Asylwesen | Pläne für Bundesasylzentrum stossen auf breite Ablehnung
«Turtmann bekommt ein solches Zentrum viel stärker zu spüren»

Blick auf Turtmann: Bald Standort eines Bundesasyslzentrum?
Foto: 1815.ch
Die mögliche Einrichtung eines Bundesasylzentrums stösst in Turtmann auf heftigen Widerstand. Laut SVPO-Fraktionschef Michael Graber ist das Dorf als Standort völlig ungeeignet.
Am Montag berichtete «1815.ch», dass Turtmann als Standort für die Einrichtung eines Bundesasylzentrums für die Westschweiz zur Diskussion steht. Gemeindepräsident Christian Jäger bestätigte entsprechende Gespräche mit Kanton und Bund. Der zuständige Staatsrat Oskar Freysinger hingegen wollte sich auf Anfrage nicht konkret äussern. Die Verhandlungen seien in einer sensiblen Phase. «Wenn ich jetzt Namen nenne, ist die Hölle los, was letztlich zum Nachteil der Interessen des Staates ist», liess er durchblicken.
Gemeinde den Rücken stärken
«Das Vorhaben ist schon ziemlich konkret», erklärt nun aber SVPO-Fraktionschef Michael Graber auf Anfrage. «Am Donnerstagabend wird ein weiteres Gespräch zwischen Gemeinderat, Kanton und Bund stattfinden», weiss er. «Dem Bund scheint Turtmann als Standort sympathisch zu sein.» Der gebürtige Turtmänner setzt sich aktiv gegen die Pläne für ein Zentrum ein. Er gründete deshalb am Dienstag die Facebook-Gruppe «Nein zu einem Bundesasylzentrum in Turtmann», die einen Tag später bereits gegen 3'000 Mitglieder zählte.
«Es geht im Wesentlichen darum, der Gemeinde den Rücken zu stärken und den Widerstand innerhalb in der Bevölkerung aufzuzeigen», betont Graber. Im Dorf spüre man quer durch die ganze Bevölkerung und alle Parteien Ablehnung gegen ein Bundesasylzentrum. «Wenn der Widerstand von Anfang an sichtbar ist, kann man eventuell eher noch etwas bewirken.» Graber will nun die Resultate der bevorstehenden Sitzung abwarten, bevor er weitere mögliche Aktionen ins Auge fasst. Er stehe auch in Kontakt mit Oskar Freysinger.
Nicht als Standort geeignet
Der SVPO-Politiker kritisiert das Vorhaben und betont, dass sich das Dorf Turtmann nicht als Standort für ein Bundesasylzentrum eigne. «Eine kleine Gemeinde bekommt ein solches Zentrum viel stärker zu spüren. Es ist etwas anderes, ob man in einer Stadt mit 20'000 Einwohnern 300 bis 400 Personen aufnimmt oder in einem kleinen Dorf mit ein paar hundert Bewohnern. In einem städtischen Umfeld sind die Auswirkungen viel weniger spürbar.»
«Klar zählen wir zum Wallis und auch zur Westschweiz. Aber die Westschweiz ist schon eher französischsprachig geprägt. Und dass man ein solches Zentrum dann auch noch in einem völlig atypischen Ort der Westschweiz einrichten will, ist schon speziell.» Graber weist weiter auf das bereits bestehende Bundesasylzentrum in Thun hin. «Das ist schon relativ nahe am Oberwallis. Man kann deshalb sagen, dass wir bereits im Einzugsgebiet eines solchen Zentrums leben.»
Suche im Wallis
Anfang Woche war bekannt geworden, dass sich der Bund und die Westschweizer Kantone über die Standorte von drei Bundesasylzentren geeignet haben. In Boudry im Kanton Neuenburg soll das Verfahrenszentrum der Region Westschweiz eingerichtet werden, mit maximal 480 Plätzen. Ein Ausreisezentrum mit je 250 Plätzen erhalten zudem Giffers im Kanton Freiburg und Grand-Saconnex im Kanton Genf. Ein drittes Ausreisezentrum sowie eine als strategische Reserve dienende Anlage sollen in den Kantonen Waadt und Wallis geschaffen werden. Die genauen Standorte werden derzeit diskutiert, darunter auch Turtmann, wo der Bund über Einrichtungen verfügt.
pmo
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Kommentare
Alex - ↑9↓3
Macht doch endlich die Augen auf. Denkt mal anders. Nicht immer nur ans Geld und so. Es wäre besser wenn der Bund und Kanton zuerst für die eigenen Leute richtig schauen würde. Wenn ihr in ein solches Land flüchtet, von dort wo dies Flüchtlinge kommen, werdet ihr sicher auch nicht mit offenen Armen aufgenommen. Oder wenn ihr in einigen Ländern etwas klaut oder mit Drogen zu tun habt wird euch auch die Hand abgehackt oder ihr bekommt lebenslänglich oder am schlimmsten die Todesstrafe
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margrit - ↑1↓7
Warum setzen Sie Asylsuchende automatisch mit Drogenabhängigen/Dealern oder Dieben gleich? Und woher kommt plötzlich dieser Hilfeschrei "helft zuerst den eigenen Leuten"? Bis vor Kurzem galten die Ärmsten Schweizer/innen als Feindbilder (etwa der SVP). Immer hübsch nach unten treten... Schon speziell.
