Mit dem neuen Abwasserkonzept wird das Wasser nun nicht nur gereinigt, sondern kann auch mehrfach genutzt werden. Das Abwasser von Duschen, Waschtischen und Küche wird nun gereinigt, und als Grauwasser für die Toilettenspülung wieder verwendet. Ein Separator trennt das fäkalienhaltige Abwasser der Toiletten nach flüssigen und festen Bestandteilen. Die ungereinigten Feststoffe werden in Gebinden gesammelt, welche mittels Helikopter auf dem Rückweg der Versorgungsflüge von der Hütte ins Tal zur Reinigung überführt werden. Der Urin wird, zusammen mit dem gereinigten Grauwasser, unterhalb des eingegrabenen Speichertanks, der Umwelt zugeführt.
Straffes Einsatzprogramm
Die gesamte Anlage, so wie in der Hörnlihütte umgesetzt, ist einmalig. «Es musste unter anderem ein Augenmerk auf jene Komponenten der Anlage gerichtet werden, die aufgrund des Standorts grosser Belastungen ausgesetzt sind.» Auch waren die Anforderungen an die Installateure vor Ort gross. «Die Monteure wohnten während der ganzen Woche in der Hörnlihütte und arbeiteten bis zu zwölf Stunden am Tag», erklärt Zenhäusern.
pan
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