Wildschweine
Thomas Imboden: «Wachsam sein!»
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Thomas Imboden: «Das Oberwallis ist für diese Tiere eigentlich kein optimaler Lebensraum»
Foto: 1815.ch/zvg
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Umgepflügtes Gebiet Eingangs Turtmanntal
Foto: Heinz Baumann
Seit zwei Wochen wird im Gebiet Schattenberge/Turtmanntal eine verstärkte Wildschein-Aktivität registriert. Für den zuständigen Wildhüter Thomas Imboden bedingt diese Situation erhöhte Wachsamkeit um grössere Probleme mit Schwarzwild-Schäden zu vermeiden.
In der Nacht auf Montag haben Wildschweine Eingangs Turtmanntal rund 50 Quadratmeter umgepflügt, wie der zuständige Wildhüter Thomas Imboden im Gespräch mit 1815.ch erklärt.
Er vermutet, dass es sich in diesem Fall um Überlaufer – einer Gruppe von ein- bis zweijährigen Wildschweinen – gehandelt hat. «Zurzeit scheint dieses Gebiet für die Gruppe attraktiv zu sein. Im Winter hingegen wird sie keine Chance haben, im Turtmanntal überleben zu können und wandern, je nach Möglichkeit, wieder in mildere Gebiete ab».
«Suboptimaler Lebensraum»
«Das Oberwallis ist für diese Tiere ein suboptimaler Lebensraum», wie der Wildhüter erklärt. «Doch der Lebensraum im Sommer mit seinen landwirtschaftlichen Kulturen und auch den Reben oder Mais- und Getreidefeldern übt auf die 'Unterwalliser' Wildschweine Anziehung aus. Die riesigen, ausgedehnten Wälder im Oberwallis bieten diesen Tieren zudem gute Versteckmöglichkeiten um beispielsweise Nachwuchs zur Welt zu bringen.» Dass sich die Tiere hauptsächlich auf den Raum Turtmanntal, rsp. Meschler oder Salgesch und Varen konzentrieren, will Imboden so nicht bestätigen.
«Einzelnachweise gab es bisher etwa auch im Waldbrandgebiet von Eyholz und in der Gemeinde Eischoll .» Imboden ist für das Gebiet Augstbord und Turtmanntal zuständig. «Seit nunmehr zwei Jahren registrieren wir ein verstärktes Aufkommen von sogenanntem Schwarzwild. Von einer Plage sind wir jedoch im Kanton Wallis noch weit entfernt.» Trotzdem müsse man weiterhin wachsam bleiben, damit sich der Wildschweinbestand nicht zu einem Problem entwickeln kann.
«Eine gute Kooperation besteht mit der Jägerschaft, die ihre Aufgabe sehr seriös wahrnimmt. Ihnen lassen wir deshalb auch die entsprechenden Standortinformationen zukommen».
Problem in der Deutschschweiz
«Im Vergleich zur Deutschschweiz, wo der Wildschweinbestand tatsächlich sehr hoch ist, befinden wir uns hierzulande in einer glücklichen Lage», betont Imboden. «Im Kanton Baselland werden jährlich bis zu 1000 Wildschweine erlegt – trotzdem entstehen hier pro Jahr Schadensbeträge bis zu einer halben Million Franken.»
Im Wallis hingegen seien Wildschweine eher eine Seltenheit. Ausser Frage steht, dass die zuständigen Wildhüter die Situation im Auge behalten müssen, bekräftigt Imboden. «Rund zwei Monate lang verhielten sich die Tiere im Oberwallis unauffällig. Seit zwei Wochen haben wir eine verstärkte Aktivität bemerkt.»
Imboden vermutet, dass der strenge Winter 2012/13 einen Teil der Wildschweine dazu gezwungen hat, wieder ins Unterwallis abzuwandern oder diese auf natürlichem Weg dezimiert wurden. Bisher musste der Wildhüter seit Anfang 2013 rund drei bis vier Mal einen Schadensplatz begutachten. «Der betroffene Bauer oder Landbesitzer erhält ein Formular um die Schäden festzuhalten und entsprechende Entschädigungsbeiträge zu erhalten. Die Aufgabe des Wildhüters ist das Ausmessen sowie Fotobeweise.» Die definitive Schadenseinschätzung nimmt ein Biologe bei der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere (DJFW) vor.
Die Wildschweine im Zuständigkeitsbereich von Thomas Imboden sind zurzeit in einem Gebiet angesiedelt, wo sie nach Aussagen von Imboden, «den kleinstmöglichen Schaden» anrichten können. «Ausser Frage ist der Schaden für Betroffene natürlich da. Wenn etwa eine Weide komplett umgepflügt wurde, kann dies dramatische emotionale Auswirkungen für den Besitzer haben.» Doch glücklicherweise würden die Wildschweine bis jetzt nicht in die Talebene kommen, wo sich die Reben, Mais- und Getreidefelder befinden. «In den Jahren 2012 und 2013 habe ich im Talgrund keinen einzigen Schaden registriert.»
Regulierung über ordentliche Jagd
«Zurzeit läuft die Regulierung über die ordentliche Jagd. Falls die Schäden es jedoch nötig machen, wird zusätzlich die Winterjagd durchgeführt.» Diese findet jeweils an vier Samstagen im Dezember sowie im Januar statt. Ausserhalb der regulären Jagdsaison ist ein Abschuss von Wildschweinen verboten. «Es wäre übrigens auch nicht notwendig, da wir etwa an der letztjährigen Jagd in den beiden Oberwalliser Wildschweinzonen 22 erlegte Tiere registriert haben.»
Das grosse Ziel sei es deshalb weiterhin, dass die Tiere auf diesem Weg unter Kontrolle gehalten werden. Da Wildschweine vor allem nachtaktiv und äussert scheu sind, gelingt es kaum, Fotos zu machen. Auch ein Festhalten des Wildschwein-Bestandes gestaltet sich als äusserst schwierig. «Den Bestand können wir nur anhand der aufgesuchten Schadensplätze einschätzen. Eine genaue Schätzung wäre nur dann möglich, wenn man eine Gruppe sehen würde. Eine solche Gruppe kann, inklusive dem Muttertier, rund 20 Tiere umfassen.»
Auch das Bewegungsmuster der Tiere ist unberechenbar. Konkret spricht Imboden das umgepflügte Gebiet Eingangs Turtmanntal an. «In der gleichen Nacht wurde mir aus Susten sowie im Illgraben Meldung gemacht. Ich vermute, dass in diesem Gebiet zurzeit zwei oder drei Gruppen mit je vier bis fünf Tieren herumstreifen.»
Trotz Schwergewicht, keine Gefahr
Ein ausgewachsens männliches Tier, ein sogenannter Keiler, kann zwischen 80 und 130 Kilogramm schwer werden. Auch die weiblichen Tiere wiegen bis zu 100 Kilo. «Selbst Frischlinge wiegen bereits bis zu dreissig Kilogramm», wie Imboden betont. Eine Gefahr geht von den Tieren keine aus. «Vorsicht ist für Zivilisten nur geboten, wenn man auf ein Muttertier mit Frischlingen trifft.» Verletzungen durch Wildschweine seien bisher im Kanton Wallis nie vorgekommen.
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