Und diese "Die würden uns auch nicht mit offenen Armen empfangen"-Haltung ist einfach nur erbärmlich. Seien wir doch froh, dass wir in einem stabilen Land leben, vergessen wir die Menschlichkeit nicht und helfen, wo wir können. Diesen "Futterneid" verstehe ich nicht.
Übrigens ist es beinahe unmöglich als Schweizer durch die Maschen unserer Sozialsysteme zu fallen. Nur so am Rande.
realischt - ↑10↓3
200m unterhalb des geplanten Zentrums ist der Schiessstand der sehr viel benutzt wird.Was werden die Kriegsgeplagten jungen kräftigen Männer wohl denken wenn die Schiesserei los geht? Vielleicht könnte man ihnen ja Schiessuntericht erteilen. So wären sie sicher nachher bereit ihr Heimatland zu verteidigen wenn sie denn mal nach Hause gehen würden. Oder wird das Schiessen verboten um diese armen jungen kräftigen verfolgten Männer nicht noch mehr zu traumatisieren wenn sie in der warmen Baracke herumliegen und sich erholen von dem ganzen Stress vom Ausgang......
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margrit - ↑1↓8
Besuchen Sie bitte mal ein Emfangszentrum für Asylsuchende, sehen Sie sich die Zustände dort an und sprechen Sie mit den anwesenden Leuten, bevor Sie solche hirnrissigen Kommentare posten. Vielen Dank.
Es schadet nicht, sich zu informieren. Und wenn möglich, bitte nicht (ausschliesslich) am Stammtisch, im Blick oder auf 20 Minuten.
Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, mit welchem Unwissen, welcher Ignoranz und auch mit welcher Angst, die Debatte um Asylsuchende geführt wird. Das scheint doch ein wichtiges Thema für viele Einheimische zu sein. Warum also sich nicht richtig darüber informieren? Komisch.
christian - ↑9↓11
die angst vor dem fremden und die behauptungen, dass die flüchtlinge uns das geld wegnehmen sind lächerlich... das bisschen was uns das kostet ist nichts, im vergleich zu den steuergeschenken die svp und fdp für grosse unternehmen immer wider durchboxen. wenn man sich ein bisschen breiter informieren würde, und nicht nur wahlplakate und blickschlagzeilen liest bestünde die möglichkeit sich rational über so ein thema zu unterhalten. und nicht immer von diffusen ängsten geleitete emotionale ausbrüche als disskusion zu bezeichnen.
wie war es denn in turtmann, die jahrzehnte in denen das militär da war, war es gut vom bund zu profitieren...? die walliser die immer gegen die armee stimmen...;)
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michael - ↑10↓4
los Leute!, lasst uns tanzen,
auf zum Niveaulimbo....
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Klara Zenruffinen - ↑16↓27
Anstelle sich zu freuen über neue Arbeitsplätze und Mehreinnahmen für die Gemeinde, machen die frustrierten Hetzer jetzt mobil gegen das Zentrum. Unverständlich.
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Mage co - ↑9↓5
Aber das die Mehreinnahmen aus unseren Steuern bezahlt werden und die Steuerlast steigt, haben sie wohl nicht bedacht.
Seppt - ↑15↓16
Tja Leute, solange Asylsuchende "nur" in Visp einquartiert waren hats euch alle nicht gestört. Jetzt müssen aber auch andere Verantwortung tragen und dann gibts gleich ne Facebookgruppe...
Scheinheilige Gesellschaft nennt man sowas...
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Viége - ↑21↓12
Bei allem Respekt meine liebe Damen und Herren Facebook kann man mit seinen Likes und Freunden nicht wirklich erst nehmen. Für ein bisschen Geld kann man sich Freude und Likes ohne Probleme im Netz kaufen... Aber wie so oft gilt auch hier: Mehr schein als sein!
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schnuggel - ↑14↓41
ist mal wieder typisch wallis.....bloss nix neues zulassen ....tztztztz
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Mage co - ↑16↓6
Zwar habe ich mir noch keine weiteren Gedanken über das Projekt gemacht... Aber ein Bundesasylzentrum als "bloss nix neues zulassen" abzuspeisen ist doch etwas lapidar und gar sehr flach dahergesagt bei den Vorkommnissen in ganz Europa. Panik ist der falsche Weg aber etwas neues nur "des Neuen" willens zu machen ist kein Argument! Zudem sind Asylunterkünfte im Wallis nun wirklich nichts neues, was man neu Erfinden müsste. Mal abwarten wie die Besuche im FunPlanet Gamens zurückgehen wenn da der grossteil der 90 Asylanten rum hängt...
Verzerrte Realität... - ↑18↓34
Komisch, dass von 3000 Mitgliedern gesprochen wird. Ich wundere mich, wie viele bloss von irgend jemandem zur Gruppe hinzugefügt wurden und automatisch nun Mitglied sind, obwohl sie es nicht wollen.
Des Weiteren frage ich mich, wie viele dieser Gegner des Asylzentrums schon jemals mit einem Asylbewerbenden gesprochen haben. Das Fremde macht zunächst Angst und diese wissen halt nicht alle zu überwinden...
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Beobachter - ↑44↓13
Alle sind gegen die SVP in Sachen Flüchtlinge und Durchsetzungsinitiative, überall wird die SVP in den Dreck gezogen; ja den Weltuntergang wird herbei Beschwört. Aber ein Asylantenheim im eigenen Dorf und schon stehen alle hinter der SVP, Leute bekennt Farbe und packt es an der Wurzel an, denn am Stengel ist es zu spät.
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