Wetter | Anhaltende Trockenheit in der Schweiz
Starke Gletscherschmelze in den Alpen
Wegen der anhaltenden Wärme und Trockenheit ist die Waldbrandgefahr in der Schweiz gestiegen. Die Niveaus der Gewässer sind tiefer als normal in dieser Jahreszeit, die Wassertemperaturen höher. Das Bundesamt für Umwelt informiert über die Auswirkungen auf Flüsse, Seen, Grundwasser und Gletscher.
In der ganzen Schweiz sind die Abflüsse stark unterdurchschnittlich. Eine Ausnahme bilden die Einzugsgebiete mit Gletscherschmelze. An einigen kleineren und mittleren Flüssen werden Niedrigwasserabflüsse gemessen, wie sie nur alle fünf Jahre auftreten, teilweise auch seltener. Auch die grösseren Flüsse führen sehr wenig Wasser.
Bei den Seen werden am Genfer- und Thunersee, an den Jurarandseen sowie am Lago Maggiore durchschnittliche Wasserstände gemessen. Demgegenüber liegen die Pegel von Boden-, Vierwaldstätter-, Walen-, Zürich- und Zugersee auf sehr tiefem Niveau. Bei einigen Seen wurde ein neuer monatlicher Tiefststand registriert.
Infolge von Gewittern können kleine und mittlere Flüsse lokal und kurzzeitig stark ansteigen. In Kombination mit der Gletscherschmelze können die Anstiege besonders markant sein, so etwa in den stark vergletscherten Einzugsgebieten des Wallis. Da bis Ende Juli meist trockenes Wetter vorhergesagt ist, werden die Abflussmengen weiter sinken. Die Niedrigwassersituation wird sich akzentuieren.
Mit Wasserknappheit ist nicht zu rechnen
Aufgrund der Trockenheit kann es lokal Einschränkungen der Wassernutzung geben, dies vor allem an kleineren und mittleren Fliessgewässern sowie lokalen Grundwasservorkommen. Kantone und Gemeinden können Einschränkungen verfügen, etwa für die landwirtschaftliche Nutzung, oder auch Verbote und Wassersparaufrufe aussprechen. Dies ist in einigen Kantonen geschehen.
Mit einer flächendeckenden Wasserknappheit ist zurzeit aber nicht zu rechnen. Als Wasserschloss Europas verfügt die Schweiz über grosse Wasserreserven. 80 Prozent des schweizerischen Trinkwassers werden aus Grundwasser gewonnen, das erst mit einer Verzögerung von Wochen bis Monaten und deshalb weniger akut auf Trockenheit reagiert.
Fische ausfischen und wieder aussetzen
Die tiefen Wasserstände und die hohen Wassertemperaturen wirken sich auch auf die Lebewesen im Wasser aus. Sehr hohe Temperaturen können bei Fischen Stress verursachen oder gar zum Tod führen. Zudem steigt für die Tiere das Risiko, krank zu werden. In flachen Gewässern kann die Temperatur sehr rasch ansteigen.
Wenn die Wassertemperatur stark ansteigt, können die kantonalen Behörden Fische beispielsweise ausfischen und in grösseren und somit kälteren Gewässern wieder aussetzen. In naturnahen und vernetzten Gewässern können Fische selber kühlere Abschnitte finden. Besonders in kleinen Gewässern im Mittelland und im Jura steigen die Wassertemperaturen schnell an.
Zurzeit liegen die Temperaturen in den Gewässern im Mittelland über dem Durchschnittswert für den Monat Juli. Gewässer, die von der Schnee- und Gletscherschmelze betroffen sind, bleiben in der Regel kälter als die übrigen. Zurzeit werden dort keine Rekordwerte registriert.
Erste Einschätzung im Oktober
Die Hitze führt in den Alpen zu einer starken Gletscherschmelze. Sollten die Temperaturen hoch bleiben, dürfte dieser Vorgang in den kommenden Sommerwochen andauern. Dabei verlieren die grossen Gletscher weniger stark an Masse als die kleinen, weniger mächtigen Gletscher.
Eine erste Einschätzung der Gletscherschmelze 2018 wird erst im Oktober möglich sein, wenn die hydrologischen Messdaten analysiert sein werden. Die definitive Bilanz wird Ende Jahr nach Auswertung der glaziologischen Daten erstellt.
Normalisierung der Lage?
Wie lange braucht es für eine Normalisierung der Lage? Das hängt von der Wetterentwicklung ab. Generell braucht es eine längere Phase mit regelmässigen, ergiebigen Niederschlägen, um ein Wasserdefizit in den Böden und im Grundwasser wieder auszugleichen und damit sich die Abflussmengen in den Fliessgewässern wieder normalisieren. Kaltfronten können die Wassertemperaturen relativ rasch abkühlen.
pd/map
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