Tanz | Die Unterwalliser Nadia Barusso-Ladeiras und Dakota Simao wurden in den USA zu Weltmeistern gekürt
Tanzend an die Weltspitze
Sie sind 21- und 27-jährig und stehen seit Ende Juli an der Tanz-Weltspitze: Nadia Barusso-Ladeiras und Dakota Simao konnten den Final von «World of Dance» für sich entscheiden.
Sie stehen regungslos in einem Kubus von vier auf vier auf vier Metern, der aus 12 Aluminiumstangen besteht. Er setzt sich nur aus den Kanten zusammen, die Seiten sind offen, der dadurch entstehende Raum wird von den beiden Tänzern eingenommen.
Als die Musik – der Superhit «Figures» der kanadischen Sängerin Jessie Reyez – einsetzt, wird einem bei der tänzerischen Darstellung Angst und Bange: Dakota Simao stemmt seine Partnerin Nadia Barusso-Ladeiras in die Luft und wirft sie auf denBoden, tritt und schlägt auf sie ein und zerrt sie an den Haaren über die Bühne.
Die gewalttätigen Szenen, welche die beiden darstellen, sind das Ergebnis 15-monatiger Arbeit. Als Thema ihrer Vorführung wählten sie das Tabuthema «häusliche Gewalt». «Wir wollten die Szenen so authentisch wie möglich spielen», sagte Dakota Simao gegenüber dem Regionalsender Kanal 9. «In der Show bin ich sehr gewalttätig zu Nadia», sagt er, «man hört zwar oft von diesem Thema, aber man ist sich nicht im Klaren, was es eigentlich bedeutet. Dies wollen wir den Zuschauern aufzeigen.»
Mehr als nur Tanz
Das Projekt mit dem Namen «Cubique» soll mehr sein als eine Tanzshow. Das Projekt besteht aus einem interdisziplinären Team, das die Darbietung des Tanzduos in Form eines Kurzfilms und Performances im öffentlichen Raum entwickelt hat. Dem Projekt dient der Kubus als Raum, in welchem sie Themen ansprechen, die ihrer Meinung nach in der gesellschaftlichen Diskussion zu selten thematisiert werden.
«Cubique» wird nicht ewig mit dem Projekt zu häuslicher Gewalt auftreten. Zurzeit stehen die Themen «Vaterschaft» und «Behinderung» für künftige Performances im Raum. «Ziel wird es weiterhin sein, dass sich ein Diskurs mit dem Publikum ergibt», sagt William Bejedi, der als Projektleiter von «Cubique» fungiert.
Sechs Jahre Harmonie
Nadia Barusso-Ladeiras aus Réchy bei Siders und der Sittener Dakota Simao tanzen seit sechs Jahren zusammen. Im Jahr 2012 schloss sich Barusso-Ladeiras der von Simao in Martinach gegründeten Tanzschule «WLS Studio» an.
«Cubiques» Performance ist ein bunter Reigen unterschiedlichster Tanzstile. In ihre Basis, den Hip-Hop-Tanz, fliessen neuere, zeitgenössischere Ausdrucksweisen wie das explosive und expressive Krumping oder zeitgenössischer Tanz. Aber auch Elemente aus etablierteren Formen wie lateinamerikanischen Tänzen und sogar Ballett brauchen sie in ihren Aufführungen.
Dieser Mix verschiedener Stile verhalf Barusso-Ladeiras und Simao zur Jurybewertung von 93,3 Punkten (von maximal 100). Die Jury hob in ihrer Bewertung den Fluss, die Kraft und die Kontrolle über Körper und Bewegungen hervor, aber auch dieEmotionen, welche durch die «Ne me quitte pas» («Verlass mich nicht») getaufte Performance ausgelöst wurden. «Die Siegerehrung war ein Moment der unbeschreiblichen Freude und Erleichterung», sagt Bejedi, «Erleichterung, dass sich das Risiko von Konstruktion und schwierigem Tabuthema ausbezahlt hat.»
Karrieresprungbrett
Der Final von «World of Dance» ist für die beiden Unterwalliser eher Karrieresprungbrett als finanziell ergiebig. Läppische 500 US-Dollar betrug das Preisgeld. Beim gewonnenen Final handelte es sich aber gewissermassen um eine Vorentscheidung für die Teilnahme an der Tanzshow gleichen Namens. Diese wird seit Mai 2017 als Ergänzung zu «America’s Got Talent» (der Vorlage zu «Die grössten Schweizer Talente») ausgestrahlt und ist mit einem Preisgeld von einer Million US-Dollar dotiert. Zurzeit habe sich die Jury zur Beratung zurückgezogen, da nur Tänze ausgewählt würden, die den Fernsehzuschauern gefallen könnten.
Läuft alles rund, werden Nadia Barusso-Ladeiras und Dakota Simao Ende dieses Jahres für die Aufzeichnungen der TV-Show «World of Dance» wieder in die USA fliegen, in den Kubus von vier mal vier mal vier Metern steigen und ihre Darbietung einem Millionenpublikum vorführen.
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