Rhonekorrektion | Modell der Gamsamündung simuliert Visper Hochwasserschutz
Überflutetes Modell liefert Daten
Der Hochwasserschutz im Raum Visp geht in die nächste Runde. In den kommenden Monaten wird anhand eines Modells der Bereich der Gamsamündung im Detail untersucht.
«Das geplante Modell soll weitere Aufschlüsse zum obersten Bereich des Rhoneprojekts im Raum Visp liefern», erklärt Daniel Hersberger auf Anfrage. Hersberger ist seit 13 Jahren Projektverantwortlicher der Rhonekorrektion im Oberwallis. «Das Kernstück dieses Abschnitts ist der Entlastungsbereich gegenüber der Gamsamündung.» Die geplante Entlastung mit einem überströmbaren Damm in Richtung Brigerbad soll als Dosierstrecke dienen, die sicherstellt, dass bei einem Jahrtausendhochwasser nicht zu grosse Wassermassen weiterfliessen und die folgenden Dämme in Visp bedrohen. «Die Hochwasserentlastung funktioniert wie ein Drehzahlbegrenzer eines Motors und stellt sicher, dass dieser nicht durch zu hohe Drehzahlen beschädigt wird.» Die Aufweitung gegenüber der Gamsamündung dient primär dem Hochwasserschutz, kann aber bei normalem Wasserstand zugleich auch als Naherholungsgebiet genutzt werden.
«Da der Bereich eine relativ komplexe Geometrie aufweist, erfolgen die Berechnungen in zwei Phasen. Nach den theoretischen Berechnungen werden die ermittelten Werte in einem weiteren Schritt mit einem physikalischen Modell verfeinert.» Deshalb soll ein Modell den rund einen Kilometer langen Flusslauf zwischen der Gamsa und der blauen Brücke nach Brigerbad detailgetreu nachbilden und Antworten auf Fragen zu Erodierung, Geschiebeführung, Geschwindigkeit und Funktion der Entlastung liefern. «Dank des Modells können Situationen simuliert werden, die ansonsten nicht testbar wären», betont Hersberger. Beim Modell sollen auch das Sohlenmaterial, der Sand und Kies nicht fehlen und nach Erstellung der Unterlage aus Mörtel und entsprechenden Querprofilen eingefüllt werden.
Nicht die erste Untersuchung
Die Modelluntersuchung ist nicht die erste Simulation, die in dieser Form zur Rhone im Raum Visp durchgeführt wird. Bereits 2006 sind der Bereich der Einmündung der Vispa sowie die folgenden zwei Kilometer flussabwärts im Grössenverhältnis von 1:50 nachgestellt worden. Damals stand den Projektverantwortlichen der ETH Lausanne ein Gewächshaus im Landwirtschaftlichen Zentrum in Visp zur Verfügung. Welches Wasserbaulabor das zweite Modell nun erstellen wird, steht noch nicht fest - die Ausschreibung läuft bis zum 21. Mai. «Da das Gewächshaus im Landwirtschaftlichen Zentrum nicht mehr zur Verfügung steht, wird der Modellversuch diesmal am Standort des entsprechenden Labors erfolgen.»
Die Erstellung des Modells nimmt erfahrungsgemäss einen Zeitraum von rund drei Monaten in Anspruch, während die Untersuchungen selbst weitere sechs Monate andauern werden. Bis Mitte des nächsten Jahres sollen die Resultate vorliegen. Die Kosten sind laut Hersberger derzeit noch nicht im Detail abschätzbar, werden jedoch wie beim ersten Modell wiederum bei mehreren hunderttausend Franken liegen. Eine Investition, die sich lohne. «Durch Optimierungen der baulichen Massnahmen und insbesondere der Ufersicherung kann das investierte Geld wieder gutgemacht werden.» Man habe im Anschluss zudem die Gewissheit, dass die geplanten Massnahmen auch tatsächlich den angestrebten Schutz erbringen.
Herausforderung Visp
«Mit dem zweiten Modell ist der Untersuchungsbedarf durch Modellversuche für den Hochwasserschutz in Visp abgedeckt.» Es sei aber durchaus möglich, dass für andere Massnahmen der Rhonekorrektion ebenfalls Modellversuche angefertigt werden müssen. Der Flussbau weist ein Zusammenspiel von vielen Spezialfällen wie beispielsweise Zuflüsse, Aufweitungen oder Flusskrümmungen auf, die individuell berechnet werden können. «Das Zusammenspiel der verschiedenen Teilaspekte macht jedoch die Prüfung der gesamten Anordnung mit einem physikalischen Modell notwendig», so Hersberger. Eine Besonderheit im Raum Visp seien zudem die engen Platzverhältnisse, da alles relativ nahe beieinander liege und gerade im Bereich der Lonza keine Alternativen möglich seien. Aufgrund des Chemiewerks habe schliesslich auch das Schutzziel östlich der Lonza höher festgelegt werden müssen – die Rhone soll hier künftig einem Jahrtausendhochwasser standhalten.
«Heute steht die Baustelle in Visp mangels Budget still. Sofern die finanziellen Mittel gesprochen werden, sollen die Arbeiten ab Herbst wieder aufgenommen werden. Auf dem Programm stehen dann die Aufweitung der Rhone zwischen Eyholz und Brigerbad sowie die Fortführung der Massnahmen im Raum Baltschieder. «Ob genügend Geld zur Verfügung steht, wird die Abstimmung zur Finanzierung der Rhonekorrektion im Juni zeigen.» Im Moment verfüge man in Visp über ein Budget von rund einer Million im Jahr, was nicht ausreiche, um die Arbeiten weiterführen zu können. «Um die geplanten Massnahmen umsetzen zu können, braucht es in den nächsten fünf Jahren zirka 20 Millionen Franken pro Jahr.» Läuft auch finanziell alles nach Plan, kann die Rhonekorrektion in Visp bis zum Jahr 2020 abgeschlossen werden.
pmo
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